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Granaten unter der Kutte?

9. August 2002

Pressekampagne gegen das Antiimperialistische Sommerlager in Assisi

„In Assisi treffen sich die Größen des Terrorismus“, meldete die italienische Tageszeitung Libero. Die umbrische Regionalpresse wollte dem Berlusconi-Blatt nicht nachstehen. Sie sieht die „Meister des politischen Verbrechens“ in der Heimatstadt des Franziskanertums versammelt. Die Stimmungsmache richtete sich gezielt gegen den chilenischen Emigranten Jaime Jordanovic Prieto, der in den 80er Jahren an einem Attentat auf Pinochet beteiligt war. Der in Moà§ambique lebende Antifaschist wurde am Montag aus Italien ausgewiesen und in ein Flugzeug nach Südafrika gesetzt.

Tatsächlich findet in Assisi derzeit ein Antiimperialistisches Camp statt, das von der italienischen Direzione 17 und der österreichischen Antiimperialistischen Koordination (AIK) veranstaltet wird. Ein Auszug aus der Liste der Teilnehmerorganisationen: Die Mütter der Plaza de Mayo (Argentinien), die Volksfront zur Befreiung Palästinas, die kolumbinanische FARC, der Bund der Kommunisten Serbiens und Jugoslawiens, das Internationale Komitee für die Verteidigung von Slobodan Milosevic, die baskische Batasuna, die Russische Kommunistische Arbeiterpartei (RKRP), die Kommunistische Arbeiter- und Bauernpartei Pakistans, die KADEK (Ex-PKK), die türkische DHKP-C.

Die Ausweisung des Chilenen erfolgte nach der „längsten Nacht von Assisi“, wie es in der umbrischen Ausgabe von La Nazione geschrieben steht. Prieto hatte bei den Franziskanern um Kirchenasyl nachgesucht. Als die Nacht vorüber war, stand fest, daß die Mönche seinem Wunsch nicht entsprechen würden. Der Vorsteher des Heiligen Konvents, Pater Vincenze Coli, dem vorgehalten wurde, er habe sich wie Pontius Pilatus verhalten, versicherte, dies sei die schwierigste Entscheidung gewesen, die er und seine Brüder in Christi je zu fällen gehabt hätten. Man habe sich gezwungen gesehen, mitten in der Nacht mit dem Vatikan Kontakt aufzunehmen.

Die lange Nacht von Assisi löste eine heftige Polemik zwischen der linksliberalen l`Unita und dem Libero aus. Das ehemalige PCI-Organ nannte es eine Schande, daß ein Widerstandskämpfer gegen Pinochet in Italien als unerwünschte Person gelte, während der chilenische Exdiktator immer noch frei herumlaufe. Dem Libero wurde vorgehalten, diese Situation herbeigeschrieben zu haben. Der konterte mit dem Vorwurf, von der l`Unita ins Fadenkreuz des internationalen Terrorismus gerückt worden zu sein. Auch die Franziskaner wurden der Komplizenschaft mit der terroristischen Internationale bezichtigt.

Bei dem antiimperialistischen Sommerlager, an dem mehrere hundert Menschen teilnehmen, stehen Formen der Mobilmachung gegen den imperialistischen Krieg zur Diskussion. Jaime Jovanovic Prieto hielt das Eröffnungsreferat über Porto Alegre und die Zukunft der Antiglobalisierungsbewegung.

Source: Werner Pirker/junge welt

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