Treffen für eine antiimperialistische Mobilisierung in Genua

09.05.2001

17. Juni, Bologna

Vorbereitungstreffen für eine antiimperialistische Mobilisierung in Genua
17. Juni 2001
Bologna, Italien

Wir sind mit dem Aufruf "Eine andere Welt ist möglich" nicht einverstanden, der von dem Sozialen Forum Genua anlässlich des G8 Treffens in Genua publiziert wurde. Offen gesagt ist er ein ziemlich schwacher Aufruf, der in den Mittelpunkt die reformistische Idee einer "besseren" und "basisnäheren Globalisierung" stellt. Tatsächlich reflektiert dieser Aufruf keinen der wichtigsten Kämpfe gegen den Imperialismus, die von Arbeitern, Völkern und Nationen in der ganzen Welt ausgetragen werden.
Daher rufen wir alle antiimperialistischen und revolutionären Kräfte in einem internationalen Rahmen dazu auf, an den gemeinsamen Mobilisierungen in Genua teilzunehmen, aber unter eigenen Losungen.

Wir laden jeden, der mit dem folgenden Aufruf und mit der Idee einer gemeinsamen und unabhängigen Teilnahme aller Antiimperialisten anlässlich des G8 Treffens übereinstimmt, dazu ein, so schnell wie möglich mit uns in Kontakt zu treten.

Die Antiimperialistische Koordination

Stoppt den Imperialismus!
Rebellion ist notwendig!

Das sogenannte G8 Treffen - eigentlich G7, da Rußland bloß eine Marionette ist, um deren Fäden sich die 7 streiten - wird vom 20. bis 22. Juli in Genua, Italien stattfinden. Die Repräsentanten der größten oligarchischen Mächte müssen zwei Bedrohungen abwenden. Einerseits eine verallgemeinerte und verheerende Krise des Kapitalismus und andererseits das Versagen der "Neuen Weltordnung". Das Rezept dafür enthält nur zwei Zutaten: Drastische Opfer von ihren "eigenen" Untertanen zu fordern und die Ausbeutung der 181 Länder, welche zusammen die internationale Gemeinde stellen, von denen der größte Teil Kolonien in verzweifelter Lage sind, zu intensivieren.
Die Politiker der G8 kümmern sich nur um Börsen Wechselkurse und die Profite der Multinationalen Konzerne, da sie behaupten, der allgemeine Fortschritt hinge von dem Wohlergehen dieser Institutionen ab.

Seit zwanzig Jahren erlebt der Kapitalismus eine Periode der Expansion und daher Profit und Wachstum. Aber die Situation für die Mehrheit der Völker und menschlichen Wesen hat sich verschlechtert. Um sich ein allgemeines Bild von der heutigen Situation zu machen, genügt es sich einfach einige schreckliche und unumstößliche Zahlen in Erinnerung zu rufen. Bei einer gesamt Weltbevölkerung von 6 Milliarden Menschen, leben 2,8 Milliarden von weniger als zwei Dollars pro Tag, und 1,2 Milliarden leben von weniger als einen Dollar pro Tag. Acht von 100 Kindern sterben aufgrund von Hunger oder Krankheit vor ihrem fünften Geburtstag. Neun von Hundert Jungen und vierzehn von Hundert Mädchen sind Analphabeten. Abgesehen davon lebt ein Großteil der Menschen in Ländern, die von endemischen und blutigen Kriegen zerrüttet worden sind. (Datenquelle: UNO, März 2001)

Die Expansion des Kapitalismus ist nur für einen sehr kleinen und privilegierten Teil der Menschheit vorteilhaft, während sie für die große Mehrheit zu Regression, Unterentwicklung und Brüderkriegen führt. So lange es solche Abgründe zwischen den sozialen Klassen und zwischen den Nationen gibt, wird es keinen Frieden auf der Welt geben. Sie nennen diese Hölle Globalisierung. Wir nennen diese Globalisierung Imperialismus.

Die großen kapitalistischen Mächte intensivieren den Neoliberalismus in ihren Ländern und Tyrannei außerhalb ihrer Länder um ihre Vormachtstellung zu erhalten. Aber diese Politik ist dazu verurteilt fehlzuschlagen: Für jedes Volk, das von Embargos und Kriegen geschunden wird (Kuba, Jugoslawien, Irak) wird es andere geben, die ihre Stimme erheben. Für jedes unterjochte Land wird es eine Befreiungsbewegung geben. Palästina, Kolumbien, Kurdistan sind an vorderster Front der zukünftigen internationalen antiimperialistischen Front.

Während die großen kapitalistischen Mächte sich treffen, ist es unsere Pflicht Stimme all den unterdrückten Völkern zu verleihen; Stimme allen Arbeitern, die gezwungen sind, unter der Bedingung des Hungers zu leben; allen Kindern, die als Sklaven missbraucht werden; allen bewaffneten Befreiungsbewegungen, allen Arbeitern in Westen, die es ablehnen mit ihren Regierungen zu kollaborieren, zu geben.

Es ist notwendig, dass die Arbeiterklasse und die Marginalisierten der reichen Länder aus ihrem "Luxuskäfig" ausbrechen, es ist notwendig, dass sie die Zugbrücke zu der imperialistischen Festung herunterlassen, dass sie die Hände ihren Brüdern und Schwestern im Süden der Welt reichen. Ihre Einheit wäre unbesiegbar. Leider scheint die "Linke" in den reichen Ländern von Kopf bis Fuß verbürgerlicht zu sein. Tatsächlich unterstützt sie mit aller Kraft den Imperialismus, was man während der Aggression gegen Jugoslawien beobachten konnte. Anstatt den Imperialismus an seinen Wurzeln zu packen und die Notwendigkeit eines alternativen Systems wiederzubeleben, schränkt sich die Linke selbst ein, indem sie reformistische Korrekturen der Globalisierung vorschlägt.

Unter jenen Kräften, die sich selbst als Antagonisten sehen, sind viele, die dem Massaker, welches an dem palästinensischen Volk verübt wird, passiv gegenüberstehen, die nicht einen Finger für die Verteidigung des Irak rühren oder die den "neuen Kurs" in Belgrad vereint mit der NATO willkommen heißen, viele haben den Kampf des baskischen und des irischen Volkes vergessen, das Schicksal von tausenden inhaftierten Kämpfern. Dieselben Kräfte sind für das EZLN, aber distanzieren sich von der FARC-EP, begrüßen die Sem Terra aus Brasilien, aber vergessen die bolivianischen Cocabauern und die peruanischen Arbeiter.

Die Kämpfe und Rebellionen, welche die Welt erschüttern sind penibel in gute und schlechte getrennt, in schöne und hässliche. Wenn sie nicht "politische korrekt" sind oder nicht den westlichen Ideen von Demokratie oder den Mythen der "Zivilgesellschaft" entsprechen, werden sie beiseite geschoben. Die westliche Linke, und vor allem jene Teile, welche dem Imperialismus Rückendeckung geben, haben kein Recht den Massen der ärmsten Länder Morallektionen zu erteilen. Selbst gesetzt dem Fall, dass sie kritisiert werden müssen, die Kämpfe der Armen und Marginalisierten um ihr Überleben müssen mit allen Mitteln unterstützt werden. So lange sie in Ketten gehalten werden, kann sich weder jemand selbst für frei halten noch hat der das Recht jemandem anderen Lektionen zu erteilen.

Wir hoffen, dass anlässlich des G8 Treffens alle Kräfte, die gegen die imperialistische Globalisierung kämpfen, zusammen und vereint in den Straßen sein werden, wie in Seattle. Aber es ist notwendig, dass jene, die nicht zwischen dem Kampf gegen die neoliberale Globalisierung und dem Kampf gegen Imperialismus, Kapitalismus und Faschismus unterscheiden, ihre Stimme erheben.

Deshalb verbreiten wir diesen Aufruf für die internationale Einheit aller Antiimperialisten, damit in Genua, gegen das G8 Treffen, sie unabhängig unter zwei Slogans marschieren:

Stoppt den Imperialismus!
Rebellion ist notwendig!