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Was geschah in Thessaloniki?

27. Juni 2003

Etwa ein Dutzend Aktivisten und Aktivistinnen des Antiimperialistischen Lagers aus Italien (campo antimperialista) und Österreich (Antiimperialistische Koordination) haben an den Mobilisierungen gegen den EU-Gipfel in Thessaloniki teilgenommen. Hier ihr Bericht, der sich auf die drei Demonstrationen konzentriert die von Donnerstag bis Samstag stattgefunden haben. Bereits auf der Demonstration am Donnerstag, in Verteidigung der Migranten, waren die politischen Trennlinien innerhalb der Bewegung deutlich. Die KKE (Kommunistische Partei Griechenlands) hat an dieser gar nicht teilgenommen. Die verbliebenen wesentlichen Kräfte waren das griechische Sozialforum (sehr heterogen), „Widerstand 2003“ (eine antiimperialistische Initiative die außerhalb des Sozialforums ist und mit der wir gute Kontakte unterhalten), „Kampfinitiative Thessaloniki“ (ebenfalls ein antiimperialistisches Bündnis, rund um die NAR – Neue Linke Strömung), sowie die Anarchisten, dominiert von der Antiautoritäten Bewegung Saloniki.

Am Freitag waren alle in Chalkidiki, wo der Gipfel stattfand. Eine beeindruckende Absperrung der Polizei, die bis zum Strand reichte, verunmöglichte jeden Zugang. Es gab Versuche von der „Kampfinitiative Thessaloniki“ sowie den Anarchisten im „schwarzen Block“ durch die Sperren durchzubrechen, aber der erste Tränengaseinsatz brachte den allgemeinen Rückzug.

Am Tag danach gab es im Zentrum von Thessaloniki Demonstrationen die von insgesamt sechs verschiedenen Punkten aus loszogen. Eine der größeren war jene der KKE, die jede Zusammenarbeit mit anderen Kräften verweigert. Mindestens 100.000 Personen, zahlreiche Jugendliche, zahlreiche Arbeiter, diszipliniert und kämpferisch, eindeutig antiimperialistisch. Überall Hammer und Sichel und kubanische Fahnen.

In einem anderen Teil der Stadt fand die Demonstration des GSF statt, weniger zahlreich aber dennoch eine Massendemonstration. Massiv sind hier die antiimperialistischen Organisationen aufgetreten, tatsächlich haben sie das Erscheinungsbild dominiert. Zusammenstöße mit der Polizei lagen in der Luft. Am Ende des Marsches, aus der besetzten theologischen Fakultät kommend, der „schwarze Block“, bestehend aus der Antiautoritären Bewegung Saloniki und einer Reihe internationaler und griechischer Autonomer und Anarchisten, die sich selbst als Schwarzer Block bezeichneten, etwa 3000 Menschen stark. Auf Grund der fast militärischen Marschordnung ein beeindruckendes Bild. Ab ungefähr 17 Uhr haben Gruppen von Anarchisten begonnen mit Stahlgittern verbarrikadierte Banken anzugreifen. Die Polizei antwortet mit sehr harten aber relativ gezielten Knüppeleinsätzen, die darauf abzielten die Anarchisten des schwarzen Blocks von der Demonstration zu trennen. In dieser Situation marschiert die Demonstration des GSF weiter um verschiedene Schlusskundgebungen abzuhalten, während die Zusammenstöße zwischen Anarchisten und der Polizei in einem großen Gebiet des Zentrums intensiver werden. Am Schluss gab es zahlreiche zerstörte Geschäfte und verbrannte Autos, überall CS Tränengas und der Rauch der Brände, zahlreiche Verletzte, 130 Festnahmen und 35 Inhaftierte.

Tatsächlich war das die angekündigte Schlacht zwischen der Polizei und den radikalsten Teilen der griechischen Bewegung, eine Schlacht die dem Rest relativ gleichgültig war. Wir verstehen die Ablehnung der Methoden der Anarchisten, unverständlich ist uns die totale Gleichgültigkeit gegenüber der Repression, die nicht nur vom GSF, sondern auch von den andern politischen Blöcken gezeigt wurde.

Eine Sache ist klar: In Griechenland ist die Bewegung weit radikaler als in anderen Ländern Europas. Wahrscheinlich erklärt das das weitgehende Fehlen des Europäischen Sozialforums, auch des italienischen, an dieser Mobilisierung.

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