by: Base21, 15.9.2002
Am Dienstag, in den fruehen Morgenstunden ueberfielen, ueber 3000 Anti-Aufruhr-Polizisten die Streikenden im Katholischen Medizinischen Zentrum (CMC) und in der Kyeonghee Universitaetsklinik, pruegelten die Anwesenden, meist weibliches Personal, aus den Haeusern und nahmen in beiden Einrichtungen jeweils ueber 200 Personen fest. Schon vor einer Woche drohten das Management der bestreikten Krankenhaeuser und die Regierung mit dem Einsatz der beruechtigten Anti-Aufruhr-Einheiten, um die Streiks zu beenden.
Unterdessen kam es auch auf der Ferieninsel Jeju zu den ersten gewalttaetigen Auseinandersetztungen. Nachdem vor zwei Wochen die Geschaeftsfuehrung des groessten Krankenhauses Jejus 108 der 115 am Streik beteiligten gewerkschaftlich organisierten Beschaeftigten feuerte und diese wiederum mit Demonstrationen und Besetzungen geantwortet hatten, liess die Krankenhausleitung die Situation eskalieren. Kurzer Hand beauftragte sie eine private Sicherheitsfirma, die den Widerstand der Streikenden gegebenenfalls mit Gewalt brechen sollten. Es kam, unter den Augen der untaetig zusehenden Polizei, zu schweren Auseinandersetzungen, bei denen mindestens 20 BesetzerInnen, fast ausschliesslich Frauen, zum Teil erheblich verletzt wurden.
Seit nunmehr 116 Tagen stehen die Beschaeftigten mehrer Krankenhaeuser in Seoul und anderen Orten Suedkoreas im Streik. Gefordert werden die Zahlung der gesetztlichen Mindestloehne von umgerechnet etwa 770 U.S. $ an die KontraktarbeiterInnen, bessere soziale Absicherungen und eine Lohnerhoehung von 12 % fuer die fest Angestellten. Die Beschaeftigten des CMC in Seoul fordern darueber hinaus eine zeigemaesse und humane Behandlung von Personal und Patienten durch das Management – hier vorrangig geistliche Wuerdentraeger.
Mit der gestrigen Grossdemonstration kam es dann zum vorlaeufigen Hoehepunkt in dieser auch fuer suedkoreanische Verhaeltnisse recht ereignisreichen Woche. An die 10.000 Menschen protestierten voller Entschlossenheit gegen die exzessive Gewaltanwendung seitens der Arbeitgeber und Regierung. Mit Sit-In´s in der Jung-no, einer der wichtigsten Hauptstrassen Seouls, wurde der totale verkehrstechnische Kollaps eingeleitet. Der eiligs herbeigekarrte Polizeipraesident der Hauptstadt zeigte sich, im Gegensatz zu den meisten Passanten, nicht gerade begeistert und drohte mal wieder mit dem Einsatz der Anti-Aufruhr-Einheiten, was aber bei den DemonstrantInnen keinen besonderen Eindruck hinterliess.
Schon Tage zuvor kam es zu verschiedenen Protestaktionen. Am Donnerstag wurde in unmittelbarer Naehe der Nationalversammlung, dem suedkoreanischen Parlament, eine machtvolle Kundgebung abgehalten. Auf dieser versicherte die KCTU ihre unbedingte Solidaritaet mit den Streikenden und kuendigte fuer den Oktober Unterstuetzungsstreiks an.
Am Freitag gab es in Myeong-dong eine Art Open Air-Party, auf der die gerade freigelassenen Gefangenen begruesst wurden. Die meisten von ihnen sahssen seit Dienstag in den Gefaegnissen.
Die aus den Krankenhaeusern vertriebenen AktivistInnen, seit letzten Dienstag protestieren sie mit einem Sit-in-Streik auf dem Gelaende der Myeong-dong-Kathedrale gegen die repressiven Massnahmen, haben klargemacht, dass sie ihren Streik und andere Aktionen bis zu einer, fuer sie befriedigenden Loesung der Krise fortfuehren werden.