Indiens Krieg gegen die Adivasi

Kampagne
Eine Solidaritätskampagne für die autochthone Bevölkerung
Protest
Der Begriff Adivasi bedeutet auf Hindi Ureinwohner und dient auch als Selbstbezeichnung. Seit der Einwanderung indoeuropäische Völker werden die (meist) drawidischen Adivasi unterdrückt. Sie stehen entweder außerhalb des hinduistischen Kastensystems oder werden als Unberührbare (Dalits) auf der untersten Stufenleiter integriert. In der indischen Verfassung wurde der Begriff Adivasi absichtlich vermieden, um sich eventuell daraus ergebende Ansprüche abzuwehren.

Die neoliberale Globalisierung der letzten Jahrzehnte hat die Situation dieser autochthonen Volksgruppen unerträglich werden lassen. Die Regierung verkauft ihren Lebensraum an Großkonzerne, die die reichen Rohstoffvorkommen ausbeuten wollen. Abholzung, Staudammprojekte, Sonderwirtschaftszonen,… Die Adivasi werden zu Millionen von ihrem Land vertrieben und ohne Lebensunterhalt dem Hunger preisgegeben.

Dagegen regt sich wachsender Widerstand, der führend von Maoisten (in Indien oft Naxaliten genannt) organisiert wird. Die Rebellion der Ureinwohner wird von den Großgrundbesitzern, den Hindu-Chauvinisten, konservativen Stammesmilizen (Salva Judum), Militär und Polizei bekämpft. Die indische und amerikanische Regierung sprechen im Gleichklang von Terrorbekämpfung. In der „größten Demokratie der Welt“ wurden Gesetze erlassen, die dafür sorgen, dass man für die politische Unterstützung der Rebellion für Jahre hinter Gitter wandert. Unsere freien Medien schweigen.

Der Kampf der Adivasi kennt auch Erfolge. In einigen extrem armen Regionen gibt es praktisch befreite Gebiete, die Dank der Maoisten selbst verwaltet werden. Gestützt auf die eigenen kollektiven Wurzeln wird Bewässerung organisiert, ökologisch verträgliche neue Agrartechnik und Pflanzen eingeführt, Kleingewerbe entwickelt, Ausbildungs- und Justizwesen gebildet – und mittels maoistischer Milizen die neue Freiheit gegen Großgrundbesitzer, ihre Banden und den Staat verteidigt. Gleichzeitig fordern sie die Anerkennung ihrer Sprache und teilweise auch eigene, neue Bundesstaaten im Rahmen der indischen Föderation.

Obwohl der Konflikt schon sehr lange dauert, hat er erst in der letzten Zeit die Form eines offenen Krieges mit bis zu 1.000 Toten pro Jahr angenommen. Und die indische Regierung ist gerade dabei mit der „Grünen Jagd“ zum großen Schlag auszuholen. Der Ausgang des Kampfes bleibt indes ungewiss und die städtischen Slums füllen sich zunehmend auch mit entwurzelten Adivasi.

Wir wollen mit diesem Portal nicht nur informieren, sondern politische Solidarität organisieren.

Verweise
Wie die „größte Demokratie der Welt“ mit Linksoppositionellen umgeht
19/03/2017
GN Saibaba Gefärhlichster Mann Indiens?
GN Saibaba ist eine zentrale Figur der indischen Linken. In einem gewissen Sinn repräsentiert er das Milliardenland in seiner ganzen Diversität und gleichzeitig Einheit wie kaum ein anderer – als Ankläger des Krieges gegen die Ureinwohner und widerständigen Nationalitäten, als Kämpfer gegen das Kastenwesen und für die Muslime einschließenden Säkularismus, als Verteidige der Rechte der Bauern und Arbeiter. Nun soll Saibaba für immer hinter Gittern verschwinden – so wünscht es sich zumindest die Hindu-chauvinistische Modi-Regierung.
21/02/2011
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Flächendeckende Landvertreibungen, brutalster Neoliberalismus und Polizeiwillkür: die Situation in Indien hat nur wenig mit den Mythen der "Great Democracy" und "Shining India" zu tun. Im Rahmen einer Fact-Finding-Mission vom 4. bis zum 14. Februar 2011 setzte sich Sumud mit den Widerstandsbewegungen am Subkontinent auseinander. Die zentralen Fragestellungen richteten sich vor allem auf die Vertreibungungspolitik, die Special Economic Zones (SEZ) sowie das Vorgehen von Polizei und Spezialeinheiten. In den Volkskämpfen nimmt die Urbevölkerung - die sogenannten Adivasi - eine besondere Stellung ein.
Indien: Binayak Sen nach Aufruhrparagraphen aus der Kolonialzeitabgeurteilt
06/01/2011
Unverständnis, Bestürzung und Empörung über das Urteil gegen Binayak Sen halten in ganz Indien weiter an. Der Arzt und Sozialaktivist soll wegen Volksverhetzung lebenslang ins Gefängnis. Er habe die maoistische Untergrundbewegung unterstützt, hieß es in dem Schuldspruch des Gerichtshofs im zentralindischen Raipur vom 24. Dezember.
Medizinische Hilfe für die Adivasi
21/12/2010
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Als Freiwilligen-Organisation Sumud wollen wir dem Aufruf der indischen Ureinwohner, die um ihr Überleben kämpfen, Folge leisten. Sie suchen Unterstützung für ihre autonomen Entwicklungsprojekte. Nicht nur, weil wir gegen die x-te Wiederholung des Völkermords durch die westliche kapitalistische Zivilisation aufstehen wollen. Sondern auch weil wir angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise von der Globalisierung ebenfalls betroffen sind und unsere Kräfte mit dem globalen Widerstand vereinigen wollen.
Diashow von einer Solidaritätsreise, Aufruf zu einem Hilfsprojekt
17/02/2010
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Die indischen Adivasi (Hindi für Ureinwohner, Selbstbezeichnung) waren immer schon unterdrückt, ähnlich wie die Kaste der Unberührbaren. Doch der ungebremste Kapitalismus der letzten Periode gefährdet selbst ihre nackte Existenz. Bergbaukonzerne, Staudammprojekte und Großgrundbesitzer vertreiben sie von ihrem Land und zerstören ihre natürliche Lebensgrundlage. „Shining India“ heißt Industrialisierung brutal.
11/01/2010
"Incredible India" - Unglaubliches Indien, so lautet ein Werbeslogan aus dem indischen Tourismusministerium. Für InvestorInnen ist Indien sicherlich in Bezug auf Produktions- und Arbeitsverhältnisse einfach unglaublich.
18/12/2009
Indien, das sich gern als "größte Demokratie der Welt" feiert, startet im November 2009 eine Militäroffensive mit 70.000 Soldaten gegen die "größte innere Bedrohung seit es das Land gibt" (Ministerpräsident Singh) - seine Ureinwohner.
Sommereinsatz in Ein el-Hilweh (Libanon)
03/04/2009
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Eine wirtschaftliche Katastrophe, die unsere Lebensweise zwangsläufig verändern wird, trifft den reichen Westen. Es war höchste Zeit, denn wir haben diesen Überfluss ohnehin schon satt.
13/12/2007
Der neu geschaffene indische Bundesstaat Chhattisgarh ist einer der Brennpunkte des sozialen Kampfes auf dem Subkontinent. In der Mitte der Halbinsel gelegen ist er charakterisiert durch einen hohen Anteil Stammesangehöriger und Mitglieder niedriger Kasten. Diese Tatsache allein schuf eine säkulare Tradition der sozialen Rebellionen und religiöser Reformbewegungen, die versuchten die traditionelle extreme soziale Ungleichheit in Form der religiös legitimierten Kasten des Hinduismus aufzubrechen.