Özgür Politika, 9. August 2001
Todesfastende unter Blockade
Die Polizeiblockade im Istanbuler Stadtteil Kücükarmutlu, wo sich mehrere ehemalige Gefangene und Angehörige im Todesfasten befinden, ist lückenlos. Auch in anderen Städten hat sich die Repression gegen Todesfastende erhöht. Wie die AktivistInnen mitteilen, werde mit Druck versucht, sie vom Todesfasten abzubringen. Bis zur Erfüllung der Forderungen werde die Aktion jedoch fortgesetzt.
Aktivist entführt
Das Haus in Izmir, in dem sich Sükran Sahin und Ali Kocak im Todesfasten befinden, ist von Kocaks Familie und einer zwanzigköpfigen, mit Knüppeln bewaffneten Gruppe überfallen worden. In Zusammenarbeit mit der Polizei drangen sie vorgestern abend in das Haus ein und zerstörten Gegenstände. Dann griffen sie die AktivistInnen und BesucherInnen mit Knüppeln an. Ali Kocak wurde bewusstlos geschlagen und entführt. Dabei wurde er über den Boden geschliffen. Die BesucherInnen wurden festgenommen und etwas später wieder freigelassen. Über den Verbleib von Ali Kocak gibt es noch keine Informationen.
Ausweiskontrolle in Ankara
In Ankara kam die Polizei zu der Wohnung im Stadtteil Tuzlucayir, in der sich Ayse Bastimur und Özlem Durakcan im Todesfasten befinden. Sie forderten Einlass, um eine Ausweiskontrolle durchzuführen. Da sich die in der Wohnung befindlichen Personen beharrlich weigerten, gaben die Polizisten schliesslich auf.
Ausnahmezustand in Kücükarmutlu
Die Anspannung in Istanbul-Kücükarmutlu hält an. Alle Einfahrten in den Stadtteil, in dem sich zwanzig Personen in vier verschiedenen Wohnungen im Todesfasten befinden, sind unter Kontrolle der Polizei. Jeder, der den Stadtteil betritt, muss seinen Ausweis vorzeigen. Selbst das Mitführen von Blumen kann Grund für eine Festnahme sein, da nach staatlicher Auffassung mitgebrachte Blumen dazu geeignet sind, die Todesfastenden zu ermutigen. Auch willkürliche Wohnungsrazzien finden weiterhin statt.
´Neue Angriffstaktik`
In einer schriftlichen Erklärung zum Thema vom Rechtsbüro des Volkes heisst es, dass Justizministerium versuche mit einer neuen Angrifftaktik das Todesfasten zu beenden, anstatt Gespräche mit den Gefangenenvertretern zu führen. 60 Personen hätten inzwischen durch Zwangsernährung ihr Gedächnis verloren. „Verantwortlich dafür sind Justiz- und Gesundheitsministerium sowie die Ärzte, die die Zwangsernährung ausführen. Zwangsernährung ist Folter.“
Hammerüberfall auf Vatan
Bei einer Razzia gestern in den frühen Morgenstunden im Büro der Zeitschrift „Vatan“ in Istanbul-Sisli sind elf Personen festgenommen worden. Die Polizei gelangte in die Büroräume, indem sie die Eisentür mit einem Schmiedehammer aufbrach. Auch Zimmerwände wurden auf diese Weise zerstört. Alle technischen Geräte und das gesamte Archiv der Zeitschrift wurden beschlagnahmt. (…) Die MitarbeiterInnen der Zeitschrift erklärten
zu dem Überfall, es handele sich dabei um einen Teil des Versuchs, das Todesfasten zu brechen. Sie würden jedoch weiterhin über die Wahrheit der Gefängnisse berichten.
Press Agency Ozgurluk
In Support of the Revolutionary Peoples Liberation Struggle in Turkey
Ozgurluk