Site-Logo
Site Navigation

Rede des Roten Tisches Jena auf der Antikriegsdemonstration in Jena

28. Oktober 2001

Jena, 25.10.2001

Bericht von der Antikriegsdemo in Jena

Liebe Freunde!

Viele von uns in Ostdeutschland haben ja nun das Glück gehabt, die DDR noch selbst miterlebt zu haben. In der politischen Erziehung der Kinder vom Kindergarten an spielte die Auseinandersetzung mit dem Krieg eine wichtige Rolle. Ich erinnere mich noch gut an das Gestalten von Grußkarten an das von den Yankees überfallene vietnamesische Volk und die Wünsche, daß Vietnam sich erfolgreich verteidigen möge. Die „militaristische“ Erziehung setzte sich an der Schule fort. Hier ein Gedicht aus dem Lesebuch der allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule, Klasse 3:

Wilhelm Busch
Fuchs und Igel

Ganz unverhofft an einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.
„Halt!“ rief der Fuchs, „du Bösewicht,
kennst du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht?
Im Namen Seiner Majestät –
geh her und übergib dein Fell!“
Der Igel sprach: „Nur nicht so schnell!
Laß dir erst deine Zähne brechen;
dann wollen wir uns weiter sprechen.“
Und alsogleich macht er sich rund,
schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.

Dieses Gedicht könnte man als die literarische Vorlage für die Außenpolitik der DDR betrachten. Kein Soldat der DDR hat das Territorium anderer Staaten betreten, um dafür zu sorgen, daß diese um ihre Reichtümer betrogen wurden oder andere Völker in ihrem eigenen Weg behindert wurden.

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben über die ganze Welt verstreute Militärbasen, der größte Luftwaffenstützpunkt außerhalb ihres Territoriums liegt in Ramstein/ Westdeutschland, der größte Flugzeugträger der USA ist Israel. Mittels Militärbasen wird ja nicht nur Krieg in andere Länder hinein getragen, sondern auch deren gesamtes Umfeld wird an die Bedürfnisse der Yankees angepaßt. Ja, es erfolgt geradezu ein Kulturexport. Bekanntlich ziehen diese Militärstützpunkte Prostituierte und Drogenhändler magisch an. Auch Aids ist insbesondere für Afrikaner und Südostasiaten eine Begleiterscheinung der US-Weltherrschaft, nachvollziehbar anhand der, an den Militärbasen beginnenden epidemischen Entwicklung. Hinzu kommt, daß durch Zwangsumsiedelungen insbesondere von Bauern und Verseuchung des Bodens das Territorium nachhaltig verändert wird. Damit werden die in Rio auch von den USA unterzeichneten Forderungen der Agenda 21 nach gesellschaftlicher Entwicklung im Einklang mit den natürlichen Ressourcen zur Farce.

Die Bundesrepublik Deutschland orientiert sich an ihrem großen Bruder und möchte auch ins Ausland, nicht immer nur zahlen. Für den Krieg der USA gegen den Irak waren es 20 Mrd. US-$. Man komme mir nicht mit, es fehle an Geld. Das ist alles eine Frage der Macht über Einnahmen und Verteilung. In Somalia und Jugoslawien war die Bundeswehr endlich selbst dabei, nachhaltig umzugestalten. Das Ergebnis in Jugoslawien: über 2.000 Tote, 10.000e Verletzte, mehr als 200.000 Vertriebene und starke industrielle und kulturelle Zerstörungen. Aber die Bundesrepublik leistet ja Entwicklungshilfe an militärische Organisationen wie die UCK, über Stiftungen an politische Organisationen wie die sogenannte Studentenorganisation „Otpor“, von deren Mitgliedern einige in Deutschland studieren und jetzt vor allem an deutsche Baufirmen, die in Jugoslawien durch die NATO zerstörte Häuser und Fabriken neu errichten, diesmal aber mit anderen Eigentümern.

Um die zunehmende Zahl von Auslandseinsätzen der Bundeswehr absichern zu können, werden Menschen mit ganz besonderem Profil benötigt. Man muß sportlich sein, was bei der heutigen Werbung für Drogen aller Art und dem bedeutend erleichterten Zugang für Kinder und Jugendliche gar nicht so einfach ist. Man muß von westlicher Kriegsführung begeistert sein, sozusagen von hoch droben, auf alles, was sich noch bewegt, und seien es Flüchtlinge, schießen und sich bei Einsätzen der Spezialeinheiten als Terrorist im Hinterland fremder Staaten betätigen wollen. Als Belohnung lockt ein Wehrsold mit zahlreichen Extrazuschlägen, der von Ostdeutschen durch redliche Arbeit kaum verdienbar ist.
Da es von solchen Leuten, die sich freiwillig in den Dienst der Bundeswehr stellen wollen, zum Glück nicht allzuviele gibt, werden zunehmend auch wieder Arbeitslose benötigt, die mittels kurzer Lehrgänge „auslandstauglich“ geschult werden.

Im Namen des Roten Tisches Jena:
Arbeitslose Jugendliche, laßt Euch nicht von den imperialistischen Rattenfängern vor den Kriegskarren spannen!

Und speziell für die Gelöbnisbefürworter in Jena:
Engagieren Sie sich für eine wirkliche Kulturvielfalt, die Verbesserung der Bildungchancen für alle Kinder und Jugendliche und die Freiheit der Wissenschaft!
Also, Hände weg vom Planetarium und dem Optischen Museum, dem Afrocenter, der Kindervilla und der Jenaer Philharmonie! Schluß mit der Schließung von Kindergärten und Schulen!

Thema
Archiv