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Palästinensische Wirtschaft – Überlebenskampf unter der Blockade

26. September 2001


Seit dem Beginn der Intifada leidet die ganze arabische Bevölkerung im Westjordanland und Gaza- Streifen unter einer totalen Blockade. Die Abriegelung der „autonomen“ Gebiete, Zerstörung von Straßen, Attacken der bewaffneten Siedler machen Transport von Menschen und Gütern zwischen den besetzten Gebieten und der Außenwelt sowie zwischen den isolierten „autonomen“ Gebieten gefährlich bis unmöglich. Die Gebiete sind in mindestens 26 Einheiten aufgeteilt, wobei der Gaza-Streifen in drei Teile geteilt und von der Außenwelt total isoliert ist. Die ohnehin schon fragile palästinensische Wirtschaft ist das Hauptopfer dieser Maßnahmen und liegt heute fast lahm. Die Arbeitslosigkeit beträgt 70% im Gaza-Streifen und 30% im Westjordanland.
Der Alltag der Palästinenser ist neben dem täglichen Kampf gegen die Besatzung vom Kampf ums Überleben geprägt. Die Palästinenser passen sich an die neue Lage an und es muss improvisiert werden.

Issa Nasachasch ist Tankstellenbesitzer im Dorf Al-Khader bei Bethlehem. Seine Tankstelle wurde durch die israelische Militärsperre unzugänglich gemacht, nachdem die Besatzungstruppen den Weg zum Dorf mit Zementblocks geschlossen haben. Er stellte einen Tank ein paar hundert Meter vor die Sperre, neben einer unbesetzten Stellung der palästinensischen Polizei, die von Raketen zerstört worden war. „Ein Freund, der in der Nähe wohnt, bot mir Strom an. Wir legten die Kabel durch sein Tomatenfeld. Mit dem werden wir die Pumpe betätigen. Jetzt können die Fahrer Benzin kriegen“.
Andere Beispiele sind palästinensische Bauern, die das Wasser mit Kübeln und auf Eselrücken zu den Feldern tragen, nachdem die Wege für Lastwagen unzugänglich gemacht worden sind, Reisende, die auf der einen Seite der Militärsperre aussteigen und zu Fuß zur anderen gehen, wo sie in dort wartende Autos einsteigen, Händler, die Möbelstücke auf den Schultern über die Sperren zur Abgabe tragen, usw.
Die Palästinenser benutzen Traktoren, um Autos über die Hügel zu den nächsten zugänglichen Straßen zu schleppen. In anderen Gebiete sind Pferde und Esel heute wieder aktuelle Transportmittel geworden.
Palästinensische Arbeiter schleichen sich vor dem Sonnenaufgang durch die Olivengärten und Gemüsefelder in „israelische“ Gebiete, um dort für niedrige Löhne schwarz zu arbeiten. „Wenn ein Jeep auftaucht, dann laufen wir in alle Richtungen auseinander, denn das macht es ihnen schwierig, uns zu verhaften“, sagt ein palästinensischer Arbeiter und fügte hinzu, er habe zehn Kinder und müsse täglich ein großes Risiko eingehen, um sie zu versorgen.
Ein weiteres Phänomen sind die Kleinhändler, die überall alles mögliche verkaufen. So tauchen z. B. an den Militärsperren, wo arabische Autos in unendlich langen Kolonnen stehen, öfters Kinder auf, die Kaugummi, Taschentücher oder Eis an die Wartenden verkaufen.
Der palästinensische Wirtschafsexperte Dr. Mohammed Schtiyyeh schätzt die Verluste der palästinensischen Wirtschaft seit dem Beginn der Intifada auf 1,5 Milliarden Dollar.
Ein Lastwagenfahrer, der Zement transportiert, erzählt wie er und sein Kollege die Zementsäcke auf den Schultern einen nach dem anderen von Lastwagen zu Lastwagen transportieren, die auf beiden Seiten einer Militärsperre stehen: „Es ist wie bei der Berliner Mauer!“.

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