80 Jahre Anschluss: nicht rituelles Gedenken, sondern Lehren ziehen für heute

Details
Date: 
Samstag, 10. März 2018 - 15:00
City: 
Wien
Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftgasse
Seminar, 10. März 2018, Wien

Der 12. März, der Tag des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland vor 80 Jahren, wird für das offizielle Österreich zur Verlegenheit. Es war vor allem die Ausschaltung der Demokratie im Austrofaschismus, die Feigheit und Anschlusssehnsucht der eigenen Machteliten, die dazu führte, dass im März 1938 der Annexion kaum Widerstand entgegengesetzt werden konnte. Diese Anschlusssehnsucht teilten nicht wenige hochrangige Sozialdemokraten, die zuvor den Widerstand auf der politischen Basis eines selbständigen Österreichs hintertrieben hatten. Karl Renner, später Bundespräsident, drängte sich den Nazis richtig auf.

Man wurde Teil einer Großmacht. Das aber scheint gegenwärtig den Eliten und der politischen Klasse durchaus genehm, siehe die Ausfälle gegen die „Kleinstaaterei“. Nur im Rahmen der EU könne man sich global wieder Geltung verschaffen – und zwar auf einer strikt wirtschaftsliberalen Grundlage. Wieviel bleibt da noch vom Anspruch auf Demokratie und Volkssouveränität?

Und wir wollen uns Gedanken machen über die Bedeutung des staatlichen Schuldeingeständnisses Ende der 1980er Jahre: wie sehr verwischt das Postulat der Kollektivschuld die Rolle der Eliten im Nationalsozialismus und wird dadurch nicht auch das Konzept einer selbständigen Nation Österreich in Misskredit gebracht? Denn im Gegensatz zu den Herrschenden hält die Bevölkerung insbesondere das Österreich der 1970er Jahre, mit seinem sozialen Kompromiss und seiner ausgleichenden Außenpolitik, in positiver Erinnerung. Darum steht, im Gegensatz zu den Oberschichten, die Mehrheit für die Neutralität.

Was ist also von dem umso demonstrativeren Bekenntnis zum Antifaschismus zu halten, wenn gleichzeitig Opposition gegen die neoliberale Konterreform und die Herausbildung einer militarisierten EU-Großmacht als populistisch und nationalistisch verunglimpft – und dabei gleich rechts mit links gerne in einen Topf geworfen wird?

Wir haben einen eigenen Blick auf die Geschichte. Er unterscheidet sich drastisch von dem des politischen Establishments. Die aktuellen politischen Strukturen dürfen sich nicht länger hinter schief ideologisierten historischen Gedenkjahren verbergen. Wir wollen die Bedingungen und die Kontinuitäten herausarbeiten.

von 15–ca 20 Uhr Seminar,

* Albert F Reiterer, Historiker und Sozialwissenschaftler
* Antifaschistische Aktion Wien
* Thomas Pierer, KPÖ Steiermark
* Solidarwerkstatt
* Gernot Bodner, Antiimperialistische Koordination (AIK)

Veranstaltet von: Antifaschistische Aktion Wien, Solidarwerkstatt, Antiimperialistische Koordination, KPÖ Steiermark