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„Wir dürfen die Intifada nicht aufgeben“

1. Februar 2003

Im Gespräch mit Leila Khaled

Im Anschluß an die Solidaritätsdelegation in den Irak gegen Embargo und Krieg, verbrachten die Teilnehmer zwei Tage in Amman, Jordanien, wo sie mit Vertretern der jordanischen und palästinensischen Linken zusammentrafen. Im folgenden soll ein kurzer Abriss über das Zusammentreffen mit Leila Khaled, einer historischen Führerin der PFLP (Volksfront zu Befreiung Palästinas), gegeben werden.

Im Zentrum des Gesprächs stand die Frage nach den möglichen Szenarien mit denen die Palästinenser im Falle eines Irak-Krieges konfrontiert werden könnten. Leila Khaled selbst ging von der Möglichkeit des Transfers, also der Vertreibung der Palästinenser aus dem Westjordanland nach Jordanien aus. Zum Widerstand dagegen und gegen die israelische Politik meinte sie, dass Demonstrationen allein nichts bewirkten, sondern dass der bewaffnete Kampf notwendig sei. Eine Aufgabe der militärischen Intifada würde auch eine Aufgabe des politischen Aufstandes bedeuten. Insofern machte sie deutlich, dass die Intifada weitergehen müsse, da mit Verhandlungen nichts erreicht werden könne, weil alle israelischen Politiker die gleiche Strategie, wenn auch mit unterschiedlichen Taktiken, verfolgen würden. Zwar gebe es innerhalb der israelischen Gesellschaft Stimmen des Friedens, diese seien aber eine politisch unbedeutende Minderheit. Die Probleme, die ein Großteil von ihnen nicht zu lösen im Stande seien, drehten sich um die Frage wem Jerusalem zugesprochen werden sollte und wieweit die Legitimation des bewaffneten Kampfes gegen die Besatzung reichte.
In ihren Ausführungen ging sie auf die Differenzierung zwischen Religion und Nation ein. Im Gegensatz zur jüdischen Religion sei die jüdische Nation als solche eine sehr junge, die erst durch das politische Projekt des Zionismus geschaffen worden war. Als Grundlage für den Frieden könne nur Gerechtigkeit dienen, was das Rückkehrrecht für alle vertriebenen Palästinenser mit einschließe. Ihre Organisation stehe nach wir vor für die Errichtung eines demokratischen Staates in ganz Palästina. Das sei die einzige Möglichkeit, ein friedliches Zusammenleben zwischen Arabern, Juden und allgemein allen Menschen in der Region zu gewährleisten.
Zu den Spannungen mit der palästinensischen Autonomiebehörde gab sie an, dass Arafat trotz all seiner Fehler ein historisch legitimierter Führer, ein Symbol sei. Die Israelis hätten von Arafat alles bekommen, außer der Möglichkeit ihn zu ersetzen. Noch immer seien ein Großteil der Palästinenser für Arafat, wenn er angegriffen werde, aber wiederwählen würden sie ihn nicht. Sie sehen ihn in der Tradition korrupter arabischer Regime stehen. Angesprochen auf die Verhaftung Sa´adats und der mutmaßlichen Attentäter, die den ehemaligen israelischen Tourismusminister Ze´evi erschossen hatten, und die darauffolgende Auslieferung an die Amerikaner um die Belagerung seines Amtssitzes zu beenden, meinte Khaled, dass sich an diesem Fall zeige, wie Israel mit gegebenen Versprechen umgehen würde.
Die palästinensische Autonomiebehörde sei ein Produkt des „Friedensprozesses“ von Oslo, dennoch bestehe der Hauptwiderspruch zwischen den Palästinensern und den israelischen Besatzern. Der Widerspruch zwischen dem palästinensischen Widerstand und der Behörde sei nur ein Nebenwiderspruch, auf gar keinen Fall dürfe man einen Bürgerkrieg riskieren. Die Bevölkerung müsse in zäher Überzeugungsarbeit über den Charakter der PNA aufgeklärt werden. Sie dürfe den Kampf nicht aufgeben, sich nicht noch einmal auf eine betrügerische „politische“ Lösung einlassen, die nur den Interessen des Gegners diene, die eigenen allerdings mit Füßen trete. Das sei das Oslo-Abkommen gewesen. Zu diesem Zweck gebe es Verhandlungen zwischen allen Strömungen des palästinensischen Widerstandes um ein gemeinsames Programm zu finden.
Zur Antiglobalisierungsbewegung meinte sie, dass die pazifistischen Tendenzen darin den Fehler machten, die Gewalt von Israel, die Gewalt des Besatzers, mit jener der Palästinenser, der Unterdrückten, gleichzusetzen, und diese generell ablehnten. In diesem Sinne seien auch die Selbstmordattentäter ein Mittel des bewaffneten Kampfes, die nur eine Taktik, keine Strategie, darstellen, und, auch wenn es nicht das Mittel des Kampfes der PFLP selber sei, so trügen sie doch dazu bei, ein Gleichgewicht der Angst herzustellen und die Verwundbarkeit Israels zu zeigen.
Auf die Frage, welche Meinung sie zu Al Qaida habe, antwortete sie, dass es keinerlei Kontakte zwischen Al Qaida und dem palästinensischen Widerstand gebe. Die Unterstützung von Al Qaida für Palästina sei rein propagandistisch, nie haben palästinensische Organisationen materielle Hilfe erhalten. Mit den islamischen Organisationen in Palästina könne es eine Zusammenarbeit auf Grundlage des Kampfes gegen die israelische Besatzung geben. Al Qaida jedoch sei eine Organisation bar jeden Programms und jeder Strategie.

 

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