Schwierige Solidarität mit Palästina in Deutschland

10.07.2001

Neben diskrimierenden Gesetzen und Abschiebungen erleiden die in Deutschland lebenden PalästinerserInnen ein wahres Bombardement an Verleumdungen, um ihre Selbstorganisierung und den Aufbau einer starken Solidaritätsbewegung zu behindern. Sie wollten die "Juden ins Meer treiben", arbeiteten mit Neonazis zusammen, seien islamische Fundamentalisten (das neue Feindbild, seitdem die "kommunistische Gefahr" nicht mehr zieht). Diese bewusste Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus hat leider auch in breiten Teilen der Linken für Verwirrung gesorgt.
Trotzdem hat die Intifada die Selbstorganisierung und den Zusammenschluss von alleine in Berlin über 30000 lebenden PalästinenserInnen stark beschleunigt. Zwar wurden Demonstrationen mit jeweils über 5000 TeilnehmerInnen in den Medien kaum wahrgenommen. Aber das bewusste Herangehen von palästinensischen AktivistInnen an die deutsche Öffentlichkeit hat dazu beigetragen, dass trotz aller oft genug rassistisch motivierten Diffamierungskampagnen langsam eine Solidaritätsbewegung in Gang kommt. Veranstaltungen mit antizionistischen JüdInnen wie der 70-jährigen Felicia Langer, deren Familie von den Nazis ausgelöscht wurde, stießen bei palästinensischen wie deutschen BesucherInnen auf große Resonanz.
In Zusammenarbeit mit der Vereinigten Palästinensischen Gemeinde Berlin-Brandenburg e.V. hat sich ein Solidaritätskomitee gebildet, das neben Informationsarbeit auch mit einer Kampagne an die Öffentlichkeit tritt, medizinische Hilfsgüter zu sammeln und in die besetzten Gebiete zu bringen. Andere Gruppierungen wie BAOAB beteiligen sich hieran, so dass die Chance besteht zu einer Vernetzung und Ausdehnung der Solidaritätsaktivitäten zu kommen.
Wir rufen unsere LeserInnen dazu auf, sich an dieser Sammelaktion zu beteiligen.

Auszüge aus dem Aufruf:
"...Doch wollen viele Menschen auch unvoreingenommen helfen. Viele kleine Spenden von Jugendlichen, LehrerInnen, ArbeitnehmerInnen, RentnerInnen usw. können sich zu großen Beträgen summieren.
Für die nächste Zeit haben wir uns insbesondere zum Ziel gesetzt, brauchbare Medikamente, Verbandsmaterial und sonstiges medizinisches Gerät, wie Krücken und Rollstühle, zu sammeln und nach Palästina zu bringen.
Wir stehen mit vertrauenswürdigen Ärzten und Krankenhauspersonal in Verbindung, die dafür sorgen werden, dass alle Spenden dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden.
Natürlich sind besonders Ärzte, Krankenhauspersonal und Apotheker, aber auch humanitäre Organisationen, Gewerkschaften und sonstige Vereinigungen, denen die Menschenrechte nicht gleichgültig sind, dazu aufgerufen, sich aktiv an dieser Sammelaktion zu beteiligen.
Aber wir wenden uns auch an jeden einzelnen, den Männern, Frauen und Kindern Palästinas zu helfen.
Eine solche Solidarität kann auch dazu beitragen, dass sich die Menschen in Palästina nicht länger im Stich gelassen fühlen und neue Kraft schöpfen, für ihre gerechte Sache einzustehen. Die Spenden können in den Räumen der Palästinensischen Gemeinde Berlin-Brandenburg e.V., Friedrichstr. 210, 10969 Berlin (U-Bahn Kochstr.) täglich von 16 bis 20 Uhr abgegeben werden. Nach telefonischem Anruf können wir sie auch abholen."

Solidaritätskomitee "Palästina muss leben"
c/o: Palästinensische Gemeinde Berlin-Brandenburg e.V., Friedrichstr. 210, 10969 Berlin
Tel: 030-25796860, Fax: 030-25796861
Spendenkonto: Postbank Berlin, BLZ 10010010, Konto-Nr.: 652587108