AntifaschistInnen und DemokratInnen müssen die Intifada unterstützen
Eine handvoll ehemals linker Apologeten des israelischen Massakers sowie auch insbesondere das „Forum gegen Antisemitismus“ der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) operieren immer wieder mit dem Anwurf, dass jede Kritik an Israel antisemitisch sei. Sie behauptet dem Antisemitismus entgegen wirken zu wollen. Gleichzeitig haben sie sich jedoch von der antifaschistischen Demonstration gegen die Wehrmachtsaustellung am 13.4. distanziert, weil an ihr pro-palästinensische Kräfte, unter anderem auch die Antiimperialistische Koordination teilnehmen.
Wir weisen den Vorwurf des Antisemitismus nicht nur auf das Schärfste zurück, sondern meinen im Gegenteil, dass die vollständige Identifikation der IKG mit der israelischen Kolonialpolitik und ihren unsäglichen Verbrechen die Menschen jüdischen Glaubens und Herkunft in Österreich und weltweit in Geiselhaft zur Legitimierung derselben nimm und ihren Interessen Schaden zufügt.
Israel benutzt den Völkermord an den Juden durch den deutschen Faschismus um die systematische Vertreibung, Unterwerfung und Vernichtung der Palästinenser als Nation zu rechtfertigen. Es wendet dabei Methoden an die historische Präzedenzfälle ins Gedächtnis rufen. Hier sei nur an die Kollektivstrafe von Kragujevac erinnert, wo die Nazis für jeden von der Befreiungsbewegung getöteten Okkupationssoldaten hundert jugoslawische Zivilpersonen und für jeden verletzen Nazi fünfzig wahllos herausgriffen und ermordeten (eine Tatsache, die von der Wehrmachtsausstellung dokumentiert wird). Jeder vom palästinensischen Widerstand getötete Soldat oder Siedler der Okkupationsmacht wird von Israel mit vergleichbaren Kollektivstrafen geahndet. Allein in dem seit Karfreitag andauernden Massaker wurden einige Hundert Palästinenser bestialisch von einer überlegenen Besatzerarmee ermordet, die meisten davon Zivilisten. Internierungslager für alle Männer von 15-45 wurden eingerichtet, die Insassen werden wie Vieh markiert. Wer sich nicht meldet wird getötet. Vielfach kam es zu Hinrichtungen in der Haft. Die Versorgung mit Wasser und Grundnahrungsmittel für die Belagerten, sowie die medizinische Hilfe für die Verletzten wurde unterbunden. Einzeln wird jedes Haus der palästinensischen Gettos und Flüchtlingslager, in denen die arabische Bevölkerung zunehmend konzentriert wird, aufgebrochen, durchsucht und verwüstet. Moscheen und Kirchen werden geschändet. Ganz zu schweigen von der Vernichtung der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen.
Israel mimt bei seinem Vernichtungsfeldzug gegen die Palästinenser, denn nichts anderes kann die historische Losung des Zionismus „Ein Volk ohne Land für ein Land ohne Volk“ für die so als nicht existent deklarierten arabischen Bewohner Palästinas bedeuten, einen antifaschistischen Anspruch. Doch der Kapitalismus, der den Faschismus hervorbrachte, setzt sich heute in Form der globalen Herrschaft der USA und ihrer Verbündeten fort. Mag er sich anderer politischer Formen bedienen, an Grausamkeit steht der US-Imperialismus jenem deutschen um nichts nach. Man denke nur an die völkermörderischen Kriege gegen Korea, Vietnam, Mittelamerika oder den Irak um nur einige wenige Beispiel herauszugreifen. Israel ist dabei sein Mittel der Beherrschung des Nahen Ostens. Die palästinensische Intifada ist nichts anderes als der moderne Nachfolger des antifaschistischen Widerstands der osteuropäischen Völker.
Der historische Sinn des Faschismus war es die Kommunisten auszuschalten und die deutschen Unterklassen in das imperialistische Projekt einzubinden. Der rabiate Antisemitismus diente diesem Zweck. Der Widerstand gegen den Faschismus war und konnte daher tendenziell nur antiimperialistisch und antikapitalistisch sein. Nicht zufällig war er vor allem von den durch den deutschen Imperialismus angegriffenen oder unterworfenen Völkern getragen. In Deutschland und Österreich selbst waren es fast ausschließlich die Kommunisten, die bis zum Schluss mit einer sehr hohen Opferzahl Widerstand leisteten – eine Tatsache, die bis heute systematisch verschwiegen wird.
Es ist daher kein Zufall, dass die zionistische Bewegung und insbesondere ihr Establishment im Gegensatz zu den Kommunisten nicht nur keinen systematischen Widerstand gegen den Faschismus entwickelten, sondern im Gegenteil bis 1938 sogar mit ihm kooperierten. Denn die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung Deutschlands verstand sich bis dahin als Angehörige der deutschen Nation und beteiligte sich überproportional am Befreiungskampfes gegen die faschistisch-kapitalistische Politik. Der Faschismus und der Zionismus hatten beide ein Interesse daran, die deutsche jüdische Bevölkerung als der deutschen Nation fremd und als eine eigene „Rasse“ darzustellen. Ohne Antisemitismus hätte der Zionismus unter den Juden nie mehrheitsfähig werden können, darum hat er sich auch nie systematisch gegen ihn zur Wehr gesetzt. Es waren einzig die kommunistischen Kräfte, welche die jüdische Bevölkerung als integralen Bestandteil der deutschen aber auch der osteuropäischen Nationen verteidigten (was nicht heißt, dass es nicht auch antisemitische Fehltritte ab). Aber sie haben es als einzige zumindest versucht.
Israel, die zionistische Bewegung und ihre Unterstützer in aller Welt haben also in vielerlei Hinsicht kein Recht, die antikapitalistischen und antiimperialistischen Kräfte des Antisemitismus zu zeihen. Sie sind es, welche die jüdische Tragödie fortsetzen, in dem sie nicht nur die Juden Israels als Kanonenfutter für die kolonialen Interessen der USA und des Westens missbrauchen, sondern die jüdische Bevölkerung der ganzen Welt für deren Verbrechen in Geiselhaft nehmen. Nach wie vor ist ihnen der Antisemitismus als wichtigste Rechtfertigung des Kolonialprojekts Israel dienlich. Israel hat sich als Werkzeug des US-Imperialismus damit gleichzeitig zum Werkzeug des Kapitalismus gemacht, eben jenem System, das den Faschismus erst hervorbrachte.
Die Bevölkerung jüdischer Herkunft und Tradition in Österreich steht nicht geschlossen hinter Israel und seinen Verbrechen. Insbesondere unter dieser gab es eine starke demokratische, antifaschistische und kommunistische Tradition. Auch wenn diese durch den Faschismus und in der Folge durch die zionistische Hegemonie unter der verbliebenen oder zurückgekehrten jüdischen Bevölkerung fast vernichtet wurde, so lebt sie doch auch nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Ihr hervorragendster Vertreter war der Dichter Erich Fried, der sich offen gegen den rassistischen Apartheidstaat Israel und für einen gemeinsamen demokratischen Staat für Juden und Araber aussprach. Dieser Tradition hängen wir an und versuchen sie trotz der schwierigen Umstände fortzusetzen.
Alle demokratischen und antifaschistischen Kräfte müssen die israelische Okkupation genauso verurteilen und bekämpfen, wie sie dem deutschen Faschismus entgegentraten.
Kampf gegen Antisemitismus bedeutet,
die vom Zionismus betriebene Gleichsetzung zwischen jüdischen demokratischen Interessen und israelischem Kolonialismus aufzubrechen,
die jüdischen demokratischen Interessen in Europa und in den arabischen Ländern mit der Unterstützung des elementaren demokratischen Rechts der Palästinenser auf nationale Selbstbestimmung zu untermauern
und den Kampf gegen den Kapitalismus als Ursache des Antisemitismus und dessen wichtigsten Hebel, den antiimperialistischen Kampf einschließlich des arabischen, zu unterstützen.
Es lebe die Intifada für die palästinensische Selbstbestimmung!
Für einen demokratischen Staat von Juden und Arabern in ganz Palästina!
Antiimperialistische Koordination
Wien, 7. April 2002