Das afghanische Volk bestimmt sein nationales Schicksal selbst!

19.11.2001

Erklärung der Afghanen gegen den Krieg in Österreich

Unserem afghanischen Volk geht die Freiheit und Selbstbestimmung über alles. Gegen jede äußere Einmischung, Beherrschung und Okkupation, und derer mussten wir viele erleiden, haben wir und werden uns immer zur Wehr setzen, selbst wenn wir dafür unser Leben einsetzen müssen. Auch gegen die heutige Aggression der USA und ihrer Verbündeten werden wir uns verteidigen!

Die Nordallianz unter Burhanuddin Rabbani ist mit Hilfe amerikanischer Bomben an die Macht gekommen, die Tausende unschuldige Zivilisten töteten, Millionen zu Flüchtlingen unter menschenunwürdigen Bedingungen machte und unser unschuldiges Volk in noch tieferes Elend stürzten. Sie ist nichts als eine Marionette der USA. Kein ehrlicher Afghane kann diese Regierung der Handlanger fremder Mächte akzeptieren.

Die Milizen der Nordallianz zeichnen verantwortlich für unzählige Massaker, Vergewaltigungen und Verbrechen an der Zivilbevölkerung in der Periode des Bürgerkriegs. So wurde bei der Eroberung Mazar-e Scharifs bereits im Mai 1997 über 5.000 Paschtunen aus rassistischen Motiven ermordet. Ihre marodierenden Soldaten setzen diese schreckliche Tradition fort, indem sie abermals bei der Einnahme Mazars und Kabuls Tausende unter dem Vorwand hinmetzelten, sie seien Taliban. Wir werden die Taten dieser Kriminellen nicht einfach hinnehmen.

Die Nordallianz vertritt weder die Interessen der verschiedenen kleinen nationalen und religiösen Gruppen unseres Volkes, noch die der Mehrheitsbevölkerung der Paschtunen. Tatsächlich waren und sind sie vor allem Handlanger verschiedener widersprüchlicher ausländischer Interessen. Wir treten für die Einheit unserer Volkes unter Respektierung seiner Vielfalt ein. Die Nordallianz steht jedoch für die Teilung des Landes, der wir uns mit allen Mitteln entgegensetzen werden.

Die Nordallianz behauptet, sie wolle Platz für eine breite Übergangsregierung machen, die unser gesamtes Volk vertrete. Doch bereits zwischen 1992 und 1996 erwies sie sich als unfähig eine breite, die Interessen der Mehrheit in seiner ganzen Differenziertheit repräsentierende Regierung zu bilden. Die Führer der Nordallianz waren nicht bereit sich untereinander zu einigen, geschweige denn die Macht abzutreten. Sie stürzten unser Land in einen grausamen Bürgerkrieg, der es zerstückelte. Selbst die Hauptstadt Kabul zerfiel in mehrere Teile.

Die einzige demokratische Lösung unserer nationalen Probleme ist die konsequente Durchsetzung unseres Selbstbestimmungsrechtes. Dazu muss die westliche Aggression gegen unser Volk ein sofortiges Ende finden und bedingungslose Reparationen geleistet werden. Es darf zu keiner Stationierung fremder Truppen auf unserem Territorium kommen. Wir fordern die Einberufung einer Loya Jirga, einer großen nationalen Ratsversammlung, die sich über zahlreiche kleinere Jirgas auf die Masse unseres Volks stützt und so ein demokratisches Abbild seines Willens darstellt. In den Prozess der Loya Jirga müssen die Millionen Flüchtlinge und Hunderttausenden im Ausland lebenden Intellektuellen einbezogen werden. Ihre Legitimität erhält diese Konstituante durch freie demokratische Wahlen nach traditionellem afghanischen Verfahren, in das wir uns jegliche fremde Einmischung verbitten, sei es durch die Großmächte allen voran den Vereinigten Staaten oder sei es durch unsere Nachbarländer.

Afghanen gegen den Krieg in Österreich
Wien, 18. November 2001

Kontakt: Mag. R. Zadran
Tel / Fax +43 1 92 20 723