Putsch in Guinea, Afrika

03.01.2009

Putschisten wollen Bodenschätze nationalisieren

Am 23.12.08 wurde nicht nur der Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Contà© in Conakry bekannt gegeben: Ein unblutiger Armeeputsch folgte seinem Tod noch bevor dieser öffentlich wahrgenommen worden war. Militär Moussa Diaris Camara rief das National Council for Democracy and Development aus. Die 22 dem Präsidenten treuen Offiziere wurden in Ruhestand versetzt. Zu den Ausländern im Land gibt es verschiedene Meldungen: U.a., dass sie gemeinsam mit der Regierung zum Flughafen geführt wurden. Jetzt scheint es aber so, dass die Regerungsmitglieder alle unter Hausarrest stehen.

Camara kündigte in den ersten Ansprachen an, dass der Putsch helfen sollte, die Minen wieder in Guineas Hände zu bringen - derzeit beuten ausländische Firmen die Bodenschätze Guineas aus. Guinea ist neben Australien der größte Bauxit-Produzent und exportiert jedoch mehr. Bauxit wird für die Herstellung von Aluminium verwendet. Allein in der Baubranche, aber auch in der Flugzeug- und Autobranche ist die Verwendung von Aluminium sehr hoch gestiegen. Camara kündigte die sofortige Stornierung und Neuverhandlung der Verträge mit den ausländischen Firmen an. Weiters rief er alle Parteien und die Gewerkschaft zur Zusammenarbeit auf und versprach Wahlen in 2010.

Obwohl Guinea aufgrund der zahlreichen Bodenschätze (neben Bauxit auch Gold, Nickel, Uranium, Diamanten) ein reiches Land ist, ist Guineas Bevölkerung extrem arm. Die Polizei ging vor allem auch 2008 wieder brutal gegen Minenarbeiterproteste, Studentenproteste und Proteste wegen Brotpreiserhöhungen vor. Die Gewerkschaft jedoch gilt als sehr stark. Große Teile der Bevölkerung stehen hinter den Putschisten. Inzwischen steht auch die Opposition (gegen den verstorbenen Präsidenten Contà©) hinter den Putschisten.

Die Afrikanische Union (AU), die EU, die USA haben die Putschisten verurteilt und wollen nicht mit ihnen zusammenarbeiten. Ein Sprecher der USA für Afrika verurteilte den Putsch und zog eine Parallele mit Zimbabwe. Inzwischen wurde Guinea aus der Afrikanischen Union ausgeschlossen. Senegal verwehrte sich dagegen und warb dafür, den neuen Machthabern Gelegenheit für eine Rechtfertigung zu geben.

Camara ist ein bisher unbekannter Offizier mittleren Ranges. Sein National Council for Democracy and Development besteht aus 26 Militärs und Zivilisten. Camara gehört keinem der mächtigen Clans an. Er ist Christ im mehrheitlich muslimischen Guinea. Vor seinem Eintritt in die Armee 1990 studierte er Recht und Betriebswirtschaft. Neben drei guineischen Sprachen spricht er Französisch und Deutsch. Übrigens kommt der Name Camara sehr häufig vor in Guinea, eine Verwandschaft zwischen dem Putschistenführer Camara mit dem Contà© Freund Camara besteht nicht.