Ohne auf die Initiative offizieller
islamischer Vereine zu warten demonstrierten heute, am 18. Februar 2006, mehr als 1500 Menschen in
Wien gegen die im Westen steigende antiislamische Stimmung. Ausgegangen war die
Initiative von jungen Moslems zweiter Generation aus Österreich. Waren der
Anlaß auch die Karikaturen des Propheten Mohammed, so stand die Demonstration
doch unter nicht nur religiösen sondern auch politischen Zeichen. Parolen für
ein Ende der Besatzung im Irak und Palästina waren ebenso präsent, wie der Protest gegen einen drohenden Angriff auf
den Iran. Die Demonstration zog von der Oper, in der Nähe der dänischen
Botschaft, zum Heldenplatz. Bei der Abschlussrede strich der Sprecher des
Arabischen Palästina Clubs heraus, dass der Krieg des Westens gegen den
arabischen Raum nicht nur kulturelle Formen annehme und auch nicht gerade erst
begonnen habe, sondern durch die Geschichte hindurch immer mit Gewalt,
Kolonisierung und Besatzung einhergegangen war. Palästina und Irak seien dafür
nur die aktuellsten Beispiele. Auch das von Europa gegen den islamischen
Protest gegen die Karikaturen ins Rennen geschickte Argument der
Meinungsfreiheit sei nichts weiter als Hohn, gelte diese doch schon seit
langem, aber spätestens seit der Einführung der Antiterrorgesetze, nur für
jene, welche sich regimetreu und angepasst verhielten. Auf der anderen Seite
werde beispielsweise politischen Repräsentanten des irakischen Widerstands oder
Folteropfern aus dem Irak systematisch die Einreise nach Europa verwehrt, um zu
verhindern, dass hier ihr Stimme gegen die Besatzung vernommen werden könne.
In
Europa und den USA finden sich Moslems heute in einer Situation wieder, in der
sie sehr schnell zu Staatsfeinden und Sündenböcken stigmatisiert werden, so
sie nicht bereits sind, sich politisch wie kulturell völlig angepasst zu
verhalten. Über die vielstrapazierte Meinungsfreiheit als typisch europäische
Errungenschaft wird hierbei wohl elegant hinweggesehen.