Vom Erzbischof zum Regisseur

23.04.2004

Italienische Abgeordnete und Würdenträger verlangen die Freilassung der inhaftierten AntiimperialistInnen

Die prominentesten Verteidiger der inhaftierten AntiimperialistInnen sind der Erzbischof von Umbrien und der international renommierte Regisseur Michelangelo Antonioni.

Der Erzbischof Giuseppe Chiaretti, der Moreno seit seiner frühen Kindhit kennt, als er selbst noch Priester in Pigge di Trevi war, verkündete öffentlich, dass er sich gegen die politische Dämonisierung Morenos ausspreche. Michelangelo Antonioni betonte seinerseits, dass "Moreno ist kein finsterer Verbündeter des Terrorismus ist, wie es uns die Presse weis machen will. Vielmehr ist er ein Mensch mit hohen menschlichen Werten, der sich den Problemen dieser Welt widmet, inspiriert durch die Ethik der Solidarität mit den Erniedrigten und Unterdrückten, sowie den Bedürfnissen der Verfolgten. Deshalb wollen wir Moreno und seinen Idealen, welche die Vieler sind, und sicher nicht schuldig, unsere Solidarität aussprechen."

Derweilen brachten zwei Abgeordnete der Grünen Partei, Mauro Bulgarelli und Paolo Cento, eine an den Justiz- und den Innenminister gerichtete Parlamentsanfrage den Fall der Inhaftierten betreffend ein. Sie nannten den Vorfall eine "Übertreibung" und strichen heraus, dass es keinen ernsthaften Beweis der Abklage bezüglich der Beteiligung der Angeklagten an terroristischen Aktivitäten gibt. Sie stellten die Frage, weshalb in den übrigen Ländern der Europäischen Union, die sich an der Operation beteiligten sämtliche Verhafteten wieder freigelassen werden mussten, während Italien diese weiterhin in Isolation hält.

Auch die Abgeordnete der Kommunistischen Partei Italiens (PdCI), Katia Bellillo, beantragte eine parlamentarische Untersuchung. Sie unterstrich, dass die Antiimperialistische Koordination für ihre "vielseitigen Initiativen (Kongresse, Versammlungen und Demonstrationen) die oftmals radikal und kontrovers diskutiert werden, bekannt sei." Und ihre Aktivitäten "immer öffentlich und in absolute legalem Rahmen" abgehalten wurden. In der Anhörung drängte sie die juristischen Autoritäten entsprechend der durch die Konstitution garantierten demokratischen Freiheiten zu handeln. "Meinungsverschiedenheiten dürfen nicht mit Repression beantwortet werden."

Katia Bellillo und Graziella Mascia, Abgeordnete von Refundatione Communista (PRC), besuchten die weiblichen Gefangenen, die Männer werden jedoch weiterhin in Isolation gehalten.

Auch erbitterte Feinde der Antiimperialistischen Koordination und ihre Sprecher brachten ihre Opposition gegenüber dem repressiven Schwenk der Autoritäten zum Ausdruck. Luigi Andreani, Mitglied der umbrischen Regionalregierung und Abgeordneter der "Christdemokraten" (UDC), brachte seine persönliche Wertschätzung "für den Mann, den ich nun dreißig Jahre lang kenne, und den ich immer für seine Loyalität und seinen Stolz schätzte" zum Ausdruck. "Auch wenn wir unterschiedlichen politischen Lagern angehören fühle ich mich berufen Moreno meine menschliche Solidarität auszusprechen."

Der Vorsitzende der Kommunalregierungsfraktion "Forza Italias" (Berlusconi´s Partei) in Folignio, Umbrien, der Anwalt Stefano Zuccarini, wurde wie folgt zitiert: "Wirklich, mir fällt es schwer zu glauben, dass Moreno ein Al-Qiada-Terrorist sein soll. Ein eingefleischter Kommunist wie er würde kein langes Leben führe unter einem isalmischen Regime."

Die beiden Bürgermeister jener Gemeinden in welchen Moreno Pasquinelli nicht nur lebte, sondern auch eine bekannte und respektierte Persönlichkeit ist (laut Trevi Giuliano Nalli, Linksdemokraten, und Campello sul Clitunno Domizio Natali, Kommunistische Partei Italien) verurteilten die unfundierten Anschuldigungen und forderten die sofortigen Freilassung der Inhaftierten. Für den 26. April hat die Gemeindeversammlung von Trevi eine Debatte über den Beschluss der Vorverhandlung anberaumt. Sie unterstreichen, dass der Bewohner Pasquinelli kein Terrorist ist. Es wird erwartet, dass der Antrag angenommen wird.

Ein lokales Komitee "Befreit sie sofort", welches Protestaktionen vorbereitet, wurde gebildet. Einige Hundert Menschen haben den Protestantrag zur Freilassung der Inhaftierten unterschrieben, unter ihnen an die dreißig bekannte Menschen:

Michelangelo Antonioni, film director
Enrica Antonioni, film director
Giuseppe Chiaretti, archbishop of Perugia
Fabrizio Bracco, secretary of the Left Democrats (DS) for Umbria
Katia Bellillo, MP for the Party of Italian Communists (PdCI) and ex minister of the precedent centre left government
Vincenzo Riommi, councillor for finance and personal of the regional government of Umbria
Giuliano Nalli, mayor of Trevi, Umbria, Left Democrats (DS)
Domizio Natali, mayor of Campello sul Clitunno, Umbria, Party of Italian Communists (PdCI)
Roberto Segatori, lecturer in political science of the university of Perugia
Fabio Bettoni, councillor for culture of Foligno, Umbria
Luigi Andreani, centre right member of the regional parliament of Umbria
Maurizio Donati, liberal "Italia dei Valori" member of the regional parliament of Umbria
Pierdomenico Andreani, "Alleanza Nazionale" co-ordinator of Trevi, Umbria
Ambretta Ciccolari Micaldi, communal councillor of the "Left Democrats" (DS) in Foligno, Umbria
Simonetta Scarabottini, communal councillor of the "Left Democrats" (DS) in Campello sul Clitunno, Umbria
Giuseppe Ranucci, president "Acqua e Gas", Foligno, Umbria
Walter Fusi, didactic primary school director, Foligno, Umbria
Cesare Migliozzi, communal councillor in Foligno, Umbria
Ulderico Sbarra, regional secretary of the trade union CISL, Umbria
Renato Covino, lecturer of the university of Perugia
Germini Fabrizio, doctor of Maria Grazia Ardizzone
Carmela Sergi Lo Giudice, functionary in the ministry of education


Willi Langthaler