Die irakischen Contras

22.09.2004

Mit dem irakischen Widerstand! Gegen den amerikanischen Terrorismus!
Über die Entführung der beiden Simonas

Eingangs sei bemerkt, dass die NGOs im Irak allesamt von westlichen Ländern finanziert und unterstützt werden, dass ihre Arbeit unter der Kontrolle der jeweiligen Außenämter steht, sie durch die engmaschige geheimdienstliche Überwachung häufig infiltriert sind und dass ihre humanitäre Aktivität in letzter Instanz unerläßlich ist für die Normalisierungspläne der Besatzer. Wir sollten weiter nicht außer acht lassen, dass eine der entführten Frauen, die Irakerin Mahnaz Bassam, zu der undurchsichtigen NGO "Intersos" gehört – dieselbe für die auch Paolo Simeone gearbeitet hat. Er rekrutierte Bodyguards, die dann in den Irak geschickt wurden. Einer von diesen war Fabrizio Quattrocchi, der später von der Guerilla getötet wurde.

Die Entführung von Simona Torretta und Simona Pari jedoch, die beide bekannt waren für ihre Freundschaft mit dem widerstandleistenden irakischen Volk, ist ein krimineller Akt. Er schadet einerseits dem irakischen Widerstand und der ganzen Bewegung gegen den imperialistischen Krieg und ist andererseits das beste Geschenk das man nicht nur den USA sondern auch der italienischen Regierung machen konnte. Der Regierungssprecher Casini teilte sofort mit, dass von nun an "niemand mehr von einem irakischen Widerstand sprechen könne".

Es gibt einige seltsame Elemente, die es zu beachten gilt: Die Entführer waren mit amerikanischen automatischen Waffen ausgestattet. Sie konnten in eine der am besten bewachten Zonen Baghdads ohne Probleme eindringen. Sie gaben sich selbst als Spezialkräfte der Regierung von Allawi aus. Sie fragten nach Namen und verglichen diese mit den Fotos. Und schließlich verschwanden sie ohne Hindernisse.

Es spricht einiges dafür, dass diese Operation nicht dem legitimen Widerstand, wie zersplittert er auch immer sein mag, zugeschrieben werden kann. Es scheint eher so zu sein, als sei diese Aktion von Kräften ausgeführt worden, die den Widerstand in Mißkredit bringen wollen. Angesichts der wachsenden Stärke des Widerstands hätte das bröckelnde Regime von Allawi gute Gründe so zu handeln. Hier würde auch die Verhaftung von Abduljabbar al-Kubaysi, dem Führer der Irakischen Patriotischen Allianz, dafür sprechen.

Im Irak verdächtigt jeder Söldner, die auf Aufstandsbekämpfung spezialisiert sind, diese kriminellen Handlungen im Dienst der US-Besatzer begangen zu haben. Man sollte bedenken, dass der neue US-Botschafter im Irak, der eigentliche Chef der irakischen Regierung, John Negroponte heißt. Er war Vertrauter von Ronald Reagan im schmutzigen Krieg gegen die Revolutionen in Nicaragua und El Salvador und gilt als ein Spezialist was Contra-Guerilla und Massaker angeht.

Daher haben wir allen Grund zu der Annahme, dass die Entführung zweier wichtiger Figuren von "Un Ponte per Baghdad" von den irakischen Contras durchgeführt wurde, von den Todesschwadronen von Negroponte – Allawi.

Ein weiterer bestürzender Zufall: praktisch gleichzeitig mit den Entführungen erklärte der Direktor des SISMI, des italienischen Geheimdienstes, anläßlich einer Parlamentsanhörung: "Es wird neue Entführungen geben im Irak. Wir glauben, dass auch Frauen Opfer solcher Entführungen werden können."

Berlusconi brüstet sich damit, ein Freund von Bush zu sein, der seinerseits wiederum Boss von Negroponte ist, der selbst wiederum Allawi unter seinem Kommando hat, der verantwortlich für seine Paramilitärs ist. Es wäre also ein leichtes die beiden Simonas zu befreien.

Es erscheint unglaublich, dass die Opposition im Parlament sich überstürzt diese, in der Geschichte Italiens einmalig den USA ergebene Regierung, zu retten. Wir dürfen dieser Regierung nicht helfen, sondern müssen sie verjagen, weil sie für verantwortlich ist für die Teilnahme Italiens an diesem Kolonialkrieg. Wir müssen nicht gegen den legitimen irakischen Widerstand sein, sondern gegen die wahren Terroristen, die den Irak besetzen. Die Besatzung im Irak ist der wahre Grund für das Blut, das in Mesopotamien vergossen wird.

Im sehr unwahrscheinlichen Fall, dass die Entführungen von einer fehlgeleiteten Guerillagruppe ausgeführt worden sind, hat Berlusconi noch weniger Grund zu schreien. Wie wir im Fall von Baldoni gesehen haben, war die unverrückbare Position des Premierministers, die Besatzungstruppen im Irak zu lassen, gleichbedeutend mit dem Todesurteil der Geiseln. In diesem Fall ist die einzige Sicherheit für ihre Leben, dass die antiimperialistischen Teile des Widerstands die Entführungen verurteilen und die Verantwortlichen isolieren und andererseits, dass die Bewegung gegen den Krieg klar zu ihrem "Nein zur Besatzung" steht.

Freiheit für Simona Torretta und Simona Pari!
Freiheit für Abduljabbar al-Kubaysi aund alle verhafteten und verschwundenen irakischen Widerstandskämpfer!
Selbstbestimmung und Freiheit für das irakische Volk!
Sieg für den irakischen Volkswiderstand!

Antiimperialistisches Lager, Italien
8. September 2004