"Wir verzichten auf die Rechte, die uns Israel gewährt"

20.09.2002

In diesem Brief, der in der englischen Tageszeitung "The Guardian" am 8. August 2002 veröffentlicht wurde, erklären 45 prominente britische Juden, dass sie mit ihrem Recht auf jüdische Staatsbürgerschaft nichts mehr zu tun haben wollen.

Wir sind Juden, die außerhalb Israels geboren und aufgewachsen sind, und die im Sinne des "Rechts auf Wiederkehr" das legale Recht haben, in Israel mit israelischer Staatsbürgerschaft zu leben.
Wir möchten aus folgenden Gründen den Verzicht auf dieses "Recht", das wir nie angestrebt haben, zum Ausdruck bringen:
1) Wir sehen es als moralisch falsch an, dass uns diese legale Berechtigung zuerkannt wird, während die Menschen, denen das Recht auf Rückkehr zuallererst und tatsächlich zusteht, und die mit Terror und Gewalt vertrieben wurden und werden, davon ausgeschlossen sind.
2) Die israelische Politik gegenüber den Palästinensern ist barbarisch – wir wollen in keinster Weise irgendetwas mit dem zu tun haben, was Israel tut.
3) Wir halten die Idee, dass die zionistische Emigration nach Israel eine "Lösung" für die Juden in der Diaspora, Antisemitismus oder Rassismus sei, für falsch. Ungeachtet des Ausmaßes des Rassismus, dessen Opfer Juden waren oder sind – sie haben kein Recht dazu, jemanden anderen zum Opfer zu machen.
4) Wir möchten unsere Solidarität mit all jenen Menschen ausdrücken, die für eine Zeit arbeiten, in der in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen die Menschen ungeachtet ihrer sogenannten rassischen, kulturellen oder ethnischen Herkunft ohne Einschränkungen leben können.

Wir freuen uns auf eine Zeit, in der alle Völker der Region auf der Basis gegenseitigen Respekts und ohne Diskriminierungen in Frieden miteinander leben können. Vielleicht würden manche von uns dann dort leben wollen, aber eben nur unter der Voraussetzung, dass die Rechte der Palästinenser respektiert werden.
Allen denen, die glauben, dass Israel ein "sicherer Hafen" angesichts des Antisemitismus sei, möchten wir sagen, dass es keine Sicherheit gibt, wenn man die Rolle des Besatzers und Unterdrückers spielt. Wir hoffen, dass das die Menschen und ihre Führer in Israel bald erkennen werden.

Michael Rosen
Ian Saville
Prof Irene Bruegel
Michael Kustow
Mike Marqusee
Prof Steven Rose
Leon Rosselson
und weitere 38