Der Globale Marsch nach Jerusalem gewinnt weitere Unterstützung

15.03.2012
Beratungsausschuss nimmt Nobelpreisträger auf, und gibt Unterstützungserklärung heraus.
Presseerklärung

Pressekontakte des Komitees zur Vorbereitung des Global Marches to Jerusalem im deutschsprachigen Raum
In Österreich: Wilhelm Langthaler +43(0)650 4134677
In der Schweiz: Franz Fischer + 41(0)61 301 19 21
In Deutschland: Attia Rajab +49(0)15253193104, Elsa Rassbach +49(0)30 32601540
Email: kontakt@jerusalem-marsch.de
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Dieses Jahr am 30. März werden sich Menschen aus aller Welt den PalästinenserInnen im Mittleren Osten und in der Diaspora in einer wegweisenden Initiative anschließen: dem Globalen Marsch nach Jerusalem, einem Tag friedlicher, gewaltfreier Demonstrationen in Palästina und in den Nachbarländern.

Jedes Jahr am 30. März gedenken PalästinenserInnen in aller Welt dem Land Day (Tag des Bodens) anlässlich eines Generalstreiks und Marsches im Jahr 1976 gegen den israelischen Landraub: ein Schlüsselereignis, das zur Bildung der nationalen Einheit der PalästinenserInnen geführt hat. Dieses Jahr werden die PalästinenserInnen auf die Gefahren aufmerksam machen, denen Jerusalem, das kulturelle Erbe der drei monotheistischen Religionen -- Islam, Christentum und Judentum -- ausgesetzt ist.

In einer Strategie der Judaisierung der heiligen Stadt hat die israelische Regierung seit langem den meisten PalästinenserInnen – ob Muslime oder Christen – den Zugang zu Jerusalem und sogar den Besuch der heiligen Stätten verboten. Durch Methoden ethnischer Säuberung zwingt Israel allmählich die verbleibenden palästinensischen Einwohner Jerusalems, die Stadt zu verlassen. Dadurch wird der multi-religiöse und multi-ethnische Charakter der Stadt, die als Hauptstadt Palästinas vorgesehen ist, zunehmend gefährdet.

Nun verleiht ein distinguierter Beratungsausschuss Nachdruck zur Unterstützung des Globalen Marschs nach Jerusalem. Zum Beratungsausschuss gehören politische, religiöse und kulturelle Meinungsführer sowie führende Gelehrte aus aller Welt. In einer beschlossenen Erklärung konstatieren die Mitglieder des Beratungsausschusses, dass die Versuche der israelischen Regierung, die arabische und kulturelle Identität der Stadt zu verändern, ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellt. Sie bitten die gesamte Menschheit dringend, die friedliche palästinensische Widerstandsbewegung aktiv zu unterstützen.

Die palästinensische Koalition, die den Globalen Marsch nach Jerusalem organisiert, ist wohl beispiellos in ihrer Breite und umfasst fast alle politischen und religiösen Perspektiven unter den Palästinensern. Unterstützer in fünf Kontinenten werden sich ihnen in einem multi-kulturellen, multi-religiösen und multi-sprachlichen Einsatz am 30. März anschließen. Sie schicken Delegationen, die am Marsch selbst teilnehmen werden, und bereiten lokale Solidaritätsaktionen vor, wie zum Beispiel Demonstrationen vor israelischen Botschaften in einigen Städten. Landkarawanen aus Indien, Indonesien und Malaysia sind bereits auf ihrem Weg nach Jerusalem; weitere Delegationen von Dutzenden von Ländern werden dazukommen.

Am 30. März werden die PalästinenserInnen und ihre internationalen UnterstützerInnen versuchen, so nahe wie möglich an Jerusalem heranzukommen: ob an den Grenzen vom Libanon und Jordanien, an den Checkpoints (Grenzübergängen) der Westbank oder am Erez-Übergang in Gaza. Es wird auch eine Demonstration in Jerusalem selbst stattfinden. Viele der Mitglieder des Beratungsausschusses werden sich am Marsch beteiligen: zum Beispiel werden die irische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire und die jüdisch-deutsche Menschenrechtsakivistin und Autorin Evelyn Hecht-Galinski die Proteste im Libanon begleiten.

Unter den Mitgliedern des Beratungsausschusses, die die Erklärung unterzeichnet haben, sind Erzbischof Desmond Tutu, südafrikanischer Friedensnobelpreisträger; Swami Agnivesh, ehemaliges Mitglied des indischen Parlaments; George Galloway, ehemaliges Mitglied des britischen Parlaments; Dr. Cornel West, Philosoph, Schriftsteller und Bürgerrechtler;
Dr. Mustafa Barghouti, Generalsekretär der Palästinensischen Nationalinitiative; Rabbi Lynn Gottlieb, Autorin und Aktivistin in der Jüdischen Erneuerungsbewegung; Ronnie Kasrils, ein führendes Mitglied der südafrikanischen nationalen Befreiungsbewegung und ein ehemaliger Minister des Kabinetts; Dr. Norman Paech, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestags; Marwah Daud Ibrahim, indonesische Feministin, Schriftstellerin und Mitglied des Parlaments; Dr. Jeremiah Wright, emeritierter Pastor an der Vereinigten Kirche Christi von Trinity;
Sheikh Raed Salah, Gründer der Islamischen Bewegung für Palästinenser von 48; Neta Golan, Co-Gründerin der Internationalen Solidaritätsbewegung (ISM); und H.E. Atallah Hanna, Erzbischof von Sebastia, Patriarchat von Jerusalem.

In einer Zeit des Umbruchs im ganzen Nahen und Mittleren Osten werden die gewaltlosen Demonstrationen am palästinensischen Tag des Bodens in diesem Jahr vielleicht zu einem Wendepunkt im Kampf der PalästinenserInnen für Befreiung und Selbstbestimmung. Die Erklärung des Beratungsausschuss zur Unterstützung des Globalen Marschs nach Jerusalem unterstreicht die wichtige Rolle, die die internationale Gemeinschaft spielen kann und muss, um den Kampf um gerechtere und demokratische Gesellschaften überall im Nahen und Mittleren Osten und auch in Palästina zu unterstützen. Diese Unterstützung zeigt, dass „die Menschen der Welt Freiheit für Jerusalem“ sowie für ganz Palästina fordern.
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Vollständige Unterstützungserklärung und auserwählte Unterschriftenliste

Wir, der Beratungsausschuss des Globalen Marschs nach Jerusalem, sind durch die fortgesetzten Repressionen gegen Palästinenser in Jerusalem alarmiert. Wir sind zutiefst beunruhigt durch die gezielten und systematischen Versuche, die christlichen und muslimischen palästinensischen Bewohner der Stadt zu vertreiben, um damit ihren Bevölkerungsanteil zu reduzieren und zwar als Teil einer als „Judaisierung“ bezeichneten Politik, die in allen Gebieten des historischen Palästina angewandt wird.

Diese Politik ist mit allen relevanten UN-Resolutionen zu Jerusalem unvereinbar und steht im Gegensatz zu den grundlegendsten Prinzipien des Völkerrechts. Ihr klarer Zweck ist, die ethnische Säuberung Jerusalems von seiner nicht-jüdischen Bevölkerung. Ein einst stolzes Symbol internationaler Toleranz religiöser sowie kultureller Vielfalt soll in eine ausgrenzende rassistische Enklave verwandelt werden.

Jerusalem ist unser gemeinsames universales Erbe. Es ist das Zentrum der Spiritualität und ideologischen Bedeutung für alle monotheistischen Religionen und eine Leuchte der Emanzipation und Hoffnung für die Unterdrückten. Diese historische Stadt wird auf der ganzen Welt verehrt, weil sie das geistige Erbe der ganzen Menschheit bereichert. Sie ist ein Symbol der Einheit und Gleichheit gewesen, und zwar mit einer Botschaft der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit.

Dennoch ist die ganze Welt nun Zeuge einer Bedrohung der Souveränität, Heiligkeit und Unantastbarkeit von Jerusalem. Der Plan ist dabei nicht nur, der Präsenz von Muslimen und Christen ein Ende zu setzen, sondern hat auch das Ziel der Verwandlung und des Abbaus der sozialen Struktur von Jerusalem, um ihre ursprüngliche arabische Identität zu vernichten und den Charakter der Stadt zu verändern.

Die Menschen der Welt haben es deshalb selbst übernommen, diese abscheuliche Tat zu verhindern. In jedem Teil der Welt mobilisieren sie, alle religiösen, humanitären und kulturelle Richtungen vertreten sie, um in einem globalen Marsch nach Jerusalem (GMJ), die Stadt des Friedens davor zu bewahren, eine Wüste der Intoleranz zu werden. Wir unterstützen deshalb mit unserem Namen den Sternmarsch von Menschen aller Länder und Kontinente der Welt nach Jerusalem, oder zu den nächstmöglichen Punkten, zu denen sie kommen können, sowohl innerhalb Palästinas als auch an den palästinensischen Grenzen mit Jordanien, Ägypten, Syrien und dem Libanon und gleichwohl in ihren eigenen Ländern, in einem friedlichen Marsch nach Jerusalem.

Wir unterstützen deshalb diesen Einsatz mit unserem nachfolgenden Versprechen, und wir ermutigen die ganze Menschheit, denselben Zielen zu folgen worauf sich alle TeilnehmerInnen des Globalen Marschs nach Jerusalem geeinigt haben:

Wir machen die politische, kulturelle und religiöse Bedeutung von Jerusalem geltend für das palästinensische Volk und die ganze Menschheit. Wir fordern den Schutz der Heiligen Stätten und aller archäologischen Orte und betrachten alle Bestrebungen, die arabische und kulturelle Identität Jerusalems zu verändern, als ein Verbrechen gegen die Menschheit. Wir rufen alle internationalen Institutionen auf, ihre Pflichten gegenüber der Stadt zu erfüllen.

Die Verteidigung und Befreiung von Jerusalem ist eine Pflicht aller freien Menschen auf der ganzen Welt; wir rufen alle Institutionen, Organisationen und Individuen auf, diese Pflicht zu erfüllen.

Wir verurteilen die zionistische Kampagne der ethnischen Säuberung in Jerusalem und im restlichen Palästina, einschließlich der jetzigen Politik, die darauf abgerichtet ist, die demographische und geographische Situation in der Stadt zu verändern und ihre Judaisierung anzustreben. Wir verurteilen ebenso die Fortsetzung des Baus der Apartheid-Mauer durch die zionistische Besatzungsmacht, die darauf abzielt, noch mehr palästinensisches Land zu enteignen und die besetzten Gebiete in schrumpfende, voneinander getrennte Bezirke umzuwandeln.

Wir erkennen das Recht des palästinensischen Volks auf Selbstbestimmung an, ihr Land zu befreien und dort in Freiheit und Würde zu leben, wie alle anderen Menschen auf der Welt.

Wir erkennen das unverhandelbare und unveräußerliche Recht der palästinensischen Bevölkerung an, mit ihren Familien zu ihren Häusern und Ländereien, von denen sie entwurzelt wurden, zurückzukehren.

Wir lehnen alle rassistischen Gesetze ab, die aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit oder Religion zwischen Menschen unterscheiden; und fordern die Streichung und Kriminalisierung solcher Gesetze.

Der Globale Marsch nach Jerusalem repräsentiert keine Fraktion oder politische Partei. Wir rufen zur Teilnahme aller sozialen Kräfte und politischen Ideologien auf.

Der Globale Marsch nach Jerusalem ist eine globale friedliche Bewegung, die zur Erreichung ihrer Ziele keine Gewalt anwendet.

Unterzeichnet:

Der Beratungsausschuss des Globalen Marschs nach Jerusalem
(unvollständige Liste der UnterzeichnerInnen)

Shaikh Dr. Abdul Ghani al-Tamimi,
Poet and preacher; chairman of the Palestine Scholars Abroad

Abdullatif Arabiyyat
Former Speaker of the Jordanian Parliament

Swami Agnivesh
Founder, Bonded Labour Liberation Front and World Council of Arya Samaj; former Member of the Indian parliament; former Chairperson of the UN Voluntary Trust Fund on Contemporary Forms of Slavery

Dr. Ahmed Mohammed Attia Bahar
Vice President, Palestinian Legislative Council

Tan Sri Anthony Francis Fernandes
Malaysian entrepreneur; founder and CEO, Air Asia

Dr. Anton Shuhaiber
Gaza Christian Association

Arnold Hottinger
Swiss journalist and publicist; former Middle East correspondent for the
Neue Zürcher Zeitung

H.E. Atallah Hanna
Archbishop of Sebastia, Patriarchate of Jerusalem

Dr. Cornel West
Professor of African American studies, Princeton University; philosopher, writer and civil rights activist

Datuk Yasmin Yusoff
Malaysian actress and television host

David Hartsough
Director, Peaceworker, San Francisco

Archbishop Desmond Tutu
Nobel Peace Laureate

HE Dr. Dzukelly Ahmad
Member of the Malaysian parliament

Evelyn Hecht-Galinski
Jewish German author, activist and publicist

Dr. Francis Boyle
Professor of International Law, University of Illinois

Dr. Franco Cavalli
Oncologist and former leader of the Swiss Social Democrat Party parliamentary group

George Galloway
Former Member of British Parliament and Founder of Viva Palestina

Dr. Ghada Karmi
Writer and Co-Director, Centre for Palestine Studies, University of Exeter

Gretta Duisenberg
Founder and Chair, “Stop the Occupation” (Netherlands); Free Gaza Movement Board Member

Hilarion Capucci
Archbishop of Caesarea, Greek Melkite Church

Ibrahim Nasrallah
Jordanian-Palestinian Poet & Novelist

Dr. Jeremiah Wright
Pastor Emeritus, Trinity United Church of Christ, Chicago, Illinois, USA

Prof. Judith Butler
Writer and philosopher, University of California, Berkeley

Laith Shubeilat
Former Jordanian Parliamentarian

Lalita Ramdas
Chair, Greenpeace International

Admiral Laxminarayan Ramdas
Magsaysay Peace Award Recipient and anti-nuclear advocate

Dr. Leo Gabriel
Austrian socio-anthropologist, journalist and documentary filmmaker; member, World Social Forum International Council

Fr. Louis Vitale
Order of Franciscan Monks; Pace e Bene; nonviolent resistor

Rabbi Lynn Gottlieb
Jewish Renewal Movement

Mairead McGuire
Nobel Peace Laureate

Marzuki Alie
Speaker, Indonesian House of Representatives

Marwah Daud Ibrahim
Indonesian feminist, writer and Member of Parliament

Medha Patkar
Leader, National Alliance of People’s Movements; Recipient, Right Livelihood Award, Goldman Environment Prize & Amnesty International Human Rights Defenders Award

Dr. Mustafa Barghouti
Secretary General, Palestinian National Initiative; President, Union of Palestinian Medical Relief Committees

Neta Golan
Co-Founder, International Solidarity Movement

Dr. Norman Paech
Former Member of the German Parliament; emeritus of University of Hamburg, International Law

Sheikh Raed Salah
President of the Islamic movement within the 1949 Ceasefire Line

Justice Rajinder Sachar
Former Chief Justice, Delhi High Court; Member, UN Sub-Commission on Prevention of Discrimination and Protection of Minorities; Senior Advisor & Counsel, People’s Union for Civil Liberties

Ronnie Kasrils
South African national liberation leader and former cabinet minister

Seema Mustafa
Syndicated columnist & former political editor, Asian Age

Subhi Ghosheh
Chairman, Jordanian Beitul-Maqdes Forum

Syeda Hameed
Columnist, The Indian Express; Member, Indian National Planning Commission

HE Tony Pua Kiam Wee
Member of the Malaysian parliament

Tujan Faysal
First elected woman Jordanian Parliamentarian

Admiral Vishnu Bhagwat
Former Chief of the Naval Staff of India

Mrs. Wardina Safiyyah
Malaysian actress and television host

Dr. Yacoub Zaiadeen
Former Jerusalem Representative to the Jordanian parliament

Sheikh Yousuf Jumaa
Former Palestinian Minister of Awqaf and Religious Affairs; former preacher of Al-Aqsa Mosque

Dr. Zakaria Agha M.D.
Member, Palestine Liberation Organization Executive Committee; former chair, Gaza Strip Medical Association

Dr. Zeenat Shaukat Ali
Author; Vice Chairman and Founder Trustee of SAGE Foundation