Irak vor den Wahlen

18.11.2009

Diskussion mit Dr. Mundher Azem

Österreichisch-Arabisches Kulturzentrum OKAZ
Gusshausstrasse 14/3, 1040 Wien

Freitag 20. November, 19:00 Uhr

[Übersetzung nach Bedarf]

Die politische Lage im Irak schwankt zwischen dem politischen Opportunismus der Eliten und dem Widerstandgeist der Massen, der trotz des Rückgangs des bewaffneten Widerstands nicht ganz erloschen ist.

Auch wenn der Konfessionalismus tiefe Wunden im arabischen Teil der irakischen Gesellschaft hinterlassen hat, sind konfessionelle Parteien darin kläglich gescheitert, die Hegemonie zu erringen. Das Fehlen einer gesamtnationalen Bewegung bedeutet nicht, dass die irakische Gesellschaft eine konfessionelle Teilung des Landes akzeptiert. Der Widerstand findet nach wie vor statt: passiv durch Boykott des gesamten politischen Prozesses, aktiv durch das Entstehen neuer, über- und interkonfessioneller politischer Formationen oder durch direkter Beteiligung am bewaffneten Widerstand.

Die neuen Parlamentswahlen stellen heute einen entscheidenden Moment im politischen Prozess dar und werfen die folgenden Fragen auf:

Werden die Eliten in der Lage sein, die Machtaufteilung auf Basis von Konfessionen und Nationalitäten dauerhaft zu etablieren?

Wie und wie lange kann die traditionelle kurdische Führung die Kurden von der gesamtirakischen Frage separieren?

Was ist die Zukunft des irakischen Widerstands? Handelt es sich um Rückgang oder um eine temporäre Stagnation?

Diese Fragestellungen werden im Vortrag und in der anschließenden Diskussion mit dem irakischen Intellektuellen Dr. Mundher El-Azami thematisiert.

Dr. Azami ist ein irakischer Pädagoge und politischer Aktivist.  Er ist 1942 in Bagdad geboren, studierte Geophysik in Moskau und England, wo er seit 35 Jahren im Feld der Pädagogik und Didaktik tätig ist. Derzeit ist Dr. Azami Dozent der Soziologie am King College in London und Mitglied des Irakischen Nationalkomitees für Medien und Kultur.
Dr. Azami war bis 1969 Mitglied der Irakischen Kommunistischen Partei (IKP), aus der er aufgrund der sowjetischen Position zur Palästina-Frage austrat. Er beteiligte sich bis zum Beginn des irakisch-iranischen Krieges 1980 am Irakischen Revolutionären Block und war Mitglied der Redaktion seiner Zeitschrift An-Nassier (Der Partisan). Die neue Partei vertrat Positionen, welche die revolutionären Bewegungen in der dritten Welt unterstützten.

1990 begründete er das Komitee Demokratischer Iraker gegen die Blockade mit.
Seit 2003 ist Dr. Azami Aktivist in mehreren politischen Initiativen zur Unterstützung des irakischen Widerstands und zum Aufbau einer politischen Front gegen die US-Besatzung.