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Bolivien: Die aufständische Bewegung der indianischen Bauern

15. August 2002

Bericht vom Vortrag Wilbert Villca Lopez` (MAS) am Antiimperialistischen Sommerlager, Assisi

Die „Cocaleros“, die indigene Bauernbewegung Boliviens, kamen bei der letzten Parlamentswahl zum Entsetzen vieler reaktionärer Kräfte auf 20% der Stimmen und erreichten mit Evo Morales jetzt auch noch bei den Präsidentschaftswahlen die Stichwahl. Wilbert Villca Lopez, Sekretär und „rechte Hand“ des Präsidentschaftskandidaten, präsentierte die Cocaleros als eine Bewegung, die sich, losgelöst von europäischen Ideologien, mit der indigenen, andinen Tradition als Hintergrund, gegen die Unterdrückung und Marginalisierung der Kokabauern durch die europäischstämmigen Großgrundbesitzer stellt. Bis 1978 im MNR (Bewegung des revolutionären Nationalismus) organisiert und in Gewerkschaften als Kanonenfutter für die Interessen des MNR (die nicht vordergründig die der indigenen Bevölkerung waren) mißbraucht, besann sich die indigenistische Strömung ab Ende der 70er Jahre auf eigene Organisationsformen, was bald zu intensiven Auseinandersetzungen mit der traditionellen Linken führte. Diese war wieder einmal nicht in der Lage, den Kampf um traditionelle Bräuche und Kulturen als Teil des antiimperialistischen Kampfes und somit als fortschrittliches Element zu erkennen. Lopez legte in seinem Referat großen Wert auf die Hervorhebung dieses Kulturkampfes, der ab 1992, dem Jahr des 500jährigen „Jubiläums“ der Invasion Amerikas durch die spanischen Kolonisten, weiteren Auftrieb bekam. Er zeigt sich u.a. in der Ablehnung der bolivianischen Fahne und Nationalhymne, dem Bruch mit der traditionellen Verehrung Bolivars als Befreier sowie der Forderung nach Autonomie. Weitere zentrale Forderungen: Legalisierung des Kokaanbaus und keine Privatisierung des Wassers. Zu dieser Zeit begann auch die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Movimento Sin Terra (Landlosenbewegung). Diese war in Bolivien entstanden, nachdem sich einige der nach dem 2. Weltkrieg von der bolivianischen Regierung aufgenommenen europäischen Immigranten zu einer neuen Schicht der Großgrundbesitzer entwickelt hatten und außerdem durch eine Bevölkerungsexplosion im Hochland viele Bauern zur Abwanderung in die tiefer gelegenen, östlichen Regionen gezwungen gewesen waren, wo sie ihr Einkommen häufig als Taglöhner erwerben mußten. Die Stärke der Landlosenbewegung ist für Lopez ein wesentlicher Mitgrund für den letztendlichen Wahlerfolg der indigenen Bauernbewegung, der auch durch rassistische Kampagnen und Spaltungsversuche (verschiedene Indio-Stämme wurden mit Hilfe der Medien gegeneinander aufgehetzt) nicht verhindert werden konnte. 35 der 157 Abgeordneten sind indigene Bauern, die jetzt „kokakauend und in traditioneller Tracht“ (Lopez) im Parlament sitzen und mit der Verlegung ihrer Parlamentssitzungen in ihre eigenen Dörfer drohen, sollte das „Spanierparlament“ nicht damit aufhören Gesetze gegen die Indios zu beschließen und die gesamte Wirtschaft immer mehr den transnationalen Konzernen auszuliefern. Abschließend übte Lopez noch Kritik an den europäischen „Entwicklungshilfe“-NGOs, die immer wieder versuchen würden, die indigene Bewegung zu spalten und er verleih seiner Hoffnung Ausdruck, daß die Bewegung künftig durch internationale Solidarität (die bisher völlig fehlt) noch weiter gestärkt werde.

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