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Kopfwindel

8. Februar 2002

Redeverbot und Rassismus in Wien auf einer Veranstaltung mit einem Vertreter der Bahamas!

Die Gruppierung „Cafà© Critique“, die sich vom Kritischen Kreis abgespalten hat (1), hielt, in Zusammenarbeit mit der Studienrichtungsvertretung Politikwissenschaft, am 23. Oktober 2001 im Hörsaal 7 der Wiener Universität, nachdem der ursprünglich gewählte Vortragssaal nach Wiener Tradition zusammengestürzt war, eine Veranstaltung mit dem Titel „Israel und die Linke“ ab. Die beiden ReferentInnen der Veranstaltung waren Margit Reiter vom Institut für Zeitgeschichte in Wien und Horst Pankow, Autor der Bahamas wie auch der Konkret.
Auf dieser Veranstaltung wurde vom Moderator Stephan Grigat zwei Diskussionsteilnehmern, einem Araber und einem Österreicher, die sich zu Wort gemeldet hatten, das Rederecht verwehrt.
Die Anfangsthese des Herrn Pankow lautete „Antizionismus ist eine sehr gefährliche Spielart des Antisemitismus“. Die Konferenz von Durban sei „ja sehr antizionistisch, wenn nicht antisemitisch konnotiert“ gewesen (Hervorhebungen von AuO). Antizionismus sei ein passables Ventil für den Antisemitismus, meint er später.
Im Frageteil outet sich Pankow als offen rassistisch, mithin als legitimes Objekt der Recherchearbeit eines DÖW (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands). Von einer Hörerin wurde er auf seine rassistische, verächtliche Bezeichnung „Kopfwindel“ angesprochen, die er für die traditionelle arabische Kopfbedeckung verwendet hatte.
Und so reagierte der Herr Pankow sprachlich und gedanklich darauf (genau, dem Stenogramm folgend):
„Ich sage das …“ (Stottert, lacht schmierig, weiß nichts zu sagen). Dann: „Natürlich bringt das zum Ausdruck eine antiislamische Haltung, darüber besteht Einheit in der Redaktion. Den Islam mögen wir nicht. In seiner derzeitigen Ausprägung ist er eine protofaschistische bis faschistische Angelegenheit. … Häufig werden die Sufis angeführt, dann gibt es die Alewiten, die sind irgendwie ganz in Ordnung. Die sind meist politisch gut drauf.“(2) „.. Wir sprechen eigentlich von dem Zentrum, sprechen wir von den politischen Gruppen des politischen Islam. Die Alewiten sind erst jetzt durch die rassistischen Attacken gezwungen worden, eigenen Organisationen zu bilden. …“ (Hervorhebungen von AuO)
Auch stellt er die Existenz der Palästinenser überhaupt in Frage, indem er sie, wie die außerparlamentarische Bewegung, als sogenannte Palästinenser bezeichnet, denn, die reaktionäre, antikommunistische Ökoli zitierend, „…ob man Palästinenser oder Deutscher sein will, das entscheidet man selber. Deswegen sagte ich: die sogenannten Palästinenser. Das ist das derzeit antisemitische Kollektiv, sie sind beseelt von einem Vernichtungswahn, der dem der Nazis ähnelt.“ Ökoli meint dazu, dass damit der Nationalsozialismus verharmlost werde, erwähnte Pankow, und kontert: Es ist nicht einzusehen, warum das eine Verharmlosung sein soll.
Ein Palästinenser widersprach ihm mit einfachen und eingehenden Worten, die gegen die Palästinenser gerichtete Repression anführend: „Wir können es uns leider nicht aussuchen, ob wir Palästinenser sind oder nicht. Wir erfahren es jeden Tag, dass wir Palästinenser sind.“
Wie weit die wild praktizierte Mechanik des automatisierten Antisemitismusvorwurfes geht, zeigt folgendes Beispiel. Ein Diskussionsteilnehmer erwähnt, dass, analog zur Unterstützung der Hamas durch die Israelis (er meinte allerdings, nicht ganz zutreffend, die Hamas sei durch Israel gegründet worden), könne man auch beobachten, daß etwa die Taliban durch die CIA gegründet worden seien. Wie ist Herrn Pankows Reaktion darauf: „Dies ist sogar eine typisch antisemitische Behauptung“ meinte er wörtlich.
Von einem Zynismus sondergleichen war Pankows „Antwort“ auf die Frage, wie er die Tötungen von palästinensischen Kindern sehe: „Zu den Kindern will ich auch noch mal was sagen. (abschätzig:) Mein Gott… (Mit einem höhnischen und eingebildeten Tonfall:) Es kommt wirklich nur …“(Hervorhebungen von AuO). Dann fiel ihm nichts mehr ein. Denn es gibt keine noch so beredte Pseudoargumentation, die den dauernden Mord an palästinensischen Kindern rechtfertigen kann (3).
Mit Stephan Grigat und seinem Zirkel hat eine neue Rechte in die Wiener Universität Einzug gehalten.

Aug und Ohr Gegeninformationsinitiative (von der Redaktion gekürzt)

(1) Zur Spaltung zitieren wir hier eine Anmerkung am Ende des Beitrages „Israel und die Linke“, der am 16. 10. 2001 im MUND
http://www.no-racism.net/MUND/index.htm
erschien:

„Die Zeitschrift Streifzüge wird vom Kritischen Kreis herausgegeben, in dem bis vor kurzem unterschiedliche Richtungen einer an Marx und der Kritischen Theorie orientierten wertkritischen und antinationalen Gesellschaftskritik vereinigt waren. Auf Grund unüberbrückbarer Gegensätze bezüglich der Einschätzung von Nationalsozialismus und Antisemitismus, von Nation, Krise und postfaschistischer Gesellschaft, von Israel und dem Massenmord im World Trade Center haben sechs der neun Mitglieder der „Streifzüge“-Redaktion den Kritischen Kreis verlassen und werden in Zukunft unter dem Namen „Cafà© Critique“ ihre Kritik betreiben. Die Nummer 2/2001 ist die letzte gemeinsame Ausgabe der „Streifzüge“.

Ausgewählte ältere Texte aus den Streifzügen finden sich in der Papyrothek der Zeitschrift Context XXI:

http://contextXXI.mediaweb.at/streifzuege

(2) Er scheint vom verwaschenen Diskotheken- und Jugendslang der Siebzigerjahre noch nicht weggefunden zu haben.

(3) Vgl. dazu den Aufsatz „Kindermörder“ von Pankow aus den Bahamas:
www.nadir.org/nadir/periodika/bahamas/auswahl/web33-1.htm
An diesem und anderen Aufsätzen kann man ersehen, dass sie das Gleiche bringen wie seine Vorträge, oft in der gleichen sprachlichen Formulierung. Der Herr Pankow macht sich also nicht einmal die Mühe, für einen Vortrag einer Weiterentwicklung, eine Innovation seiner Gedanken anzupeilen. Er fährt als ideologischer Apparat umher und spuckt immer das Nämliche aus.

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