Wien, 13/02/01
In dieser harten und schweren Situation, die das arabische Volk in Palästina, im Irak und in anderen Bereichen des arabischen Raums durchzumachen hat, in einer gefährlichen Situation, die einen hohen Grad an gegenseitiger Dialog- und Demokratiefähigkeit sowie Geschlossenheit und Disziplin erfordert, mußte die arabische Gemeinde in Wien mit Entsetzen erfahren, daß am Sonntag, den 6. 2. 2001 auf den Präsidenten des Arabischen Palästina-Clubs, als er gerade das Lalisch-Theater betreten wollte, ein Attentat verübt wurde.
Die Täter dürften dem sogenannten „Irakischen Haus“ zuzuordnen sein. Der Betroffene wurde vom Kartenverkäufer um ein Gespräch unter vier Augen gebeten, daraufhin wurde er auf die Treppe gestoßen, fiel nieder und wurde vom Kartenverkäufer und noch einer weiteren Person weiter brutal verprügelt und auf die Straße hinausgeworfen. Er erlitt dadurch eine Gehirnerschütterung und noch andere Verletzungen und mußte sofort ins Spital gebracht werden.
Auni Kroumi, der Regisseur des Theaterstücks Herr und Sklave, dessen Aufführung von diesem „Irakischen Haus“ veranstaltet wurde, verurteilte den Anschlag und allgemein die Anwendung von Gewalt, besonders bei kulturellen Veranstaltungen wie dieser und forderte eine Veröffentlichung seiner Stellungnahme.
Wir verurteilen dieses feige Attentat schärfstens und lehnen solche faschistischen Gewaltakte dezidiert ab. Zu verurteilen sind auch die wiederholten demagogischen Anschuldigungen, die in der Vergangenheit zu höِren waren, es sei für diese oder jene feindliche Seite gearbeitet worden, Beweise, die nie belegt oder dokumentiert wurden und die den Charakter des politischen Analphabetismus an sich tragen.
Der Arabische Palästina-Club spielt bis zum heutigen Tage eine wichtige Rolle in der Solidaritätsbewegung mit dem Kampf des palästinensischen Volks und seiner Sache, in der Solidarität mit dem irakischen Volk gegen die verbrecherische Blockade und den systematischen Massenmord, denen es von den USA und ihren Kollaborateuren ausgesetzt wird, sowie in der Solidarität mit allen arabischen Kämpfen für Freiheit und Demokratie.
Solidaritätsarbeit basiert auf Dialog und Demokratie. Der Club war immer frei von staatlichen Kontrollen oder parteilicher Abhängigkeit. Das können alle bezeugen, die mit dem Arabischen Club zusammengearbeitet haben.
Wir müssen uns ja verblüfft die Frage stellen, was denn die Ursache für eine solche Art von Aggression ist, die zu allen demokratischen und menschlichen Werten im Widerspruch steht, wobei ja solche Werte von denen, die für die „Demokratisierung des Iraks“ kämpfen, in allererster Linie zu erwarten wären!
Es stellt sich aber heraus, daß dieser Vorfall nur einer in einer Serie von Gewalttaten ist, von denen durchgehend berichtet wird, daß sie dem Spektrum zuzuordnen sind, das sich als „irakische Opposition“ präsentiert. Mehreren Personen wurde bereits bei verschiedenen Veranstaltungen der Zutritt verweigert, so bei der Lesung von Mudaffar Nawwab und dem Konzert von Fuad Salem im Jahr 1998.
Des weiteren wurde auf der Demonstration am Jerusalem-Tag Personen attackiert, die Flugblätter verteilten, auf denen zur Aufhebung der Blockade gegen den Irak aufgerufen wurde: es wurde ihnen das Material aus der Hand gerissen.
Beim Volksstimmefest 1999 wurde der Infotisch des Komitees der Antiimperialistischen Solidarität angegriffen und die irakische Flagge zerrissen. Dazu kommt eine Reihe von Drohungen und Diffamierungen gegen alle, die sich mit dem irakischen Volk solidarisch gezeigt haben und versucht haben, solidarische Aktionen zu veranstalten. Im Vordergrund stand immer die Behauptung, es handle sich um Personen, die für die irakische Regierung arbeiten.
Der Angriff auf den Präsidenten des Arabischen Palästina-Clubs, motiviert uns, mit allem Nachdruck in die Öffentlichkeit zu gehen und vor den Gefahren einer solchen Form von Auseinandersetzungen zu warnen. Wir verlangen vom Irakischen Haus, zu diesem Ereignis Stellung zu nehmen. Die Täter sollen, wie berichtet wird, zu den Organisatoren der Veranstaltung gehören! Weiters wird eine Entschuldigung an den Arabischen Palästina-Club und an die arabische Gemeinde für dieses beschämende Verhalten verlangt. Es sollen auch Maßnahmen ergriffen werden, die künftig ähnliche Vorfälle verhindern sollen.
Arabischer Palästina-Club, Generalunion Palästinensischer Studenten, Palästinensische Gemeinde, Irakische Gemeinde, Internationales Solidaritätsforum, Revolutionär Kommunistische Liga, Antiimperialistische Koordination, Redaktion „Arabischer Morgen“ / Radio Orange, Verband Arabischer Frauen, Autonome Palästinagruppe, Multikulturelles Netzwerk/ Kindergarten, Universalismusgruppe
Wien, 7. Februar 2001
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