Kolumbien, 7. Juni 2001
Wir richten uns an Ihre Organisation, als Vertreter verschiedener sozialer Organisationen aus dem gewerkschaftlichen und bäuerlichen Bereich und von Stadtteilgruppen in Kolumbien, die gemeinsam die Nationale und Internationale „Kampagne gegen die Straflosigkeit: Kolumbien fordert Gerechtigkeit“ begründet haben. Diese hatte als Vorläufer das Projekt: „Kolumbien – Nie wieder!“ (Colombia: Nunca mas!), das die Gründe und Mechanismen aufzuarbeiten versuchte, die die Straflosigkeit von Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Kolumbien garantieren.
Diese Initiativen entwickeln sich im Kontext der Vertiefung des internen bewaffneten Konflikts, unter anderem durch die Militärhilfe der USA, aber auch dem Beginn von Friedensgesprächen mit den bestehenden Guerillagruppen. Die Situation ist durch schwere Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet, die durch die vorherrschende paramilitärische Strategie gegen die soziale Bewegung verursacht werden. Dennoch versucht die arme Bevölkerung weiter gegen das ausschließende Wirtschaftsmodell zu protestieren.
Die „Kampagne gegen die Straflosigkeit: Kolumbien fordert Gerechtigkeit“ beruht auf den universalen Prinzipien des Kampfes gegen die Straflosigkeit, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer solcherart schrecklicher Verbrechen.
Das Ziel ist dadurch zur Festigung und Stärkung der sozialen Organisationen beizutragen und ein umfassendes Projekt zu entwerfen, das die gesellschaftlichen Gründe der Straflosigkeit zu überwinden hilft.
Bisherige und geplante Initiativen der Kampagne:
1. Internationales Tribunal (stattgefunden am 16. Mai 1999, Barrancabermeja): Dieses Tribunal wurde zur Aufklärung eines Massakers an sieben Personen und dem Verschwinden von weiteren 25 aus den armen Stadtvierteln Barrancabermejas, Region Magadalena Medio, durch paramilitärische Gruppen unter Mittäterschaft der staatlichen Streitkräfte veranstaltet.
2. Internationales Tribunal in Chicago, USA, im August 2000: Anlass war die Bombardierung der Gemeinde Santo Domingo in der Provinz Arauca im Dezember 1999 durch ein Flugzeug, das der kolumbianischen Regierung durch die USA für die Drogenbekämpfung geschenkt wurde. Folge war der Tod von 17 Menschen, darunter sechs Kindern. Die Regierung wollte der FARC-Guerilla dafür die Schuld geben, doch konnte im Rahmen des Tribunals die Wahrheit dokumentiert werden.
3. Die dritte Initiative der Kampagne behandelt den Fall der sogenannten „Gemeinden im Widerstand“ im Süden der Provinz Bolivar. Dies ist eine besonders reiche Region, in der die größten Goldvorkommen Lateinamerikas vermutet werden. Das hat die Interessen der besitzenden Klassen an der Kontrolle über diese Region erweckt, die bisher in kooperativer und handwerklicher Form von Bergarbeitern bearbeitet wurde. Die Region soll nun multinationalen Unternehmen eröffnet werden. Dies erfordert die Vertreibung der bäuerlichen Bevölkerung und der Bergarbeiter, was durch das blutige Eindringen von paramilitärischen Gruppen mit Unterstützung der Streitkräfte passierte. Die Bevölkerung wurde im Zuge des Jahres 1998 massenhaft vertrieben. Durch Proteste konnte ein Abkommen mit dem gegenwärtigen Präsidenten Kolumbiens, Andres Pastrana, erzielt werden, das das Leben der Bauern und Bergleute garantieren sollte und in einen umfassenden regionalen Entwicklungsplan eingebettet war. Dennoch gingen die Morde weiter und haben bis heute die unglaubliche Zahl von beinahe 2000 Toten und mehreren hundert Verschwundenen erreicht, darunter Edgar QUIROGA, ein Bauernführer des Südens von Bolivar, der die Abkommen mit Pastrana unterzeichnet hatte. Die Gemeinden, die sich angesichts der Nichterfüllung der Abkommen im Widerstand zur Selbstverteidigung befinden, unterliegen einer Blockade für Nahrungsmittel, Medizin und Arbeitsgeräte. Die Bevölkerung lebt als Geisel, der die Bewegungsfreiheit durch die Kontrollpunkte des Militärs und der Paramilitärs genommen wurde.
Aufgrund dieser Situation und der vorherrschenden Straflosigkeit im Land werden alternative Wege des Rechtes versucht, wie etwa in Form der Internationalen Tribunale. Das Tribunal zur Situation im Süden Bolivars soll am 28. November dieses Jahres in Brüssel im Rahmen des Europaparlaments durchgeführt werden. Ergänzend dazu soll zwischen 1. und 20. August dieses Jahres eine Internationale Karawane für das Leben in die Region reisen, um ihre politische und humanitäre Solidarität mit den Gemeinden im Widerstand des Südens der Provinz Bolivar auszudrücken. Ziel ist, dass zumindest 50 Personen aus verschiedenen Ländern gemeinsam mit kolumbianischen Organisationen in das Gebiet reisen, humanitäre Hilfsgüter mitnehmen und direkt mit den Betroffenen sprechen, um ihre Leiden, aber auch ihren Widerstand und ihre Würde kennen zu lernen.
Wir treten an Sie daher mit folgenden Anliegen heran:
1. Die Unterstützung ihrer Organisation für die Nationale und Internationale „Kampagne gegen die Straflosigkeit: Kolumbien fordert Gerechtigkeit“, die bereits von 230 Organisationen aus verschiedenen Ländern unterstützt wird.
2. Die Unterstützung ihrer Organisation für das Internationale Tribunal zur Situation im Süden Bolivars, um dessen Abhaltung vor dem Europäischen Parlament am 28. November 2001 zu erreichen.
3. Ihre direkte Beteiligung an der Karawane für das Leben und/oder deren Unterstützung durch ihre Organisation, um so die Sicherheit der Personen, die in die Region reisen zu garantieren und den dortigen Gemeinden ihre Solidarität auszudrücken.
4. Wenn möglich, einen finanziellen Beitrag für die Initiativen.
Mit freundlichen Grüßen
Kampagne gegen die Straflosigkeit: Kolumbien fordert Gerechtigkeit
Regionaler Friedensrat von Magdalena Medio
Gladys Rojas
Ihre Unterstützungserklären und weitere Fragen richten Sie bitte an:
Kampagne gegen die Straflosigkeit: Kolumbien fordert Gerechtigkeit
e-mail: justicia@col1.telecom.com.co
Adresse: Calle 19 Nr. 4-74
Bogota, Kolumbien
Tel: +57 1 2837809 oder +57 1 2832017
oder
Regionaler Friedensrat von Magdalena Medio
E-mail :mesasur@latinmail.com
Adresse: Edificio la Tora oficina 401
Barrancabermeja, Kolumbien
Tel. +57 7 6223024
Spanischer Text Caravana por la Vida, Sur de Bolivar