Aufruf zu einem antiimperialistischen Ersten Mai

28.04.2002

1. Mai, 10:00 Oper, Wien

Treffpunkt: 10 Uhr Oper

Veranstaltungshinweis:

Die Schlacht um Jenin.
Der Widerstandskampf des Flüchtlingslagers Jenin gegen den israelischen Vernichtungsfeldzug
1. Mai, 19.00
Vorstadtzentrum XV.
Meiselstraße 46/4
1150 Wien

Der Erste Mai ist der Kampftag der Arbeiterinnen und Arbeiter. Er ist dies nicht nur für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Österreich und in den reichen westlichen Ländern, sondern auch für jene der unterentwickelten Länder des Südens und Ostens. Doch während in Österreich der Erste Mai schon lange ein Feiertag ist, an dem die Arbeiterinnen und Arbeiter in Ruhe und mit Selbstbewusstsein die Wiener Ringstraße für sich in Beschlag nehmen können, kommt es in anderen Ländern gerade an diesem Tag zu blutigen Auseinandersetzungen und gewaltsamer Unterdrückung gegen Kundgebungen und Aufmärsche, gegen Protestaktionen und Streiks.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter des Südens und Ostens haben jene des Westens zahlenmäßig bereits weit überholt. Und sie sind es, die Ausbeutung, Unterdrückung, Rechtlosigkeit, schwerste Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne in ihren extremsten Formen zu spüren bekommen. Sie sind die ersten und direktesten Opfer der Globalisierung, die "Entwicklung" und "Wohlstand" für die ganze Welt verspricht, doch nichts anderes macht, als die letzten nationalen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Verwertungsbedingungen in allen Ländern zu optimieren und schließlich dem weltweiten Raubzug der multinationalen Konzerne Tür und Tor zu öffnen. Westliche Konzerne lassen bevorzugt in den Ländern des Südens und Ostens produzieren, wo die Löhne niedrig, die Vorschriften minimal und die Rechtlosigkeit der Arbeiterinnen und Arbeiter fast absolut ist. Anstatt den in den jeweiligen Ländern produzierten Reichtum auch den Produzenten zu Gute kommen lassen, wird dafür gesorgt, dass dieser direkt in den Westen fließt. Wer sich weigert, die diktierten Bedingungen zu akzeptieren, bekommt keine Kredite; wer sich weigert, die eigenen Rohstoffe und Bodenschätze dem Westen zur freien Entnahme anzubieten, wird bestraft, durch Kreditverweigerung, Ausschluss vom Weltmarkt, Boykottmaßnahmen oder humanitäre Bomben.

Dagegen schreien die Arbeiterinnen und Arbeiter der Welt auf. Und sie tun es in vielerlei Gestalt. Sie tun es in heroischen Arbeitskämpfen um die elementarsten Rechte und gewerkschaftliche Organisierung, für Löhne, die über dem Existenzminimum liegen, und faire Arbeitsbedingungen, wie z.B. die Textilarbeiterinnen in Bangladesh. Sie tun es in Kämpfen gegen die Ausverkaufs- und Privatisierungspolitik ihrer eigenen Regierungen, wie etwa die südkoreanischen Arbeiterinnen und Arbeiter. Sie tun es in Kämpfen gegen die vom IWF diktierte Politik des sozialen Kahlschlages, die beispielsweise Argentinien seit Monaten erschüttern. Sie tun es in der Verteidigung ihrer Rohstoffe und Bodenschätze gegen den uneingeschränkten Zugriff des Westens, wie es das venezolanische Volk im Kampf gegen den US-unterstützten Putsch getan hat, oder das leidgeprüfte irakische Volk, das auch nach mehr als zehn Jahren der Aushungerung hinter seiner Regierung steht und nicht gewillt ist, das Erdöl aus der staatlichen Hand zu geben. Und sie tun es schließlich mit der Waffe in der Hand gegen korrupte und ausbeuterische Oligarchien im Auftrag der US-Regierung, wie die kolumbianische Guerrilla- und Volksbewegung, oder in unerschütterlichem Widerstand gegen die übermächtige, bis an die Zähne mit amerikanischem Geld bewaffneten Besatzungsarmee, wie das palästinensische Volk.

Dafür werden sie als Terroristen, Drogenhändler und Verbrecherbanden bezeichnet. Ihr legitimer Kampf um ihre Rechte, ihr gerechter Widerstand gegen die imperialistische Unterwerfung, ihr rechtmäßiger Aufstand gegen die neoliberale Ausbeutung wird mit imperialistischen Kreuzzügen, humanitären Bomben, radioaktiver Uranmunition, militärischen Vernichtungsoffensiven gegen die Zivilbevölkerung, biochemischer Verseuchung und blutrünstigen Todesschwadronen beantwortet.

Sie werden nur dann eine Chance haben, wenn die Arbeiterinnen und Arbeiter des Westens ihren legitimen Kampf bedingungslos unterstützen.

Setzen wir ein Zeichen am internationalen Kampftag der Arbeiterinnen und Arbeiter! Für einen Antiimperialistischen Ersten Mai!

Schließt Euch dem Block der Antiimperialistinnen und Antiimperialisten an! Mit uns werden jugoslawische, palästinensische, kolumbianische und irakische Genossinnen und Genossen marschieren.