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Sharon des Völkermordes angeklagt

10. Juli 2001


Anfang Juni 2001 stellte in Brüssel eine Gruppe palästinensischer und libanesischer Aktivisten und Anwälte einen Strafantrag gegen Ariel Sharon. Hintergrund ist seine Rolle beim Massaker von Sabra und Shatila im Libanon im Jahr 1982, was eine Beteiligung am Völkermord bedeutet. Ein belgisches Gesetz, das im Jahr 1993 verabschiedet wurde, ermöglicht es, auch ausländische Politiker wegen Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen, die auch außerhalb Belgiens passiert sind.
Im September 1982, nach der dreimonatigen Blockade Beiruts und dem Abzug der palästinensischen Truppen aus der Stadt, ist die israelische Armee in die Stadt einmarschiert. Die alliierten faschistischen Milizen töteten im Flüchtlingslager Shatila und im benachbarten Viertel Sabra rund 3000 Personen, die meisten von ihnen Kinder und Frauen. Laut Augenzeugen versperrte die israelische Armee die Wege aus dem Lager und konzentrierte die Menschen darin, bombardierte das Lager vor und nach dem Einmarschieren der Milizen und beleuchtete während des Massakers den Himmel mit Leuchtgranaten, was auf eine vollkommene Koordination hindeutet. Sogar der israelische Untersuchungsausschuss machte den damaligen Verteidigungsminister Sharon „indirekt verantwortlich“ und er musste sein Amt zurücklegen.
Suad Srour, eine der Überlebenden, ist am 18. Juni in Brüssel eingetroffen, um ihre Zeugenaussage beim belgischen Gericht abzugeben. Das damals 14-jährige Mädchen wurde vergewaltigt und danach angeschossen. Sie überlebte das Massaker, wurde aber an der Wirbelsäule getroffen und leidet seit damals an einer Gehbehinderung. Die meisten Mitglieder ihrer Familie sind beim Massaker getötet worden. Sie vertritt weitere 28 Überlebende, die später als Zeugen geladen werden. Frau Srour sagte in einem Interview: „Ich vertrete alle Opfer meines Volkes, damit sich endlich die Gerechtigkeit durchsetzt und die Täter bestraft werden“. Der libanesische Anwalt Schibli Malat äußert sich optimistisch: „Nach den Massakern von Bosnien und Kosovo soll die europäische Justiz genau wissen, was eine ethnische Säuberung ist“.

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