Zionistischer Terror in Italien
Zweihundert jugendliche Angehörige der jüdischen Gemeinde in Rom stürmen die Parteizentrale von Rifondazione Comunista: Beschimpfungen, Sachbeschädigungen, Passanten werden verletzt.
Es ist viertel zwei. Zwanzig bis dreißig jugendliche Angehörige der jüdischen Gemeinde … nähern sich der Parteizentrale der Rifondazione in der via del Policlinico. An den Fenstern der Redaktion der Liberazione werden israelische Fahnen und Schilder angebracht. Auf einem gelben Schild steht „Rifondazione = Nazis!“ [„Rifondazione nazista“], auf anderen „Terrorist Arafat“ und „Nein zu einem einseitigen Pazifismus“. Ein Flugblatt macht die Runde, auf dem Bertinotti „Antisemit“ genannt wird. Das Symbol der Rifondazione ist mit einem Hakenkreuz versehen.
Man hört Schreie: „Bertinotti du Dreckskerl“, Luisa Morgantini [Europarlamentarierin und vielleicht die bekannteste Pazifistin Italiens, war zahlreiche Male mit Friedensdelegationen in den besetzten Gebieten und bedrohten Städten] wird verhöhnt, ein Gebrüll wie im Stadion. Wer da aufzutauchen wagt, wird angeschrieen. „Ihr Nutten“ heißt es zu einigen Frauen, zu anderen heißt es „Zecken!“. Bekannte Gesichter des „Ordnerdienstes“ des Portico d´Ottavia, die Jugendlichen des Ghetto (1), versperren die Zugänge zur Straße, die Straße ist blockiert. Einige sind mit Helmen und Stangen ausgestattet. Neben der Poliklinik wird Mädchen mit Palästinenserschal angegriffen, und einige Autofahrer. „Sie haben uns schmutzige Juden genannt“, wird es später heißen. Dabei werden fünf bis sechs Autos beschädigt. Es werden vier Verwundete gemeldet, von der PRC ist aber keiner dabei.
In wenigen Minuten sammeln sich mindestens 200 Menschen an. Sie besetzen die beiden Fahrbahnen, werfen mit Eiern und lassen ihre Wut an Autos und Mopeds aus. Die Polizei ist bereits benachrichtigt und berichtet, Angreifer und die Angegriffene hätten beinahe zur selben Zeit angerufen; aber die Rifondazione hat beileibe nicht gesagt: Wir werden belagert, helft uns!“. Es taucht Leone Paserman auf, der ruhige und besonnene Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, sowie der charismatische Chef der Jugendlichen des Ghetto, Riccardo Pacifici, stellvertretender Vorsitzender der Kinder der Schoah, er steht der italienisch-israelischen Freundschaftsgesellschaft Italia–Israele nahe. Sie fordern ein Treffen mit der PRC. … Es wird drei Stunden lang über Sharon und Palästina diskutiert, über Arafat und die Kamikaze-Aktionen. Nicht alle werden von Paserman und Pacifici pauschal als Antisemiten eingestuft, aber ihr genereller Vorwurf lautet: „Ihr verurteilt den Terrorismus nicht, ihr seid einseitig!“
Es werden weitere Treffen vereinbart, aber auf das Ersuchen, man möge sich für die Vorfälle entschuldigen, erfolgt keine Reaktion. „Das heutige Verhalten ist nicht zu akzeptieren“, kommentiert Giordano [Fraktionssprecher der Rifondazione und Liberazione-Autor] fassungslos, „Und der Vorwurf des Antisemitismus ist absurd.“ „Es ist ein Angriff auf die Rifondazione“, meint Curzi [Chefredakteur der Liberazione] traurig. „Ein Schlag gegen die gewachsenen demokratischen Kräfte in Rom, ein Versuch, den Zusammenhalt zwischen der jüdischen Gemeinde und den antifaschistischen Kräften zu zerstören.“
Während das Treffen noch andauert, eskaliert draußen die Situation, trotz der Präsenz von Polizei und Carabinieri. Stöße, Rempeleien. Sie schlagen sich jetzt auch untereinander. Das passiert mindestens dreimal. Die Moderaten geraten an die Gewalttätigen. Ein Photograph des Messaggero wird attackiert, ein Auto wird zerstört. (Pacifici wird später ein Ersatzauto kaufen, um einer Anzeige zu entgehen). Die Polizei hat für das alles Verständnis. „Wer in Jerusalem Verwandte hat, der ist jetzt natürlich aufgebracht“, bemerkt ein Polizist.
Festnahmen erfolgen keine. Aber Paserman und Pacifici werden bloß aufgefordert, sich auf die Straße zu begeben und ihre Truppen aufzulösen. Dem leisten sie Folge. Es ist jetzt halb vier.
„Von mir hat niemand etwas verlangt“, lautet Pacificis Version. „Ich hab mich doch drüber aufgeregt. Das Flugblatt gegen Bertinotti? Das hab ich beschlagnahmt, aber das Hakenkreuz auf dem Symbol von Rifondazione soll einen ruhig spüren lassen, wie es ist, wenn man Nazi genannt wird. Und das gilt auch für die Grünen, das manifesto und die Globalisierungsgegner!“ fügt er drohend hinzu. „Die Kundgebung ist von andern organisiert worden, ich bin nur da, um ärgere Auseinandersetzungen zu verhindern.“ Gute Rollenaufteilung.
Zwischen den beiden und Polizeipräsident Finazzo fand ein Treffen statt. Es werden Anzeigen gegen die Abhaltung einer nicht genehmigten Kundgebung erstattet werden. „Bei fünf-, sechshundert Leuten gibt es schon mal ein paar Verrückte“, meint Paserman lässig.
Die Juden Roms sind geteilt, gestern aber hatten aber gesetzlose Provokateure die Oberhand. Die jüdische Gemeinde und Italia–Israele sind ganz auf Krieg gestimmt: „Entweder für Sharon oder für die Terroristen. Neue Auseinandersetzungen sind schon vorprogrammiert.
(1) Porticus (Säulenhalle) der Octavia, ein Bau aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert, von Augustus erneuert und seiner Schwester Octavia geweiht. Die gleichnamige Straße (via Portico d´Ottavia) und das angrenzende Gebiet bilden das in der Altstadt gelegene Judenviertel, auch heute noch Ghetto genannt, in dem etwa 500 jüdische Familien wohnen, ein Teil der etwa 15.000 Juden Roms. Das Ghetto wird auch einfach mit Portico d´Ottavia umschrieben, daneben ist die Bezeichnung Villaggio degli Ebrei üblich. Das Ghetto wurde 1555 von Paul IV. gegründet, in ihm fanden grauenhafte Massenverbrennungen statt. Es wurde schließlich 1870 aufgelassen. Jahrhundertelang mussten die Juden der römischen Amtskirche erniedrigende Ehrerbietungsrituale bezeugen. Von der kommunistischen Publizistik Italiens, besonders auch deren Tageszeitungen, ist die Geschichte der Erniedrigung und Vernichtung der italienischen Juden seit dem Mittelalter, wie auch die im Jahr 1986 erfolgte Versöhnungsgeste des Vatikans, als der erste Besuch eines Papstes in der römischen Hauptsynagoge stattfand, detailliert dokumentiert worden. Protagonist dieser Geschichtsschreibung war – noch vor dem Entstehen der Liberazione – das manifesto. Allein vor diesem Hintergrund ist es verständlich, warum die Kommunisten über die maßlose und unbegründete Stigmatisierung der Linken als antisemitisch derart empört sind. Die Vergiftung der Atmosphäre ist auf das Vordringen eiskalt kalkulierender und fanatischer Nichts-als-Zionisten zurückzuführen, deren wichtigster und agilster Vertreter Pacifici ist.
Quelle: Alessandro Mantovani: „Chi non ਠcon Sharon, sta con i terroristi“; in: manifesto, 3. April 2002
Übersetzung: Aug und Ohr