Fiktion "gutes Amerika"

05.11.2004

Antiimperialistische Koordination

Seit Jahren liegt man uns mit dem Mantra vom guten Amerika im Ohr. Der Gotteskrieger Bush und seine neokonservativen Kämpfer für das American Empire seien nur ein Ausrutscher der Geschichte über die das liberale Amerika, so wie wir es aus der Propaganda des Kalten Krieges als Hort der Freiheit kennen, obsiegen würde.

Die Realität hat dieses verbohrte Dogma nun endgültig Lügen gestraft. Trotz des archaischen und undemokratischen Wahlsystems kann man den Bushmännern die solide Unterstützung, die sie in der US-Bevölkerung genießen, nicht absprechen. Zwar haben sich die "White Anglo-Saxon Protestants", der militärisch-industriellen Komplex, die Finanz- und Industrieoligarchie mit einem gepanzerten Regime vor einer allfälligen Opposition gesichert – so errang der Kandidat der Grünen, Ralf Nader, lächerliche 400.000 Stimmen. Doch selbst unter bürgerlich-demokratischen Bedingungen wären sie keineswegs isoliert. Sie haben die massive Unterstützung der Mittelklassen und auch eines Teils der unteren Schichten. Der christliche Fundamentalismus ist zu einer wirklichen Massenbewegung geworden. Unter dem Strich unterstützt eine Mehrheit aus allen Ebenen der sozialen Pyramide den permanenten Krieg und die Errichtung des amerikanischen Reiches.

Die irrationale christliche Rechtfertigung für den permanenten Krieg hat jedoch einen durchaus rationalen Kern – ohne die US-Weltherrschaft wäre der gegenwärtige Lebensstandard der oberen Zweidrittel niemals zu halten. Auf die demokratische Werte als Rechtfertigung verzichten die Neokonservativen sowieso zunehmend – zumindest nach innen. Nur die europäische Intelligenz, die Zivilgesellschaft ist noch blöd genug an das gute, liberale Amerika zu glauben. Doch letztlich hängt auch ihre privilegierte soziale Stellung von der Schlagkraft der US-Militärmaschine ab.

Die USA haben sich als eine zutiefst reaktionäre Macht bestätigt. Der Gegensatz zwischen Regierung und Volk entspringt einer europäischen Fiktion. Der Verlierer Kerry hat als seine letzte Botschaft die Einheit der Nation hinter Präsident Bush beschworen. Das heißt keineswegs, dass es keine echte Opposition gäbe, doch die erweist sich als leider marginal.

Der Kampf gegen den Amerikanismus – gegen den permanenten Krieg, gegen Globalisierung und Neoliberalismus, gegen Besatzung und Völkermord, gegen das amerikanische Reich – ist daher das Gebot der Stunde. Eine breite antiamerikanische Front kann den Weg zu einer neuen Niederlage der USA, wie jene in Vietnam, bereiten und so die imperiale Einheit Amerikas erschüttern und einer inneren Opposition der unterdrückten Schichten Raum schaffen. Darum muss der Widerstand gegen die USA in aller Welt unterstützt werden.

Die unterdrückten Völker selbst, die Opfer des Neoliberalismus, die Milliarden Armen nicht nur in der Dritten Welt, sie sind die Kraft, die die Menschheit vor der imperialen Barbarei befreien kann.

Nieder mit dem amerikanischen Reich!