Vom STANDARD abgelehnter Beitrag zum Nahen Osten

08.03.2002

von Maamoun Chawki

Ich möchte meinen Dank dem Standard, der dieses Diskussionsforum zum arabisch-palästinensischen Konflikt mit Israel ermöglicht hat, aussprechen. Heute ist es notwendiger denn je, dieses Thema zu enttabuisieren und die Diskussion verstärkt zu führen.
Der Alltag und die Fakten sprechen für sich: Israel besetzt die Westbank und den Gazastreifen, und es ist nicht etwa umgekehrt, daß die Palästinenser israelisches Territorium besetzt hätten.
1991 fand die Madrider Konferenz unter dem Motto "Frieden gegen Land" statt. Tatsächlich ist die Zahl der Siedlungen in der Westbank und in Gaza seither immens gestiegen, während die Autonomiegebiete in zahlreiche Bantustans aufgeteilt wurden. Im Artikel von Timna Brauer hört sich das umgekehrt an, als ob es die PalästinenserInnen wären, die sich gegen den Frieden aussprechen würden.
Seit ich begonnen habe zu denken, höre ich, daß das Ende des Palästinaproblems in greifbare Nähe gerückt ist und das von US - amerikanischen und israelischen Politikern, die angeblich eine friedliche Lösung finden wollen. Aber bis heute ist nichts geschehen - im Gegenteil: Israel behält sich Jerusalem, die Golanhöhen, die Westbank und den Gazastreifen und übt seine Gewalt unvermindert aus. Die israelische Besatzung manifestiert sich Tag für Tag durch das Schaffen harter Fakten, der größte Teil der Opfer der Politik Israels stammt aus der Zivilbevölkerung. Mittlerweile wird von Dutzenden israelischen Reservisten berichtet, die sich weigern, den Wehrdienst in Westbank und Gaza abzuleisten, was aber leider bis jetzt nur eine marginale Erscheinung darstellt. Sondern die meisten schießen weiterhin auf palästinensische Kinder und Frauen.

Die Aggressionen Israels richtet sich nicht nur gegen die Menschen. Die israelische Armee hat bis heute zehntausende Bäume ausgerissen, tausende Häuser, den Boden, die Landwirtschaft als Lebensgrundlage und die ganze Infrastruktur der PalästinenserInnen zerstört. Ich bin kein Palästinenser, aber ich möchte die Situation objektiv betrachten. Was ich mir denke ist, daß Israel nicht reif genug für den Frieden ist. Syrien, Ägypten, Jordanien und die PalästinenserInnen haben die Hand zum Frieden gereicht, doch Israel hat bis heute keine ernsthafte Bereitschaft gezeigt, auf diese Angebote einzugehen. Für den Frieden braucht man Mut. Darum ist es unsere Aufgabe hier, Israel nicht zu schonen und seine Politik zu legitimieren, sondern entschieden zu kritisieren und zu verurteilen. Sogar bis zu Boykottmaßnahmen, damit Israel die Resolutionen des UNO - Sicherheitsrats anerkennt. Die Bedingung für die Aufnahme Israels in die UNO war die Anerkennung der Resolution 194, die das Rückkehrrecht der Palästinenser garantiert.

Es geht nicht, wie Frau Brauer beschreibt, um einige verrückte Siedler aus den USA, sondern um eine überlegte Politik im nationalen Konsens gegen die PalästinenserInnen. Die Regierung Sharon ist kein Produkt Arafats, sondern der israelischen Gesellschaft. In dieser Regierung sitzt auch Peres und seine Partei. Ohne die Unterstützung von Peres wäre die jetzige Politik nicht möglich.

Aber es gibt Zeichen der Hoffnung: Der Knessetabgeordnete Ahmed Tibi sagte auf der Pressekonferenz in Kairo am 2.3. 02, daß Siedler aus der Westbank ihn kontaktiert und gebeten hätten, daß er ihnen hilft, damit sie mit Unterstützung der Palästinenser die Gebiete verlassen können. (Arabischer Sender Aljazeera)
Auf eine friedliche Lösung hoffen wir alle.