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Ho Ho… Arafat?

8. Februar 2002

“Ho Ho Ho Tschi Minh”, das ist die bekannteste Losung der antiimperialistischen Massenbewegung der späten 60er und der 70er Jahre. Ihre Mobilisierungskraft reflektierte die gewaltige internationale Bedeutung des Befreiungskampfes des vietnamesischen Volkes, der in der niederschmetterndsten Niederlage des Imperialismus nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Höhepunkt fand. Der schmachvolle Abzug der USA beflügelte nicht nur Milliarden Unterdrückte, es ihren vietnamesischen Brüdern und Schwestern gleichzutun und bewies, dass das unerträgliche Joch des Westens abzuschütteln war, sondern selbst im unterdrückerischen Westen spornte es zumindest einen Teil der Bevölkerung zum Kampf gegen die Herrschenden an. Che Guevara brachte die Marschrichtung auf den Punkt: “Schafft zwei, drei viele Vietnams!”
Heute, nach einem langen, oft in wilde Flucht ausartenden Rückzug, zeigt der verzweifelte palästinensische Verteidigungskampf gegen einen übermächtigen Feind nicht nur die Unlösbarkeit der Widersprüche der sich siegreich deklarierenden imperialistischen Weltordnung, sondern auch die Unauslöschbarkeit des antiimperialistischen Widerstands. Wer trotz des um sich greifenden Egoismus und Desinteresses, trotz des verführerischen Konsums und der den Parasitismus legitimierenden Medienpropaganda, sowohl Herz als auch Hirn behalten hat, der muss zumindest einen Funken der Sympathie mit dem Kampf Davids gegen Goliath hegen. Der palästinensische Kampf als Funken für den globalen Widerstand gegen den Imperialismus – das ist es, was ihn zum neuen Vietnam macht und das ist es, was ihm auch seine überragende internationale Bedeutung gibt.
Zweifellos sind die Kräfteverhältnisse heute in vielfacher Weise ungünstiger. Arafat ist nicht Ho Tschi Minh, denn die Führung einer Bewegung ist in einem vermittelten Sinn immer auch ein Abbild der Kräfteverhältnisse.
Arafat ist gar der Architekt Oslos, des Friedensvertrags, der keiner ist und gegen den die neue Intifada ausgebrochen ist. Er lässt auf rebellierende Jugendliche schießen, bringt die besten und opferbereitesten Töchter und Söhne seines Volkes hinter Gitter oder bricht ihnen die Knochen, er verbietet die freie Meinungsäußerung. Die von ihm geschaffene und präsidierte Palästinensische Nationalbehörde (PNA) repräsentiert nicht den unversöhnlichen Befreiungskampf, sondern die Kooperation mit dem übermächtigen Feind, von der nur eine kleine privilegierte bürgerlichen Schicht profitiert. Arafat hat so nicht nur die nationale Würde an den Feind verkauft, sondern auch die internationale Solidarität zum Versiegen gebracht. Unter dem wohlklingenden Vorwand, dass die palästinensische Befreiung die Sache des palästinensischen Volks selbst sei, hat er mit den reaktionären arabischen Regimes, mit den Statthaltern der imperialistischen Herrschaft, Frieden geschlossen und die einzige Kraft, die potentiell in der Lage ist Palästina zu befreien, nämlich die vereinten arabischen Volksmassen, als unzuständig erklärt.
Doch es ist verfehlt, Arafat als einfachen Kollaborateur anzusehen, der auf die andere Seite übergelaufen wäre. Denn Israel verlangt in der Substanz (und unabhängig von der jeweiligen Regierung) nichts anderes als die palästinensische Selbstvernichtung. Der Zionismus will ganz Palästina, koste es was es wolle. Das kann und will Arafat nicht akzeptieren, denn dazu bedarf es letztlich auch keines Palästinenserpräsidenten mehr.
Angesichts des andauenden Massakers, der gezielten Tötungen, des Ausbaus der Siedlungen, der wirtschaftlichen Erdrosselung muss Arafat, einfach um sich zu behaupten, bis zu einem gewissen Grad die Interessen seines Volkes, das trotz der Hölle auf Erden fest entschlossen ist um sein Überleben zu kämpfen, verteidigen. In dem Maß, in dem er das tut, aber ausschließlich in diesem Maß, unterstützen wir ihn gegen Israel und seine imperialistischen Herren.
Jedoch wie bereits gesagt, die Befreiung des größten Gefangenenlagers der Geschichte, denn nichts anderes sind die besetzten Gebiete heute für die Palästinenser, kann nur durch die vom Antiimperialistische Lager in Assisi vergangenen Sommer in Paraphrase auf Ches “viele Vietnams” eingeschlagene Marschrichtung erzielt werden

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