Zum Plattformentwurf von Hermann Kopp

12.08.2002

(siehe http://www.antiimpieralista.org/de/ vom 17. Juni 2002)

liebe Freunde u. Freudinnen,

hier einige Anmerkungen/Ergänzungen u. solidarische Kritik zum Plattformentwurf.
Zu folgenden punkten möchte ich/wir Stellung beziehen, zum Abschnitt:

I. zur Geschichte u. Hintergrund des Konfliktes
a) zur aktuellen Politik Israels

II. die Positionen der bundesweiten Plattform
a) für fas Existenzrecht Israels
b) 2- Staaten Lösung
c) Selbstmordattentate
d) internationale Beobachter

zu I,a :

bei der aktuellen Politik zu Israel fehlt mir der israelische operationsplan "Dornenfeld" zum Sturz, Vertreibung Jassir Arafats u. Zerschlagung der Palästinenserbehörde, u. Tötung od. Gefangennahme der Armee.

Infos zum operationsplan "Dornenfeld" unter:
http://www.jungewelt.de/2002/01-08/006.php
http://www.friedenjetzt.ch/ShragaElam/Plan-Dornenfeld.html

zu II,a,b:

ich sehe es wie die Genossen u. Genossinnen von der antiimperialistischen Koordination (aik) aus Wien, das man die frage in der Plattform offen lässt. so werden beide Positionen der 2-staaten Lösung u. der nach einem demokratischen säkularen Staat ermöglicht. ich sehe auch in einem exklusiven jüdischen Staat nichts fortschrittliches was ich als linker fordern sollte.

"wir sind immer noch für den Demokratischen, säkularen Staat, in dem es keine nationalen u. religiösen vorrechte gibt. die Zwei-Staatenlösung sehen wir als einen schritt in diese Richtung. der Demokratische, säkulare Staat wäre die humanste u. gerechteste Variante hinsichtlich Wiedergutmachung, gleichberechtigten zusammenleben u. Versöhnung zwischen den beiden Völkern".

"Als die Vietnamesen gegen die Amerikaner gekämpft haben, hat niemand gefragt: 2erkennt ihr die USA an oder nicht?" wir befinden uns in Konfrontation mit Israel. deshalb ist die frage der Anerkennung ohne große Bedeutung".
Majed Nassat, Mitglied des Exekutivkomitees der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), Junge Welt, 02.02.2002
http://www.jungewelt.de/2002/02-02/016.php

"Israel ist seit jahrzehnten nicht mehr in seiner Existenz bedroht. Schon gar nicht von den Palästinensern in seiner Existenz bedroht. Israel besitzt heute eine der stärksten Armeen der Welt. Niemand kann ernsthaft Israels Existenz bedrohen, ohne dabei den eigenen Untergang zu riskieren".
Moshe Zuckermann, Junge Welt, 28.05.2002
http://www.nadir.org/naidir/initiativ/isku/AKTUELL/2002/22/027.htm

zu II,c:

sich von den so genannten Selbstmordattentaten zu distanzieren, bedeutet sich vom militanten Widerstand zu distanzieren. Die selbstmordattentate sind ein teil des palästinensischen Widerstandes. Es handelt sich nicht um religiöse Fanatiker, die sich u. andere umbringen, um ins Paradies zu gelangen, sondern um Menschen, die mit jedem mittel geg. die Besatzung kämpfen. die Verzweiflung der Methoden ist nur ein Ausdruck der Verzweiflung tagtäglich u. systematisch entzogen wird. die Kampfmotive sind nicht vorrangig religiös, sondern in erster Linie politisch u. menschlich. so zeigten letzte umfragen, das 96% der Universitätsstudenten die selbstmordattentate befürworten. die selbstmordattentate haben eine lange Tradition als eine Widerstandsform im bewaffneten Kampf. im Kampf der Partisanen geg. die deutsche Wehrmacht, des vietnamesischen Volkes geg. Die USA, im algerischen Unabhängigkeitskampf geg. die Franzosen, od. bei den Tamil Tigers(LTTE) in Indien usw.
Zu der Frage der Zivilsten, wo fangen Zivilisten an? Sind Juden die jetzt aus Rußland kommen Zivilisten? Nein sie sind Kolonialisten. Oder junge Frauen u. Männer? Nein sie sind Wehrdienstpflichtige, od. Siedler? wir als deutsche linke haben schon gar kein recht den Palästinensern vorzuschreiben wie sie zu kämpfen haben. wenn ich zu den gefangenen aus der RAF arbeite, od. zu den Castortransporten, soll ich mich dann auch erst mal von den Aktionen distanzieren? wo soll das denn noch hinführen? Eine Distanzierung von Selbstmordattentaten werden wir nicht mittragen.

Wenn ein Mensch ein Selbstmord verübt, können sie sagen, er ist nicht normal. Wenn Tausende Leute dazu getrieben werden können, Selbstmord zu begehen, dann bedeutet dies: Tausende halten das leben, das sie jetzt führen, für schlechter als den Tod. Das sind keine Leute aus dem Irrenhaus, sondern Menschen mit drei, vier, fünf Kindern, mit Frauen, Leute, die ein normales leben geführt haben, Arbeiter, Händler. Diese Leute sind nur bereit, weil ihre Lebensbedingungen unmenschlich sind.
Uri Avnery, Spiegelonline,24.01.2002
htpp://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,druck-173799,00.html

"Sie nutzen die selben Guerilla-Mittel wie jedes andere Volk in
derselben Lage".
Uri Avnery, Gush Shalom
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/AKTUELL/2002/08/125.htm

"Bevor sie mich töten, beenden ich mein Leben in Würde u. töte mich selbst. Diese Art des Kampfes wird in Teilen unserer Gesellschaft als Heldentat betrachtet".
Sumaya Farhat-Naser (Friedensaktivistin u. Buchautorin),
TAZ,15.06.2002
http:www.taz.de/pt/2002/06/15/a0137.nf/teztdruck

"jene, die sich selbst in die Luft sprengen, um den Feind zu schaden, nennen wir "Istihadi". Die Leute in Europa halten das für brutal u. reagieren negativ auf unsere Bewegung u. sogar auf unsere Ziele. Aber ihr müsst wissen, das der" Istihadi", wenn er geht, sehr gut weiß, das er keine andere Möglichkeit gibt. Denn die Israelis habenF16,Schnellfeuerwaffen,Raketen,Panzer,Apache- Kampfhubschrauber u. andere hochentwickelte Waffen. Mit denen greifen sie Zivilisten an, Menschen, die vielleicht gerade mal ein Gewehr auch nur einen Stein haben. Deshalb haben wir keine andere Möglichkeit uns zu verteidigen u. zurückzuschlagen. Die Menschen in Europa sollten das fühlen, was wir fühlen, wenn sie unsere Familien u. unsere Kinder umbringen".

"Wenn Europa uns Panzer u. Flugzeuge gäbe, würden wir mit diesen Operationen aufhören, aber ihr wisst selbst, das Europa u. Amerika hinter Israel stehen, u. von uns das Ende dieser Operationen einfordern".
Abdalla al-Schami, Sprecher des Islamischen Dschihad, Gaza, 2002
Aus "Intifada" Nr.8, März 2002, S.31
www.antiimperialista.org

"Es bedeutet, dass wir keine andere Wahl haben, als unser Volk geg. die israelische Aggression zu verteidigen, solange Sharon palästinensische Zivilisten töten lässt, u. zu keinem Abzug aus palästinensischen Gebieten bereit ist".
Abu Schanab, Sprecher der Hamas, FR, 26.07.2002-08-05
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/AKTUELL/2002/30/110.htm

Zu II,d:

Mit der Forderung nach internationalen Beobachter sollte man/frau vorsichtig sein. Da die internationalen Beobachter unter der NATO od. UNO stehen, u. das heißt imperialistisch sind, u. nicht unabhängig sind. Es nützt den Palästinensern gar nichts wenn irgendwelche UN- od. Blauhelme in Palästina im Einsatz sind, u. nur Notizen machen, u. nicht eingreifen.
Die Forderung nach Internationalen Beobachtern von der Palästina - Solidarität könnte auch für uns nach hinten losgehen, wenn in Israel/Palästina deutsche UN-Soldaten stationiert werden. Wenn die palästinensische Autonomiebehörde die Forderung nach Internationalen Beobachtern hat ist es ok. Wir als deutsche Linke sollte sie aber nicht fordern.
Es sind bereits seit Jahren internationale Beobachter in Hebron. Auf UN - Initiative sind nach dem Oslo-Abkommen schon Beobachter der Temporay Internatioal Presenci in Hebron(TIPH) präsent. Sie werde von der israelischen Seite einfach ignoriert.

Also das mit den Internationalen Beobachtern streichen.

Mit roten Grüßen, Clemens (05.08.2002)