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Rede über den Urantod

20. Januar 2001

gehalten von Aug und Ohr bei der Irakkundgebung vor der US-amerikanischen Botschaft in Wien am 17. Jänner 2001

Abgereichertes Uran, was fällt uns bei der ganzen Sache gleich auf? Zuerst einmal kommen, nach der gängigen Weltordnung, die Militärs, und dann erst die Menschen.

Wenn jetzt ein paar besoldete Killer schwer erkranken oder gar ihr Leben verlieren (es ist ja doch Krieg, oder?), dann schreit die ganze Welt auf!

Vor beinah 10 Jahren hat Prof. Günther das erste Mal auf die Gefährlichkeit der DU-Geschosse hingewiesen, da hat niemand aufgeschrien. Ja es wurde zweimal auf ihn ein Mordanschlag verübt, da hat auch niemand aufgeschrien. Jetzt ist es zu spät, für die Killer, und für die Bevölkerungen schon lang.

Das ist nämlich die erste Werteskala dieser Welt: ganz oben die Militärs, also die Mörder, ganz unten die Völker, also die Opfer, und hier setzt schon die Lüge unserer Presse an, das mafiose Verschweigen. Unsere Presse lügt auch über die Gefährdung sowohl der österreichischen Soldaten als auch der humanitären Helfer.

Das wird eingepackt in ein übliches Geraunze. Was haben wir eher harmlose Österreicher damit zu tun! Mit dem Irak ja doch gar nichts, aber auch im Kosovo waren wir in einem Gebiet, das ja von den DU-Einsätzen nicht betroffen ist, so erfuhr man kürzlich unglaublicherwiese in einem dieser vor Gericht gehörenden Presseorgane. Die Gegend um Suva Reka sei nicht betroffen, hieß es. Wer recherchiert, wird das Gegenteil erfahren. Bereits in einem Schreiben vom 7. Februar des vergangenen Jahres teilte der NATO- eneralsekretär Robertson dem UNO-Chef Annan neben dem Umfang der im Kosovo zum Einsatz gelangten DU-Munition, nämlich 31.000, auch konkrete Einsatzgebiete mit. Es ist insbesondere „das Gebiet westlich von der Autobahn Pec-Djakovica-Prizren, die Umgebung von Klina und Prizren, sowie ein Gebiet, das sich nördlich der Verbindungslinie zwischen Suva Reka und Urosevac befindet.“ Aber die österreichische Presse behauptet, daß die im Kosovo stationierten Soldaten nicht
gefährdet warenn.

Und Robertson fügt hinzu: „Aber viele Missionen, bei denen DU zum Einsatz gelangte, fanden auch außerhalb dieser Bereiche statt.“

Wieviel Soldaten, wieviel Helfer sind hierzulande bereits am DU-Syndrom erkrankt? Wieviel tragen schon den Keim des Todes in sich?

Von der Zivilbevölkerung der Region ist überhaupt nicht die Rede.

Daß alles dies verschwiegen wurde und wird, das rächt sich jetzt. Durch das Verschweigen fördert die Presse den weiteren Einsatz der Todesgeschosse, dadurch die Destabilisierung der eigenen Gesellschaft. Mithin gefährdet sie die Gesellschaftsordnung, die sie vertritt. Man könnte es so formulieren: Das bürgerliche System ist dem bürgerlichen System an die Gurgel gesprungen.

Ist die militaristische die einzige weltweite Werteskala? O nein, es existiert nocheine weitere Hierarchie, Huntington hat sie uns eingeimpft: Da gibt´s wertvolle Länder, weniger wertvolle und nicht wertvolle, wertvolle Kulturen und nicht wertvolle, wertvolle Rassen und nicht wertvolle. Ein solches hierarchisches Raster ist schon vom Imperialismus der Nazis ausgetüftelt worden und zur Anwendung gebracht worden. Der neue US-europäische Imperialismus stellt gerade eine Variante davon her.

Schrecklich sind die Wunden und der Tod in den imperialistischen Kernländern. In Maniago, einer friaulischen Stadt, auf dessen Truppenübungsplatz aller Wahrscheinlichkeit nach mit DU-Munition geschossen wurde, ist die Krebsrate im Ansteigen begriffen. Auch wenn solche Nachrichten nicht sehr geschwind nach Österreich gelangen, so wär´ doch die Tatsache, daß Angehörige der Zivilbevölkerung
an den Folgen von DU erkranken, einen Aufmacher wert. Das ist immerhin das imperialistische Kernland, von dessen zwei Riesenbasen Aviano in Friaul (dem Experimentierland Haiders) und Gioia del Colle in Apulien (der Region der 4. italienischen Mafia) die meisten DU-Missionen nach Bosnien und in den Kosovo abgingen.

Schon weniger, beinah nichts erfuhr man über die kranken Menschen, das verkrüppelte Obst, die kranken Tiere und die vergiftete Milch, die die Folge der DU-Einsätze in Bosnien vor fünf Jahren waren und sind.

Denn die Slawen, gar die Jugoslawen gehören in Europa einer minderen, einer zweitrangigen Kategorie an, sie befinden sich weit unten auf der ethnischen Werteskala.

Nichts, beinahe nichts erfährt man, oder erfährt man bis vor kurzer Zeit über die Zivilbevölkerung im Irak. Denn die gehört einer Kategorie an, die sich ganz unten auf der Werteskala befindet. Weite Landstriche im Irak sind vergiftet. Etwa 10.000 US-Soldaten sind an den Auswirkungen von DU und an zusätzlichen Ursachen gestorben, aber wißt ihr wie viele IrakerInnen erkrankt sind, wieviele gestorben sind? Allein an die 6.000 Krebstote gibt es in der Umgebung von Basra.

Das US-Heer war sich darüber übrigens völlig im klaren. Der US-amerikanische Spezialist Rokke, der im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums die Dekontaminierung von Kampfgebieten in Saudi-Arabien und Kuwait leitete, bestätigte, daß die Kommandanten über die Gefährlichkeit des DU-Einsatzes perfekt im Bilde waren.

Man könnte es so zusammenfassen: Die Wölfe, die wehrlose Tiere beißen, werden von ihnen, weil sie vergiftet sind, tödlich angesteckt.

Die dritte Skala ist die infamste. Diese Skala geht von den bestinformierten bis zu den schlechtest oder gar nicht informierten Ländern.. Zu letzteren gehört, wie könnte es anders sein, das politische Mißgebilde Österreich.

Nicht nur die selbstverschuldeten Leiden der Soldaten, nicht nur die leidende Zivilbevölkerung, und besonders der Kinder und Jugendlichen in drei arabischen Staaten, in Kosovo, Serbien und Bosnien sind von dieser heimischen Presse entweder nicht berichtet worden – oder auf eine derartig fade und trübe Weise berichtet worden, daß einem jegliches Interesse an der Sache schwindet. Denn Leute, die schreiben können, de kriegen bei dieser Presse ja keinen Job hierzulande. Dazu kommt die Taktik der eingestreuten Relativierungen, die im Tonfall eines gekränkten kleinbürgerlichen Wesens aus Währing vorgetragen werden und zumeist als Verkleidung für schlichte Lügen dienen, etwa die, daß der Konnex zwischen DU und spezifischen Folgeerkrankungen wissenschaftlich nicht erwiesen sei. Dieser Einsatz einer apathisierenden Alltagssprache stellt ein wesentliches Element eines Desinformationskrieges dar, der gegen das Bewußtsein der Bevölkerung gerichtet ist.

Die schleimige Fratze des Zeitungs-Österreich hat uns ja seit Kriegsende stets weiszumachen versucht, daß alle anderen die Verrückten sind, und daß wir von all den großen Problemen ja gar nicht betroffen seien. Was haben wir mit BSE zu tun, was haben wir mit DU zu tun! Die allerbesten Weißwäscher sind hier die Rechtsradikalen in unserer Regierung, allen voran der Herr Scheibner. Es gibt Holocaustleugnung, es gibt Genozidleugnung.

Diese dreckige Taktik geht aber nicht auf. Der Druck aufs Überleben wird so stark, sodaß sogar Österreicher beginnen werden, sich zu organisieren. Es könnte aber auch sein, daß sie in absolute Apathie verfallen! Kritischer Widerstand oder Barbarei heißt hier die Parole. Dieser Widerstand muß angreifen.

Im Anschluß an die Antikriegstribunale, die in zahlreichen Ländern stattfanden, sind der außenpolitische Redakteur des Standard zur Zeit des Golfkriegs, Herr Sichrovsky (der Jude, der sich an die Rechtsradikalen verkauft hat) und der Außenminister und der Regierungschef zur Zeit des Kosovoeinsatzes vor Gericht zu stellen!

Sie gehören zu den obersten Verbrechern, die vor einen internationalen Gerichtshof gehören. Denn es wird sich herausstellen, daß sie für Krankheit und Tod auch einer Reihe von Österreichern und Österreicherinnen verantwortlich sind. Von allem andren ganz zu schweigen.

Das abgereicherte Uran ist eine Waffe, die gegen sich ihre Hantierer wendet.

Ein italienischer Wissenschaftler hat ausgerechnet, daß auf dem Meeresgrund zwischen der italienischen Küste und den Hoheitsgewässern von Montenegro und Albanien tausende DU-Geschosse liegen dürften. Probeschüsse über dem Meer, die 1 bis 3 Sekunden lang dauerten, waren auf jeder der mehreren hundert Missionen obligatorisch, der Zweck war, etwaigen Defekten vorzubeugen. 2.100 Geschosse wurden da pro Minute losgelassen, es wurden also bei jeder Mission mehrere hundert DU-Projektile ins Meer gefeuert. Dann gelangte die Fracht erst an ihren finalen Bestimmungsort. Das Meer in Italien wurde bis jetzt nicht untersucht. Auffällig nicht?

Von Griechenland wurde vor kurzem bekannt, daß die griechische Marine während des vergangenen Jahrzehntsin der Ägäis und im Jonischen Meer mindestens 40.000 DU-Projektile verschossen hat. Es gelangten Apache-Hubschrauber zum Einsatz.

Und dies könnte man so zusammenfassen: Wir haben den Krebs schon mitten im Herzen des Mittelmeeres.

Aug und Ohr
Gegeninformationsinitiative

Source: Aug und Ohr

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