12. September 2001 in Palästina: Die unbeachteten Ereignisse – die unbeachteten Toten – am „Tag danach“.
Israel versucht den Angriff auf die USA als Rechtfertigung für ein massives Vorgehen gegen die Palästinenser zu nutzen
Jetzt, wo die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf die schockierenden Ereignisse in den Vereinigten Staaten gerichtet ist, haben sich die israelischen Angriffe auf palästinensische Wohngebiete sofort verschärft und palästinensische Gruppen befürchten, dass die Israelis versuchen werden, die Tragödie in Amerika als Vorwand für die Dämonisierung der Palästinenser und in der Folge als Rechtfertigung für die Ausdehnung der Besetzung Palästinas zu nutzen.
Die Umgebung von Jenin und Jenin selbst werden anhaltend und schwer angegriffen. Bisher sind allein in dieser Region acht Todesopfer zu beklagen.
Um zwei Uhr morgens ist die israelische Armee in Jenin einmarschiert und hält es seither besetzt. Auf strategisch zentralen Punkten auf den Hügeln rund um die Stadt sind Panzer stationiert.
Zur Zeit beschießen israelische Truppen die Stadt und das Flüchlingslager. Auch die Dörfer Qabatiya, Tammoun und Toubas werden heftig angegriffen. Nach letzten Meldungen hat die israelische Armee versucht Tammoun zu stürmen.
Bei den Angriffen auf die Umgebung von Jenin wurde das Haus von Asad Adaqa in die Luft gejagt. Dabei wurden Asad Adaqa sowie Wa´il Multaq Isaf und Balqis Arda, ein kleines Mädchen, getötet.
In Libqaya wurden Tawfiq Abu Sharar, Thair Mahdawij und Shahr Bani Audeh von Panzer- und Hubschraubergeschossen tödlich getroffen.
Im Hagel von Panzergeschossen starben im Flüchtlingslager von Jenin Iyad Al Masri und Ibrahim al Fayd. Drei weitere Palästinenser wurden im Gazastreifen von der Armee ermordet.
Über hundert Palästinenser wurden bei diesen jüngsten israelischen Angriffen verletzt und ihre Situation ist kritisch, weil die ununterbrochenen Bombardements es medizinischem Personal und Rettungen verunmöglichen, in die betroffenen Gebiete zu gelangen. Die Besetzung Jenins bedeutet auch die komplette Abriegelung der umliegenden Dörfer, und damit können die Verwundeten von dort das Krankenhaus von Jenin für dringende medizinische Versorgung nicht erreichen.
Es deutet alles darauf hin, dass sich die Situation verschlimmern wird. Israelische Truppen und Panzer sind bereits um Nablus stationiert und die Menschen müssen das Schlimmste befürchten. Israel scheint die momentane Situation, wo aller Augen auf die USA gerichtet sind, als Freibrief für einen Vorstoß in den besetzten Gebieten auszunützen.
aus: The Palestine Monitor, 12. September 2001