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Wiener Polizei überfällt palästinensische Flüchtlinge

14. September 2001

Antiarabische Hysterie

In der Nacht vom 12. auf den 13. September umstellte die Wega (Spezialeinheit, die wegen ihrer Brutalität bei Demonstrationen und gegen Ausländer gefürchtet ist und der rechtsradikale Tendenzen nachgesagt werden) ein Haus im 18. Wiener Gemeindebezirk, in dem in der Folge um 2 Uhr früh eine Wohnung palästinensischer Flüchtlinge gestürmt wurde. Ein Hinweis, dass die Wohnung stark von arabisch aussehenden Menschen frequentiert würde, war von Nachbarn, die offensichtlich von der Medienhysterie angesteckt wurden, an die Polizei ergangen.

Doch sowohl die Wohnung als die dort untergebrachten Flüchtlinge, einige davon Kinder, müssten den Behörden eigentlich bekannt sein: Es handelt sich um verletzte Palästinenser, die sich mit offizieller Genehmigung zur Behandlung in Wien befinden. Auch die starke Besuchstätigkeit ist leicht erklärt: Die Bewohner sind schwer Versehrte (einer verlor durch israelische Angriffe ein Bein, einem anderen wurden die Arme abgetrennt), die nur mit Begleitung die Wohnung verlassen können.

Die Polizei fand an der Wand ein Bild des kürzlich von Israel ermordeten Vorsitzenden der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), Abu Ali Mustafa, ein Poster Che Guevaras und ein Plakat von Egypt Air, das ein über der Freiheitsstatue fliegendes Flugzeug zeigt – was den Beamten besonders verdächtig erschien.

Die Polizei verhaftete zwei Personen, eine davon scheinbar verdächtig durch die fehlenden Arme und das verbrannte Gesicht und die andere durch einen vermeintlichen Fluchtversuch. Der Jugendliche hatte aus Angst vor dem martialischen Auftritt kurzerhand über das geöffnete Fenster Reißaus genommen. Auf Intervention eines Vertreters der palästinensischen Gemeinde mussten beide noch in der selben Nacht freigelassen werden.

Gefährliche Stimmung in der Bevölkerung

Dass die Wega die öffentliche Stimmung für Einschüchterungsaktionen dieser Art nutzen würde, war von demokratischen Beobachtern angesichts zahlloser Übergriffe vorauszusehen. Bedenklich ist jedoch die hysterisch-chauvinistische Stimmung in der Bevölkerung, die die mediale Vorverurteilung und Verteufelung alles Arabisch-Muslimischen reflektiert.

Unsere jeden Freitag in der Wiener Schottenpassage stattfindende „Botschaft der Intifada“ wurde heute mehrfach angepöbelt. Bisweilen genügt es schon auf der Straße mit einem Palästinensertuch gesehen zu werden, um sich Beschimpfungen anhören zu müssen.

Aus Leipzig wird uns gar berichtet, dass sich ein Mann prügeln lassen
musste, weil er sich vor dem amerikanischen Kulturzentrum mit einem Schild des sinngemäßen Inhalts „Die Antwort auf Korea, Vietnam, Grenada, Irak, Jugoslawien, …“ hinstellte. Das sind Anzeichen eines um sich greifenden Totalitarismus, der jede Kritik an der imperialistischen Politik des Westens zu unterdrücken sucht.

Antiimperialistische Koordination
Wien, 14. September 2001

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