Brandherd Nahost oder: Die geduldete Heuchelei

11.06.2004

Eine Veranstaltung mit Felicia Langer in Wien

Am 17. Mai 2004 sprach Felicia Langer, eine unermüdliche Kämpferin für das palästinensische Volk, vor ca. 140 Menschen über die aktuelle Situation in Palästina.
Sie verurteilte den Bau der Apartheidmauer auf palästinensischem Boden, die, zweimal so lang wie die Grüne Grenze, Landraub und eine stille Vertreibung der Menschen bedeutet. Sie veranschaulichte mit vielen Beispielen wie Israel das Leben in den besetzten Gebieten für die Palästinenser zur Hölle macht, wie zum Beispiel mit 608 unbemannten und 56 bemannten Sperren, die, wie die Mauer, die Menschen einsperren. Die an die zweihundert gezielten Tötungen, bei denen auch achtzig Zivilisten umkamen, verurteilte Frau Langer als Kriegsverbrechen. Für sie bedeutet die Politik Israels eine fast genozidale Politik gegen die Kultur, Institutionen und das Leben der Palästinenser.
Und die Welt schweigt und macht sich damit der Mittäterschaft schuldig. Diese Botschaft war ein zentrales Anliegen. So wie der Kampf gegen den Apartheidstaat Südafrika der internationalen Solidarität bedurfte, wäre die internationale Solidarität mit dem legitimen Aufstand der Palästinenser gegen die Besatzer und gegen Apartheid essenziell.
Der Vorwurf des Antisemitismus bei jeglicher Kritik an den Taten Israels ist für Felicia Langer eine Keule, die diese Stimmen verstummen lassen soll. Für sie ist die israelische Politik antiisraelisch. Die Lehre aus dem Holocaust kann nicht sein, diesen für die Legitimierung der Politik des Staates Israels zu missbrauchen, sondern menschlich zu sein, sich einzumischen und Israel zu verurteilen.
Elisabeth Lindner-Riegler

Anmerkung eins: Bei den Folterungen der irakischen Gefangenen haben die Amerikaner wohl auch von Israel gelernt. Felicia Langers ehemalige Klienten, palästinensische Gefangene, mussten mit den gleichen Kapuzen Demütigungen ertragen. Nur gab es damals keine Bilder.
Anmerkung zwei: Im Gegensatz zum ersten Besuch Felicia Langers vor ca. zwei Jahren wurde diese Veranstaltung nicht von Zionisten und Antinationalen gestört. Wohl um Frau Langer zu verunglimpfen, wurde sie jedoch in einer zionistischen Publikation als Vertreterin der PFLP (Volksfront für die Befreiung Palästinas) angekündigt, was laut Fritz Edlinger (Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen, Veranstalter) als Schmähung nicht tauge, da die PFLP eine gute, unterstützenswerte Politik mache.