Und die israelische Politik der Belagerung geht weiter...

15.05.2001

Abriegelung Bir Zeits

In der Nacht zu Sharons Angelobung zum neuen Ministerpräsidenten in der Knesset am 7. März 2001 haben die IDF (Israelische Streitkräfte) einen, in seiner Dimension bislang noch nicht realisierten, exzessiven Aggressionsakt gegen die vornehmlich zivile palästinensische Bevölkerung verübt. Stark bewaffnete israelische Streitkräfte überfielen das palästinensische Dorf Surda, das den Haupteingang zu Birzeit darstellt, und rissen mit Bulldozern tiefe, 400 m lange Gräben in jene Strasse, die als Verbindungslinie zwischen Ramallah und mehr als fünfzig palästinensischen Dörfern und Städten gilt. Als Folge davon wurden Telefon- und Wasserleitungen gänzlich zerstört und über 70.000 PalästinenserInnen vom Zugang zu Nahrungsmittel- und ärztlicher Versorgung abgeschnitten. Damit hatte man einerseits die Kommunikation zwischen der palästinensischen Bevölkerung unterbunden und andererseits die palästinensischen Gebiete von der Außenwelt total abgeriegelt.

Birzeit ist als führende höhere Ausbildungsstätte in den palästinensischen Autonomiegebieten bekannt geworden. Durch diese Entwicklungen werden nun mehr als 6.000 StudentInnen, Fakultätspersonal und sonstige Angestellte vom Zugang zum Universitätscampus abgehalten, da all die anderen Strassen, die zur Universität führen, schon seit Monaten von Israel abgeriegelt sind. Bis dato reagiert die IDF auf friedliche Proteste der StudentInnen und Universitätsangehörigen mit Tränengas und Gummimantelgeschossen.

Die hermetische Abriegelung palästinensischer Städte bringt die seit Ausbruch der Intifada Ende September vorigen Jahres ohnehin schon stark belastete Wirtschaft weiterhin in Bedrängnis, da nun der Waren- und Personenaustausch durch die Blockaden völlig unterbunden wird.

Offizielle Rechtfertigungen für die unverhältnismäßig harten Maßnahmen der neuen israelischen Regierung basieren auf unmittelbar bevorstehenden Terroranschlägen, wobei die Zentren dafür in Ramallah vermutet wurden. Tatsache bleibt, dass die dagegen vorgenommene israelische Strategie eine unverhältnismäßig harte und überproportionale Unterdrückung der palästinensischen Zivilbevölkerung sowie einen Akt der Unmenschlichkeit und Grausamkeit darstellt, der darauf abzielt, Tausende Menschen in ihren eigenen Häusern und Dörfern gefangen zu halten, jegliche Kommunikation zu unterbinden und die StudentInnen der Birzeit Universität von ihrer Ausbildung abzuhalten.

Die israelische Strategie der völligen Unterdrückung gegenüber der palästinensischen Bevölkerung und der Belagerung stellt durchaus keine Neuheit dar, wenn auch die Methoden unweigerlich an Brutalität gewinnen.