In einer Zeit steigender Spannungen und militärischer Brutalität zeigt sich hin und wieder eine Spur von Menschlichkeit. In einem Wiener Spital wurde im Dezember 2000 eine Gruppe palästinensischer Verletzter vom österreichischen Staat unter der Leitung des Bundesministeriums und des Verteidigungsministeriums willkommen geheißen. Die schwer verwundeten Amina, Fahad und Ibrahim wurden über Jordanien mit einem Sonderflug der Fluglinie RJ Wien transportiert, um die notwendigen medizinischen Behandlungen zu bekommen. Die Bedingung, die der österreichische Staat zur Aufnahme von Verwundeten gestellt hatte, war, dass diese keine „politischen“ Aktivisten sind, sondern aus der Zivilbevölkerung stammen. Dies war damit begründet, dass Österreich seine „Neutralität“ bewahren will!!!
Die Verletzten sind unter anderem Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren. Amina ist 10 Jahre alt und wurde durch einen Stein, den die israelischen Soldaten auf sie zurück warfen, im Auge verwundet. Sie hatte eine verblutete Linse und wird mit dem einem Auge nie mehr sehen können. Der 9-jährige Fahad hatte eine ähnliche Verletzung im Auge, verursacht durch eine explodierte Granate, die israelische Soldaten auf ihn und andere Kinder geworfen hatten. Ibrahims linkes Bein ist durch einen Durchschuss des Oberschenkels für immer gelähmt.
Aber nicht nur die gesundheitliche Situation der Verletzten war schlecht, sondern auch ihr psychischer Zustand. Sie waren von der Reise erschöpft, vom Kriegszustand in Palästina traumatisiert und last but not least erlebten sie einen Kulturschock, als sie binnen dreieinhalb Stunden von einem Kriegsgebiet in eine für sie sorgende Umgebung transportiert wurden.
Die Verletzten erhielten die notwendige medizinische Behandlung und auch Besuche von der Arabischen Gemeinde in Wien. Die Barrieren zwischen den Verletzten und österreichischen Ärzten und Krankenpflegern waren groß. Neben den erwarteten Sprachproblemen gab es auch Unterschiede in der Mentalität und bei der Esskultur, da die Patienten mit Grießnockerlsuppe und Wiener Schnitzel nicht viel anfangen konnten.
Nach dem Lob der großartigen Unterstützung Österreichs durch dieses Projekt kühlte sich aber die Beziehung langsam ab. Außerdem wurden die Besuche der Arabischen Gemeinde immer seltener. Die gut situierten Persönlichkeiten zeigten sich zuerst noch im Spital, um sich zu profilieren, tauchten später aber nur noch auf, wenn die Presse anwesend war. Einige Botschafter kamen nur für 5 Minuten, um Fotos von sich mit den Verletzten machen zu lassen. Merkwürdig waren arabische und österreichische Besucher, die alte Kleider spenden wollten. Dies hinterließ bei den Kindern und ihren begleitenden Bezugspersonen eine gewisse Bitterkeit. „Halten sie uns für Bettler oder was?“, kommentierte der Vater des kleinen Fahad. Die österreichischen Medien zeigten weder für das Projekt, noch für die allgemeine Lage in Palästina weiteres Interesse.
Auf jeden Fall übernahmen andere arabische und internationale Organisationen das Projekt, um die Solidarität mit Palästina weiterhin konsequent zu unterstützen. Auch nach Wien sollen in der kommenden Zeit weitere palästinensische Verwundete zur Behandlung gebracht werden.