Sie haben sie bei lebendigem Leibe verbrannt

02.08.2001

Bericht der DHKC am Sommerlager 2001


Die Delegation der DHKC aus der Türkei hat bei ihrer Veranstaltung am Antiimperialistischen Sommerlager den Schwerpunkt auf den Kampf in den türkischen Gefängnissen gelegt. Am 20. Oktober 2000 begann das Todesfasten als Protest gegen die neuen Gefängnisse (F-Typ-Isolationszellen). Am 19. Dezember führte die Polizei einen drei Tage andauernden brutalen Angriff auf mehrere Gefängnisse. Bei diesen Angriffen die unter dem Namen "Operation …‚Zurück ins Leben´" geführt wurden starben 28 Menschen. Die Polizei setzte Hunderte von Tränen- und Nervengasbomben sowie unzählige Brandbomben und Schusswaffen ein. Mit den Worten "Wir sind gekommen, um euch zu töten" ließen sie keinen Zweifel über den Hintergrund der Aktion. In diesen Tagen im Dezember sollte der Hungerstreik gebrochen und die Gefangenen in die unmenschlichen Isolationsgefängnisse überstellt werden. Die Medienpropaganda berichtete von Kämpfen zwischen den Gefangenen und von Selbstverbrennungen. Doch das waren alles Lügen. Der Kampf wurde durch dieses Vorgehen der Polizei jedoch nicht gebrochen. Der Staat hat auf verschiedenste Weise versucht, das Todesfasten zu beenden. Durch gezielten Druck auf die Familien der Gefangenen sowie durch Zwangsernährung wurde versucht den Widerstand zu brechen. Die Zwangsernährung führte neben den körperlichen Qualen auch oft zum sogenannten Korsakov Syndrom. Dieses bedeutet einen Gedächtnisverlust bis zum jeweils aktuellen Tag.

Die Dauer und Härte des Hungerstreiks zeigten allerdings bereits Wirkung auf Seiten der Justiz. Der Justizminister musste zugeben, die Bewegung mit den bereits angewandten Mitteln nicht brechen zu können. Er zollte den Kämpfern sogar zynisch Respekt, indem er meinte, dass solche Leute für den Aufbau einer starken Türkei gut zu gebrauchen wären. Die Bestätigung für das unmenschliche Vorgehen kam allerdings bald von der EU, welche die F-Typ Gefängnisse als mit den Menschenrechten vereinbar einstufte. Der deutsche Justizminister unterstützte seinen türkischen Kollegen ebenfalls, indem er den Kampf gegen die politischen Gefangenen mit dem Kampf gegen die RAF gleichsetzte.

Heute ist der 285. Tag des Todesfastens in dem bisher 61 Menschen gestorben sind. Es laufen Solidaritätsaktionen in der ganzen Türkei. Die Unterstützung der Linken insbesondere in Europa war bisher marginal. Die Gefangenen denken nicht an ein Ende dieses Todesfastens, bis die Forderungen, die zu Beginn gestellt wurden erfüllt sind. Dies Forderungen beinhalten nicht nur die Schließung der F-Typ-Gefängnisse sondern greifen auch die Militärgerichtsbarkeit an. Die türkische Regierung ist nicht gewillt diese Forderungen zu erfüllen. Darum benötigt dieser Kampf unsere Solidarität und die Unterstützung durch die Linke im "demokratischen" Europa.

Aus dem aktuellen Flugblatt der DHKC
"Carlo Giuliani, der in Genoa von den Bodyguards der G-8 ermordet wurde, wird als Flagge des vereinigten anitimperialistischen Kampfes der Völker der Welt weiterleben. (...)Wir setzen unseren anitimperialistischen und antioligarchischen Kampf mit Blutbädern und Toten fort. Alleine während des Widerstandes gegen die Isolationszellen, die vom IWF, dem US-amerikanischen und europäischen Imperialismus erzwungen werden und von einer kollaborierenden Regierung angewendet werden (und das seit 10 Monaten) sind bereits 60 unserer Kameraden gefallen. 60 Tote in 10 Monaten."