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Blechas Rede ist nicht antisemitisch!

6. April 2001

Wien, 04/04/01

Zur Blecha-Diskussion vom 20. und 22. 3 im Standard

Es ist, um in der Terminologie der Frau Riess-Passer zu bleiben, „infam“, eine Äußerung Blechas, die sich ausschließlich und konkret auf die israelische Politik gegenüber den Palästinensern bezieht und die er am 29. November auf einer Solidaritätsveranstaltung für Palästina im Brigittenauer Haus der Begegnung getätigt hat, mit dem ekelerregenden und kriminellen Antisemitismus der Rechtsradikalen in der Regierung in eins zu setzen und aufzurechnen. Historisch kann der Wortbruch der israelischen Regierung Schritt für Schritt in bezug auf die Rechte der Palästinenser und die besetzten Gebiete nachgewiesen werden. Das ist auch der Wissenstand der großen internationalen Tageszeitungen.

Der eine Satz, den Sie aus der Rede Blechas am 22. 3. zitieren, weist in Ihrer Wiedergabe allein vier Fehler auf; er bezieht sich übrigens auf palästinensische Zeitungsherausgeber, die während der ersten Intifada unter Hausarrest gestellt wurden und deren Druckwerke zensuriert wurden. Darauf bezieht sich Blechas Äußerung, die folgendermaßen lautet: „Erinnern Sie sich: nachdem wir hier zusammengetroffen waren, wurden Herausgeber palästinensischer Zeitungen unter Hausarrest gestellt, sind Druckwerke zensuriert worden, … sind Hilfsprojekte, auch solche, die hier von Österreich aus unterstützt und gefördert wurden, zerstört worden. Aber die Zionisten, die in ganz Palästina einen exklusiven Judenstaat errichten wollen, sind gerade durch diese Maßnahmen (also Zensur und Äußerungsverbot, A. M.) und diese Reaktion durch die Intifada entlarvt worden, als das entlarvt worden, was sie sind, nämlich als Rassisten.“ In der Standard-Version wird daraus die Formulierung: „… sind durch ihre Reaktion entlarvt worden als das was sie sind, nämlich Rassisten“. (Hervorhebungen von mir). Worin denn ihre Reaktion bestand, darüber wird der Leser mit Hilfe Ihrer verkürzten Wiedergabe im unklaren gelassen. Es ist wohl notwendig, Ihr falsches Zitat zurechtzurücken.

Mit solchen komplizierten Dingen befassen sich die Leute um Haider und Riess-Passer nicht, und gegenüber der (tatsächlich gefährlichen) Regierungspolitik Israels (und von nichts anderem hat Blecha gesprochen) sind sie ganz zahm; die Juden Österreichs aber dienen ihnen als Fußabstreifer. Leute, die sich für die Palästinenser einsetzen, werden in diesem Lande (und nicht nur in diesem Lande) als Antisemiten diffamiert, die wahren Antisemiten in beinahe allen Parteien bleiben ungeschoren.

Es gibt in Blechas Rede keinen einzigen Punkt, der vom wissenschaftlichen und zeitgeschichtlichen Standard aus als antisemitisch zu werten wäre, außer man wollte Kritik an der israelischen Regierung eo ipso und automatisch mit Antisemitismus gleichsetzen. Das aber käme einer politischen Verfügung gleich und hätte mit Analyse und Wissenschaft nicht viel zu tun.

Alexander Muth
Aug und Ohr
Gegeninformationsinitiative

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