Türkei, 31. August
Am Freitag, den 30. August, kam die internationale Solidaritätsdelegation in Armutlu, einem Slum von Istanbul, an. Armutlu ist das Zentrum des Volkswiderstandes. Drei „Widerstandshäuser“ wurden eingerichtet, um den forwährenden Kampf der politischen Gefangenen zu unterstützen. Mehrere Gefangene, die entlassen wurden, damit sie ihr Todesfasten beenden, setzen ihren Kampf zusammen mit Familienangehörigen und anderen Aktivisten fort.
Um sie zur Beendigung ihrer Solidaritätskampagne zu zwingen wurde das Viertel von Polizei und Militär umstellt, die an allen Zugängen Checkpoints errichteten. Die Repressionskräfte scheinen das rebellische Viertel stürmen zu wollen, um den Widerstand gegen die Oligarchie, der erfolgreich das durch die Zensur erzwungene Schweigen gebrochen hat, zu zerschmettern.
Die revolutionären Kräfte können auf die starke Unterstützung der ansässigen Bevölkerung, welche die Existenz ihres Viertels deren Kampf zu verdanken hat, zählen. Der Staat weiß, dass, um die Leute in Armutlu zu besiegen, er ein neuerliches Blutbad anrichten muss.
Eine permanente internationale Präsenz von Solidaritätsdelegationen, zu deren Teilnahme wir alle antiimperialistischen Kräfte aufrufen, soll ebenso dazu beitragen, dass Massaker zu verhindern.
Heute ist die 63. Märtyrerin, die 38 Jahre alte Hülya Simsek, für das Volk gestorben, am 286. Tag ihres Todesfastens. Ihr Leichnam wurde nach Armutlu überstellt und wird heute Abend bei einer öffentlichen Trauerfeier und einer Prozession beigesetzt, an denen die Solidaritätsdelegation teilnehmen wird.
Während des Tages nahmen wir an einer Gerichtsverhandlung gegen 12 weibliche politische Gefangene teil, die unter anderem beschuldigt wurden, drei ihrer Mitgefangenen während dem Angriff des Staates gegen die politischen Gefangenen im Ümranye-Komplex am 19. Dezember vergangenen Jahres, getötet zu haben. Keine der zahlreichen Anschuldigungen konnte bewiesen werden, und der Richter musste sie „nicht schuldig“ sprechen, was einmal mehr die Lügerei von Staat und Medien offenkundig werden ließ.
Die gefangenen Frauen hielten mutig stand und zeigten, dass selbst die schrecklichste Repression und der abscheulichste Terror nicht den Willen eines Revolutionärs brechen kann. Bezüglich der Beschuldigung Feuerwaffen besessen zu haben, mit denen angeblich ein Polizist während der Operation getötet worden war, antwortete eine der Gefangenen: „Wenn wir Waffen gehabt hätten, hätten wir euch eine Niederlage beschert!“
Eine Protestkundgebung der Angehörigen, die vor dem Gerichtsgebäude stattfand, wurde nach Ende der Verhandlung von der Polizei mittels brutaler Gewalt gegen Frauen und Ältere aufgelöst. Zwischen drei und fünf Demonstranten wurden willkürlich ausgewählt und verhaftet.
Gleichzeitig fanden Massendemonstration in mehreren Städten im Osten des Landes statt, an denen mehrere Tausend Menschen (besonders in Diabakyr) für die mit Füßen getretenen Rechte des kurdischen Volkes demonstrierten. Wie immer reagierte die Polizei mit unglaublicher Gewalt.
Die Delegationsteilnehmer der Antiimperialistischen Koordination
Armutlu, 31. August, 9 Uhr, Lokalzeit