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Palästina: Augenzeugenbericht einer angehenden österreichischen Ärztin

9. September 2002

Teil 5: Neuigkeiten aus dem Jagdgehege Gaza

Letzten Donnerstag ist ein israelischer Panzer zerstoert worden, beim Checkpoint zwischen Khan Younis und Gaza Stadt. Ein Soldat ist dabei umgekommen. Als Reaktion wurde der Checkpoint dann geschlossen, und er ist bis auf wenige Stunden, bis heute geschlossen. Am selben Tag gab es drei Verwundete durch israelische Kugeln in der Grenzregion in Rafah. Anfang der Woche wurde in Rafah in der Nacht ein Wohnhaus durch einen Panzer zerstoert, neun Verletzte, eben die gesamte schlafende Familie, die dort gewohnt hat. Als die Rettungen dort ankamen, wurde das Feuer erneut eroeffnet. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist in Khan Younis, mitten im Zentrum eine Autowerkstatt durch vier Raketen von einem Apache zerstoert worden, auch hier wieder dasselbe: Als die Rettung ankam, galt die fuenfte Rakete ihr, es wurde aber niemand verletzt. Am Freitag versuchte ich nach Gaza zu gelangen, zuerst hab ich es um 11 Uhr versucht, mit der Rettung und einem Patienten, der am Samstag in Gaza ! in einem Spital operiert werden sollte. Es war aber kein durchkommen moeglich, der Patient wurde in ein Taxi gesetzt, das wartete, die Rettung kehrte zum Stuetzpunkt zurueck. Um 13 Uhr haben wir es dann noch mal versucht. Zusammen mit einer langen Schlange wartetender Autos sind wir dort gestanden, man sah keinen einzigen Soldaten, kommuniziert wurde ueber Lautsprecher von den israelischen Watchtowern zu den wartenden Palaestinensern. Immer wieder haben die Israelis herumgeschossen, ich weiss nicht worauf, oder auf wen, vielleicht nur, um eine „bessere“ Atmosphaere zu schaffen. Nach eineinhalb Stunden erschien dann ein Militaerjeep, zu dem einer der Sanitaeter und ich uns hinbewegten, um zu verhandelt, ob ich mit der Rettung auf die andere Seite gebracht werden koennte. Es ist ein eher ungutes Gefuehl wenn man die wartenden Palaestinenser hinter sich laesst, voellig exponiert auf diesen Jeep zugeht, weiss dass man beobachtet wird, aber selber niemanden sieht, und das alles mit erhobenen Haenden, wobei ich in der rechten Hand meinen Pass hergezeigt hab. Nun ja, sie haben mich dann durchgelassen, und heute bin ich bereits in Jerusalem. Morgen gehts nach Rammalah, wobei dort Ausgangssperre ist, und ich nicht genau weiss, wie ich reinkommen kann. Heute sind in der Nacht 40 Panzer von der Siedlung Nezarim nach Deir el Balah eingefallen, und haben willkuerlich Haeser zerstoert. Gaza ist wirklich ein grosses Gefaegnis, ein Jagdgehege, in dem es niemals Schonzeit fuer die Palaestinenser gibt.

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