Aufruf für das Antiimperialistische Lager 2001 – Italien, 28. Juli bis 5. August
Wird die Welt bis 2100 überleben?
„In einem Jahrhundert wird der Planet Erde genauso wie die Menschheit halb tot sein.“
Nicht wir sagen das, sondern die Wissenschafter, die sich mit der Entwicklung der Biosphäre beschäftigen. Der Treibhauseffekt, die Erderwärmung, wird irreversible Veränderungen des Klimas nach sich ziehen, was wiederum zur Folge haben wird, dass es in 50 Jahren fast überall an Wasser mangeln wird. Schon heute leidet ein Fünftel der Weltbevölkerung an Wasserknappheit, während jährlich fünf Millionen an vergiftetem Wasser zu Grund gehen. Die Verwüstung der Erdoberfläche schreitet unaufhaltsam voran. Schon heute gelten 2 Milliarden Hektar ehemals fruchtbares Land als unwiederbringlich zerstört. Mit dem Fortschreiten dieses Prozesses wird das Problem des Hungers in einigen Jahrzehnten noch katastrophaler sein. Wird die heutige Geschwindigkeit beibehalten, so wird Afrika in 50 Jahren die Hälfte seines fruchtbaren Landes verloren haben. Die Abholzung der Wälder schreitet voran. Vier Fünftel der ehemals bewaldeten Flächen sind ihr bereits zum Opfer gefallen und auch die verbleibenden sind im höchsten Maße bedroht. Das fördert die Bodenerosion, die wiederum die wichtigen Meerwasserschichten in Gefahr bringt.
Die Zerstörung des Ökosystems, die in Kürze das Leben auf der Erde und damit auch die Zukunft der Menschheit bedrohen wird, ist weder Ausdruck einer göttlichen Verwünschung noch, wie einige meinen, der Bevölkerungsexplosion. Die Überbevölkerung ist genauso wie die rasende Umweltverschmutzung eine Folge der Produktionsweise, das heißt des kapitalistischen Systems, des verrückten Mechanismus, nach dem sich alles dem Profit unterzuordnen hat, dem Streben nach Opulenz und uneingeschränktem Konsum. Genau das, was die Kapitalisten Fortschritt und Entwicklung nennen, ist der Hauptgrund für die tödliche Gefahr, die über der Zivilisation schwebt. Man sollte das unerlässliche produzieren und das zum Leben notwendige konsumieren, hingegen ist der Markt zu einer immensen Müllhalde von Waren geworden, deren Zweck nicht mehr die Befriedigung realer Bedürfnisse ist, sondern die Menschen in die Abhängigkeit von der Droge Konsum zu führen.
Wenn der Westen noch ein Jahrhundert hat, bevor er in den Abgrund stürzt, so leben vier Fünftel der Menschheit schon in der furchtbarsten Barbarei. Jene, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, zählen anderthalb Milliarden und werden bis 2025 zwei Milliarden sein. Mehr als hundert Länder, insgesamt eine Bevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen (ein Fünftel der Weltbevölkerung), leben im schlimmsten Elend. Währenddessen verfügen die 258 reichsten Milliardäre über ein größeres Vermögen, als das Einkommen der armen Hälfte der Erdenbewohner. Die reichsten 20% der Weltbevölkerung konsumieren 86% der Waren, während die ärmsten 20% nur 1,3% kaufen können. In Afrika kann sich eine Durchschnittsfamilie 20% weniger leisten als noch vor 25 Jahren. 89 Länder befinden sich heute in schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen als vor zehn Jahren. Weniger als 600 Millionen haben ein Haus. Bis 2010 werden zumindest 1,4 Milliarden in Unterkünften ihr Leben fristen, die weder über trinkbares Wasser noch sanitäre Einrichtungen verfügen. 65% der Weltbevölkerung haben noch nie ein Telefongespräch gemacht, während sich allein in Manhattan mehr Telefonanschlüsse befinden als in ganz Afrika. 40% der Weltbevölkerung hat keine Elektrizität zur Verfügung. Die Ausgeben für Haustierhaltung in den USA und Europa übersteigen jene gegen den Hunger in der „Dritten Welt“. Die Nordamerikaner geben jährlich 8 Milliarden Dollar für Kosmetika, die Europäer 11 Milliarden für Speiseeis aus, mehr als die Versorgung von zwei Milliarden mit Elementarbildung, Trinkwasser und Kanalisation kosten würde.
Das kapitalistische System zerstört also die Grundlagen des menschlichen Lebens selbst auf zwei Ebenen: durch die Ausplünderung der Naturressourcen einerseits und durch die Verelendung der Mehrheit der Menschen auf der anderen Seite. Auch im Westen wachsen die Ungerechtigkeiten. Der Neoliberalismus verschärft den sozialen Ausschluss, die Ausbeutung, die Marginalisierung, während sich Reichtum und Macht in der Hand einer beschränkten Oligarchie konzentrieren.
Anstatt zu verschwinden verstärkt der Kapitalismus seine despotischen und imperialistischen Züge. Die sogenannte „Neue Weltordnung“, deren wichtigster bewaffneter Arm die NATO ist, basiert auf Gewalt, Terror, Embargos, Genozid an jenen Völkern, die es wagen sich dem Imperium entgegenzustellen.
Das ist die wirkliche Bedeutung der Globalisierung und nicht die von den Medien vorgegaukelte. Gegen diese Barbarei schreitet unaufhaltsam die Rebellion der ganzen Welt voran. Von Palästina bis Seattle, von Kolumbien bis Prag entstehen neue Bewegungen, die die Dringlichkeit einer Alternative zu den jetzigen Zuständen einmahnen.
Das Antiimperialistische Lager und die Koordination dienen dazu, jede Form des Kampfes gegen die Ungerechtigkeit zu unterstützen, die Bedingungen für eine gemeinsame antiimperialistische Front zu schaffen, um die Grundlagen für die Wiedererstehung einer weltweiten revolutionären Alternative zu legen.
Rebellion ist so gerecht wie notwendig!
Antiimperialistische Koordination
2. Januar 2001