Risse in der Mauer

17.12.2004

Solidaritätsreise nach Palästina

Im September 2000 brach die zweite Intifada, ein neuerlicher Aufstand der palästinensischen Bevölkerung gegen die israelische Besatzung, aus. Auslöser war eine Provokation des heutigen israelischen Premierministers Ariel Sharon. Der Unmut der palästinensischen Bevölkerung entlud sich gegen die leeren Versprechungen der Oslo-Verträge, die sich als Schall und Rauch herausgestellt hatten.

Seit damals hat sich die Situation in Palästina zusehends verschärft. Tausende Tote und Zehntausende Verletze sind zu beklagen. Ausgangssperren, Ausnahmezustand, Häuserzerstörungen, Vernichtung von Schulen und Krankenhäusern, Ackerland und Plantagen sind an der Tagesordnung. Andererseits setzt der nicht nachlassende Widerstand des palästinensischen Volkes die israelische Regierung zusehends unter Druck.

In Europa ist hingegen eine schleichende Entsolidarisierung der öffentlichen Meinung mit dem Befreiungskampf der palästinensischen Bevölkerung zu bemerken. Lippenbekenntnisse der europäischen Regierungen an die Adresse Israels, sich militärisch zu mäßigen, stehen beste diplomatische Beziehungen einschließlich lukrativer Waffengeschäfte mit Israel gegenüber. Der legitime palästinensische Widerstand jedoch wird medial und politisch immer mehr als unmotivierter blutrünstiger Terrorismus bezeichnet, insbesondere seit das US-Regime im Gefolge der Anschläge vom 11. September 2001 den internationalen "Krieg gegen den Terror" ausgerufen hat. Dabei sind es Bushs Krieg und Sharons Offensive, sind es die Besatzung in Palästina wie im Irak, die Terror für die Bevölkerungen des Nahen Ostens bedeuten. Der ungleiche Kampf des palästinensischen Volkes, so wie jener des irakischen, gegen den übermächtigen Feind, die Tatsache, dass trotz des exorbitanten Kräfteungleichgewichts der Widerstand nicht zum Erliegen gebracht werden kann, bedeutet jedoch Hoffnung und Zuversicht nicht nur für die Palästinenserinnen und Palästinenser, sondern für alle in dieser Weltordnung unterdrückten Völker.

Der Tod von Yasser Arafat, historischer Führer der palästinensischen Befreiungsbewegung und Vorsitzender der palästinensischen Autonomiebehörde, hinterlässt ein Machtvakuum. Es besteht die Gefahr, dass diese Situation der Ungewissheit vom israelischen Regime dazu genützt werden könnte eine Generaloffensive gegen den palästinensischen Widerstand durchzuführen, um diesen nicht nur seiner Köpfe zu berauben, sondern ihn vollends und physisch zu vernichten.

Das palästinensische Volk braucht angesichts der permanenten militärischen Aggression gegen seine Lebensgrundlage sowie der medialen und politischen Offensive gegen seinen Befreiungskampf dringend unsere Unterstützung. Es gilt, angesichts der Situation des permanenten Krieges und insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen militärischen Offensive nach Arafats Tod unsere politische Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Die antiimperialistische und demokratische Bewegung ist aufgerufen das palästinensische Volk, sein physisches Überleben und seinen politischen Widerstandskampf mit Entschlossenheit zu verteidigen.

Vor diesem Hintergrund und mit diesen Zielen wird im August 2005 eine internationale Informations- und Solidaritätsdelegation nach Palästina aufbrechen. Ein Teil des Programms werden Zusammentreffen und Diskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern politischer, kultureller und sozialer Organisationen des Widerstandes in den besetzen Gebieten und innerhalb der Grünen Linie sein. Darüber hinaus sind Treffen mit antizionistischen Israelis, die in Israel unter politischer Verfolgung zu leiden haben, geplant. Der zweite Teil der Delegationsreise wird ein Arbeitseinsatz in einer sozialen Einrichtungen in Solidarität mit der Bevölkerung sein. Damit soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit gegeben werden, sich ein Bild vom schwierigen Alltagsleben der palästinensischen Bevölkerung unter der Besatzung zu machen und einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der palästinensischen Lebensgrundlage zu leisten.

Österreichisch-Arabisches Kulturzentrum OKAZ
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