15. Jänner, Wien
Internationale Solidaritätsdelegation in Palästina
Österreichische TeilnehmerInnen berichten ihre Eindrücke
Pressekonferenz
Dienstag, 15. Januar, 10 Uhr
Literaturhaus
7., Seidengasse 13
Vom 30. Dezember 2001 bis 6. Januar 2002 befand sich eine internationale Solidaritätsdelegation bestehend aus TeilnehmerInnen verschiedenster europäischer Länder in Palästina. Trotz erheblicher Schwierigkeiten gelang der Gruppe die wichtigsten Brennpunkte des Konflikts – Hebron, Gaza, Jerusalem, Rahmalla und Bethlehem – zu besuchen und sich ein Bild vor Ort zu machen.
In zahlreichen Gesprächen mit palästinensischen Organisationen und Betroffenen vor Ort konnte sich die Delegation ein Bild von der Realität der Besatzung und der Lebensunfähigkeit der isolierten Autonomen Gebiete machen. So wurde, für eine ausschließlich den Siedlern vorbehaltenen Verbindungsstraße nach Israel, großräumig palästinensisches Land enteignet. Ein weiteres Problem ist die zum Teil von Israel künstlich herbeigeführte Wasserknappheit, die eine Zerstörung der Landwirtschaft nach sich zieht. Die wenigen Erträge die für den Export bestimmt sind, müssen über israelische Zwischenhändler abgewickelt werden.
Auch während unserer Anwesenheit Drang die israelsiche Armee immer wieder in Autonome Gebiete ein. Besonders drastisch erschien das Vorgehen der Okkupationsarmee in Gaza: „Sie bombardieren uns, reißen unsere Bäume aus, vernichten unsere Äcker und töten unser Vieh“, rief eine alte Frau in Beit Lahia im Norden des Gaza-Streifens als die Delegation eine von der israelischen Armee zerstörte landwirtschaftliche Zone besichtigte. „Wir sind auch Menschen. Warum tut Europa nichts um uns zu helfen?!“
Dieses Bild wurde auch durch die gegen die Okkupation kämpfenden jüdischen AktivistInnen bestätigt. Yoav Bar von der in Israel selbst tätigen gemischten Organisation „Kinder der Erde“: „Nachdem in der Schule meiner Kinder bekannt wurde, dass ich die Intifada unterstütze, waren sie vor Übergriffen seitens der Lehrer wie der Schüler nicht mehr sicher. Ich musste sie in die arabische Schule schicken. Dort werden sie akzeptiert.“
Ähnlich brutal gehen die dreihundert Siedler in Hebron vor. Der Gynäkologe Dr. Taisir Zahdeh, dessen Praxis sich in unmittelbarer Nähe eines erst kürzlich und mit Gewalt okkupierten Siedlerhauses befindet, meinte der Delegation gegenüber: „So wollen uns vertreiben. Fünf mal bin ich geschlagen worden. Einmal ist ein Mordanschlag auf mich gescheitert. Mein dreijähriger Sohn ist mit Soldatenstiefeln getreten worden. Meine Praxis in diesem medizinisch unterversorgten Gebiet wurde geschlossen. Aber ich werde nicht gehen. Dazu müssen sie mich töten.“
Die Direktorin des von der demokratischen Opposition betriebenen Al-Awda-Spitals in Beit Hanoun im Norden des Gaza-Streifens, Dr. Mona El-Farra, räumte der Delegation gegenüber mit einem weitverbreiteten Vorurteil, das sich auf die Passivität von Frauen bezieht, auf: „Frauen spielen in der Intifada eine wichtige Rolle. Sie arbeiten in zahlreichen politisch-sozialen Komitees.“
Gerhard Ruiss, Vorsitzender der IG Autoren, sowie Mustafa Hadi, Vorsitzender der Palästinensischen Gemeinde in Österreich, werden ebenfalls Stellung beziehen.