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Interview mit Saadat, PFLP

15. Juli 2003

von Fight Back!

Interview mit Ahmad Saadat:
Fight Back! führte am 20. Mai ein Interview mit dem inhaftierten Generalsekretär der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), Ahmad Saadat. In einer Zeit, in der sich die Augen der Welt auf den Mittleren Osten richten, sind wir erfreut über die Gelegenheit, unseren Leser/innen die Gedanken einer Schlüsselfigur des palästinensischen Widerstandes in seinen eigenen Worten näherzubringen.

Die PFLP ist die zweitgrößte politische Gruppe innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Sie ist eine revolutionäre, marxistisch-leninistische Organisation, welche die Schaffung eines demokratischen, säkularen Palästinas befürwortet.

Die PFLP wurde 1968 von Dr. George Habash und anderen führenden Mitgliedern der Arabischen Nationalistischen Bewegung (ANM) gegründet und stand an vorderster Front des politischen und bewaffneten Kampfes der Palästinenser/innen für nationale Befreiung, das Recht auf Rückkehr und für die Beendigung der illegalen militärischen Besatzung Palästinas durch Israel.

Das Zentralkomitee der PFLP wählte Saadat als Nachfolger des Vorsitzenden Abu Ali Mustafa, der im August 2001 vom israelischen Staat ermordet wurde. Als Vergeltung für die Ermordung Mustafas erschoss eine Spezialeinheit der PFLP den Rassisten Rehevam Ze´evi, den israelischen Minister für Tourismus, der offen für die Tötung und Verbannung von Palästinenser/innen eintrat.

Auf den Druck der Vereinigten Staaten und Israels hin verhafteten die palästinensischen Behörden im August 2001 Saadat und vier weitere Mitglieder der PFLP für die Tötung von Ze´evi im Januar 2001. Im Austausch für die Aufhebung der militärischen Belagerung des Sitzes des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat gaben die palästinensischen Behörden der Forderung Israels nach, die fünf in ein Gefängnis in Jericho zu verlegen, das von den palästinensischen Behörden betrieben wird und unter Aufsicht von US- und britischem Militärpersonal steht.

Fight Back!: Könnten Sie uns ein wenig über Ihre Geschichte in der PFLP erzählen? Wie und wann sind Sie ihr beigetreten und weshalb fühlten Sie zu diesem Zeitpunkt Ihres Lebens die Notwendigkeit, sich einer revolutionären Organisation anzuschließen?

Saadat: Mein Leben im nationalen Widerstand begann 1967, dem Jahr der israelischen Besatzung der Westbank und des Gaza-Streifens. In diesem Jahr bin ich der von der PFLP geführten Palästinensischen Student/innen-Union beigetreten, und 1969 wurde ich dann offiziell Mitglied der PFLP. Die Motivation, mich dem nationalen Kampf anzuschließen, war die Bekämpfung der zionistischen Besatzung. Zu dieser Zeit war die palästinensische Gesellschaft im allgemeinen stark von Nassers nationalistischen Gedanken beeinflusst, was dazu beigetragen hat, dass ich mich für die PFLP statt für eine andere Organisation entschieden habe.

Obwohl nationalistische Gefühle und Hass gegen die Besatzung die maßgeblichen Motive waren, sich irgendeiner nationalistischen Organisation anzuschließen, führte mich meine soziale Klasse – als Flüchtling, der die Auswirkungen der palästinensischen Katastrophe, Al Nakba [die Gründung des staatlichen Gebildes Israel und die Vertreibung von 750.000 Palästinenser/innen], erlitten hat, sowie als Sohn eines armen Arbeiters – zu den sozialistischen, marxistischen Gedanken, die in den Massenorganisationen der PFLP verbreitet waren. Diese Verbreitung von marxistischen Vorstellungen war ein Schritt vorwärts, eine fortschrittliche Entwicklung in den Theorien der ANM [Arabische Nationalistische Bewegung] und eine Konsequenz aus der Niederlage der bürgerlichen arabisch- nationalistischen Kräfte im Krieg gegen Israel von 1967.

Ich sollte außerdem noch sagen, dass die Zeit, die ich in den frühen Jahren meines Aktivismus im Gefängnis verbracht habe [Saadat wurde von den Israelis mehrmals verhaftet und verbrachte insgesamt über 10 Jahre im Gefängnis], mich ebenso zum Marxismus herangeführt haben und geholfen haben, mein Engagement für die PFLP und die nationale Bewegung zu konsolidieren.

Fight Back!: Sie sitzen nun seit mehr als einem Jahr im Gefängnis von Jericho. Der palästinensische Oberste Gerichtshof hat die Verhaftung als nach palästinensischem Gesetz illegal erklärt. Warum, denken Sie, weigert sich die palästinensische Behörde, die PA, Sie und Ihre Genoss/innen freizulassen?

Saadat: Weil das sog. `Jericho-Abkommen´ uns, die fünf Gefangenen, unter Aufsicht von Israel, den USA, der PA und Englands stellt, ist der einzige Weg, auf dem wir freigelassen werden könnten, die Aufkündigung des Abkommens. Die PA kann diese Position nicht einnehmen, besonders nach der israelischen Invasion in der Westbank im April letzten Jahres und der Belagerung von Al Moqata, dem Hauptquartier der PA und von Arafat. Jetzt pflichtet die PA allen Forderungen Israels und der USA bei.

Das `Jericho-Abkommen´ ist eine der Forderungen, welche die PA als Verpflichtung ansieht, die wichtiger für Israel und die USA sein könnte als die Ernennung einer/s Premierminister/in oder einer/s neuen Finanz- oder Innenminister/in.

Deshalb erfordert meine Freilassung und die Freilassung meiner vier Genoss/innen eine feste Position der Palästinenser/innen, die sich weigert, ständig den von den USA unterstützten, israelischen Forderungen nachzugeben. Die Frage unserer Freilassung ist daher sehr schwierig und liegt nicht allein in den Händen der PA.

Abschließend möchte ich mich zur Behauptung der PA äußern, nach der wir zu unserer eigenen Sicherheit inhaftiert seien: Das ist völliger Schwachsinn, der dazu dient, die Komplizenschaft der PA und ihre Unterwürfigkeit unter die Sicherheitsforderungen Israels zu rechtfertigen.

Fight Back!: Der Krieg und die Besatzung in Irak scheinen eine Anstrengung der US-Regierung zu sein, einen imperialistischen Plan einzusetzen, um ihre Hegemonie über die ganze arabische Welt zu konsolidieren. Welche sind die spezifischen Pläne der USA für die arabische Welt und auf welche Weise wirken sich die Bedingungen in Irak auf die palästinensischen Ansprüche auf nationale Befreiung und Unabhängigkeit aus? Gibt es eine reale Gefahr, dass Israel eine Politik der Zwangsvertreibung, oder `Transfers´, der Palästinenser/innen von ihren Wohnorten und ihrem Land durchführt?

Saadat: Der US-Staatssekretär Colin Powell hat erklärt, dass der amerikanische Entwurf für die arabische Region nicht weniger sein wird als die Neu-Zeichnung der politischen Karte der Region, um den amerikanischen Interessen am besten zu dienen. Darüber hinaus stellt die Kontrolle der Erdöl-Vorkommen in der Region die zentrale Verbindung dar, die es den USA ermöglichen wird, die Welt zu kontrollieren, und wird daher die amerikanische Sichtweise der internationalen Ordnung in diesem Stadium des Imperialismus durchsetzen. Dieser Entwurf wurde durch die Verhältnisse nach dem 11.September ermöglicht – denn vor dem 11. September gab es in den Verhandlungen des UN-Sicherheitsrates dagegen Widerstand.

Obwohl es der erste Schritt in diesem Entwurf war, politische Deckung und internationale Unterstützung für Sharon und Israels kriminellen Krieg gegen das palästinensische Volk zur Verfügung zu stellen, war Irak immer das zentrale Ziel. Die Erklärung von Powell hat den politischen Rahmen für den Entwurf geliefert und das amerikanische Programm aufgedeckt, die arabische Region zu `demokratisieren´ und allgemein im Mittleren Osten wie besonders in der arabischen Region `die Menschenrechte zu schützen´. Der amerikanische imperialistische Entwurf liegt nicht einfach in der Politik, Ökonomie oder militärischen Stärke begründet. Die USA beabsichtigen in Partnerschaft mit Israel, die Region sogar kulturell und ideologisch zu kontrollieren und neu zu formen, um langfristig die Sicherheit für ihre imperialistischen Interessen zu erreichen.

Fight Back!: Die obersten Führer/innen der PFLP sitzen im Gefängnis. Viele andere aus dem Zentralkomitee und Politbüro, sowie auch Führer/innen der mittleren Ebene, sind entweder ebenfalls verhaftet oder getötet worden. Weshalb betrachtet Israel die PFLP als solch eine Hauptbedrohung für seine Kontrolle über die Palästinenser/innen und warum wurde die Öffentlichkeit nicht über diese verheerenden Angriffe in derselben Weise aufgeklärt, wie wir über die Angriffe auf Hamas, den Islamischen Jihad oder Fatah erfahren?

Saadat: Objektiv und ohne jede narzistische Einschätzung meiner Erfahrung gibt es veröffentlichte Berichte von Führer/innen des israelischen Sicherheitsapparates, des Shabak, und von diesem nahestehenden und mit ihm verbundenen Journalist/Innen, wie etwa Ze´evi Sche´ve, in welchen die Gründe dafür beschrieben werden, warum die Repression durch Israel auf die PFLP konzentriert ist.

In den 1980er Jahren und während der ersten Intifada von 1987-1993 fanden die Israelis heraus, dass die PFLP eine feste, ideologische und unnachgiebige organisatorische Struktur besitzt. Es war unmöglich für sie, die geheimen Aktivitäten der PFLP zu entdecken, oder den Willen der PFLP-Kader und -Mitglieder zu besiegen, nicht einmal durch ihre brutalen und illegalen Verhörmethoden. Die PFLP hat auch eine sehr dynamische organisatorische Struktur, welche sich schnell verwandeln und verändern kann, besonders in Notsituationen.

Die fortgesetzten Angriffe der Israelis gegen die PFLP, besonders zwischen 1991 und 1995, zusammen mit der ernsten finanziellen Krise, mit welcher diese ab 1994 konfrontiert war, verleiteten den Shabak zu der Annahme, dass die PFLP den Weg von der sprichwörtlichen Intensivpflege-Einheit ins Grab gegangen sei. Die Geschwindigkeit, mit der die PFLP ihren Widerstandsapparat nach dem sechsten Kongress wiederaufgebaut hat, sowie der Beginn der Intifada im September 2000, überraschten Israel und den Shabak.

Diese Überraschung erklärt, warum der erste Mordanschlag gegen die PFLP durch Israel auf Abu Ali Mustafa abzielte. Die Annahme war, dass die Ermordung von Abu Ali die PFLP zurück zur Intensivpflege- Einheit treiben würde. Doch stattdessen antwortete die PFLP mit ähnlicher Macht, indem sie den Rassisten Rehevam Ze´evi tötete, einem Mitglied von Sharons Kabinett.

Obwohl die meisten der Aktivitäten der PFLP nicht in den Mainstream- Medien zu finden sind, kennt der israelische Shabak diese Aktivitäten gut und hat seine Angriffe auf uns verstärkt. Die Medien, die sich auf die Konkurrenz zwischen der PA und den islamischen Kräften konzentrieren, mögen uns ignorieren, aber der Feind macht es nicht. Und obwohl der PFLP eine regionale, politische Macht fehlt, und sie hauptsächlich auf die lokale Unterstützung durch arbeitende und arme Menschen vertraut, werden ihre Aktionen und ihre politische Bedeutung in der ganzen Region anerkannt.

Fight Back!: Hat die PFLP ein spezifisches politisches Programm, welches als Antwort auf die aktuellen objektiven Bedingungen der Intifada, oder des Aufstandes, entwickelt wurde? Wenn ja, wie setzt die PFLP diesen Plan in die Tat um?

Saadat: Die PFLP betrachtet die aktuelle Intifada als eine Initiative des Volkes und als eine absehbare Antwort auf die Krise, welche durch die Oslo-Verträge und andere auf Oslo basierende Verhandlungen geschaffen wurde. Der endgültige Zusammenbruch der Verträge ist nach dem Treffen in Camp David aufgetreten und hat die Wiederherstellung der Alternative des Volkswiderstandes zugelassen.

Die Intifada hat nicht nur die inneren Widersprüche des Oslo- Abkommens und dessen Unfähigkeit, den Konflikt zu lösen, reflektiert, sondern sie hat auch gezeigt, wie wichtig eine Neuordnung der palästinensischen, inneren Strukturen und ein Neuüberdenken der palästinensischen Führung sind – auf der Basis der Funktion des politischen Widerstandes. Dieser Widerstand selbst hat seine Basis in der Wiederherstellung der Rolle von internationaler Legitimität und die UNO als einen Bezugsrahmen, anstatt die USA als Hochburg für die `Friedensvermittlung´ zu akzeptieren.

Die Intifada zielt auf die Wiederherstellung der Rolle von internationalen Institutionen im politischen Prozess, als jene Körperschaften, die für die Umsetzung von Resolutionen und internationalem Recht in Bezug auf den arabisch-israelischen Konflikt verantwortlich sind. Die PFLP unterstützt die Rolle der Intifada dabei, die Struktur der palästinensischen Führung durch Strukturen des Volkes zu verstärken – angefangen bei den Volkskomitees, die dafür verantwortlich sind, lokale Institutionen in den Städten, Dörfern, Flüchtlingslagern und Nachbarschaften zu aktivieren, bis hin zu einem Mechanismus von Medien, welcher einen politischen Diskurs hervorhebt, der Unterstützung für die Legitimität und Legalität von Widerstand liefert, sowie die Kriminalität der israelischen Handlungen und die Verletzung der Menschenrechte und des internationalen Rechts aufzeigt. Außerdem fördert die Intifada die Unterstützungsnetzwerke der arabischen und globalen Bevölkerung in ihrem Streben nach Erlangung der angemessenen nationalen Rechte des palästinensischen Volkes.

Die Intifada, gemeinsam mit der Unterstützung durch die arabische und internationale Bevölkerung, könnte den Feind unter Belagerung setzen und den Weg dazu ebnen, unsere nationalen Ziele zu erreichen, was die PFLP bei mehr als einer Gelegenheit zum nationalen Dialog vorgeschlagen hat. Dies ist jedoch für die bürgerliche palästinensische Behörde nicht auf der Tagesordnung gestanden, welche ihre Anstrengungen zwischen Widerstand (um ihn auf unreife Weise auszubeuten) und Verhandlungen aufgeteilt hat, die auf demselben alten Bezugsrahmen beruhen (Oslo). Diese Situation hat einen Zustand der politischen Schizophrenie erzeugt. Dieser doppelte politische Diskurs der PA – mit der Intifada/ dem Widerstand an einem Ende und mit Israel am anderen Ende – hat zur Schwächung der Intifada geführt, besonders wenn die PA Aspekte des Widerstandes als `terroristische Aktivitäten´ einstuft, die verurteilt und bekämpft werden müssen

Fight Back!: Die Unterstützung der Bevölkerung für den palästinensischen Kampf ist unter den Massen der arabischen Welt immer groß, doch ihre Regierungen haben in der Mehrheit keine starke politische Haltung gegen Israel oder die Unterstützung der USA für Israel eingenommen. Die PFLP drückt weiterhin aus, dass die Freiheit der Palästinenser/innen untrennbar mit der Freiheit der Araber/innen verbunden ist. Was können die Palästinenser/innen in diesem Klima von Repression durch die arabischen Regierungen gegen die arabischen Massen von diesen Massen erwarten, was die tatsächliche Unterstützung für die Beendigung der israelischen Besatzung betrifft?

Saadat: Die Einheit der arabischen Nation und der palästinensischen Nation beruht auf der Verbindung der Interessen der arabischen Menschen und ihrem kollektiven Bedürfnis nach Sicherheit, sozialem Fortschritt, Entwicklung, sozialer Gerechtigkeit und Einheit. Diese Interessen und Ziele, welche die zugrundeliegende Basis für die arabische Einheit und die gegenseitige Verbindung repräsentieren, können jedoch nicht in Bedürfnisse übersetzt werden, ohne die politischen Instrumente, welche die Aktion des Volkes ankurbeln und es in einem arabischen Zentrum vereinigen.

Die Slogans für die unterschiedlichen arabischen, nationalen Strömungen und Parteien sind nicht angemessen für Programme, welche den arabischen, nationalen Kampf zur Basis für den Kampf in jedem einzelnen arabischen Land machen werden. Im Gegenteil, der Kampf der nationalistischen Parteien in jedem Land bleibt auf lokale Themen ausgerichtet und isoliert von der allgemeinen arabischen Frage. Aus diesem Grund ist die Unterstützung der arabischen Bevölkerung für die Intifada und der Protest gegen den Krieg in Irak begrenzt geblieben. Den nationalistischen Instrumenten – der Arabische Nationalkongress, verschiedene arabische, nationalistische Parteien und die arabisch-islamische Konferenz – fehlt es an einem Programm, das die lokalen Themen in jedem Land mit den allgemeinen arabischen Themen verbindet.

Weil die amerikanische Militärbesatzung in Irak den zentralen Punkt des Angriffes auf den arabischen und palästinensischen Befreiungsentwurf darstellt, erhält es eine große Bedeutung, die Mechanismen, Programme und Methoden der arabischen, nationalen Volksbewegungen neu zu überdenken, um die nationalen Interessen, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Kultur und Ressourcen zu verteidigen und die dialektische Verknüpfung zwischen nationalem Volkskampf und dem internationalem Kampf zu erkennen.

Die amerikanische Globalisierung des Krieges hat die Bedingungen geschaffen für ihre Antithese – die Globalisierung des Volkskampfes – auf zwei Ebenen. Erstens die taktische und unmittelbare Ebene: Die Herausforderung der USA an den internationalen Willen und internationale Institutionen und ihre Verletzung von internationalem Recht durch den Krieg gegen Irak hat eine Form von `Verweigerungs´- Front geschaffen, welche aus jenen Ländern besteht, die sich gegen den Krieg gestellt und sich vereinigt haben, um die UNO zu verteidigen. Dies hat einen `offiziellen´ Rahmen geboten, um sich dem illegalen Krieg und der Besatzung in Irak zu stellen. Zweitens die strategische und langfristige Ebene: Vor dem Krieg gegen Irak hat sich der Volkswiderstand (Anti-Globalisierungs-Kräfte) gegen den Imperialismus und seine Politik gegenüber den armen Nationen bedeutend ausgeweitet. Die Volksbewegung, in den arabischen Ländern und überall auf der Welt, bietet die strategische Grundlage für den Kampf gegen den Imperialismus und muss sich diesen neuen Bedingungen zuwenden und ihr Programm neu entwerfen, um die imperialistische Politik lokal und global zu bekämpfen. Diese Bewegung der arabischen und weltweiten Massen wird der palästinensischen Sache am meisten helfen.

Fight Back!: Die Vorstellung der PFLP für ganz Palästina beinhaltet das Leben in einer Gesellschaft, die frei von Kontrolle durch die herrschenden kapitalistischen Klassen Israels und der palästinensischen Behörde ist. Sie betonen auch, dass ein umfassender Friede nicht erreicht werden kann, ohne dass das Recht auf Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge umgesetzt wird. Sobald die Flüchtlinge zurückgekehrt und die israelische Besatzung beendet ist, welches politische System muss eingesetzt werden, damit Ihre Vision eines palästinensischen Staates aufrechterhalten wird? Und welche besondere Rolle sollen die PFLP und die unterdrückten Klassen der palästinensischen Gesellschaft in diesem Staat spielen?

Saadat: Das Recht auf Rückkehr für die palästinensischen Flüchtlinge ist ein legitimes und zentrales palästinensisches Recht, und der wichtigste Teil des palästinensischen Befreiungsentwurfes. Wenn die PFLP auf ihre Verpflichtung für das Rückkehrrecht besteht, dann besteht sie einfach auf ihre Verpflichtung für das palästinensische, nationale Programm, welches bei zahlreichen Treffen des palästinensischen Nationalrates bestätigt wurde.

Das Rückkehrrecht ist weder eine spontane, emotionale Reaktion, noch ist es ein abstrakt-legales Recht und auch kein rechter Chauvinismus. Im Gegenteil, es ist realistisch und bildet die einzige Grundlage für einen permanenten und dauerhaften Frieden.

Außerdem ist die Aufrechterhaltung des Rückkehrrechts keine, wie manche Intellektuelle und Akademiker/innen argumentiert haben, unmögliche Position, die für die Unfähigkeit steht, politische Realitäten und die Mischung aus lokalen, regionalen und internationalen Kräften zu verstehen. Im Gegenteil ist diese Verpflichtung für das Rückkehrrecht das Nebenprodukt einer wissenschaftlichen und objektiven Einschätzung und des Studiums des historischen Kampfes zwischen der palästinensischen, nationalen Befreiungsbewegung und der zionistischen, kolonialen Bewegung. Jede Lösung, die das Rückkehrrecht als Grundlage für einen permanenten Frieden zwischen Palästinenser/innen und den jüdischen Siedler/innen, welche die indigenen Bewohner/innen Palästinas gewaltsam vertrieben und das Land kolonisierten, ignoriert, mag zu kurzzeitigen Perioden der Ruhe und Stille führen, sie wird jedoch nicht die objektiven Bedingungen beseitigen, welche den Konflikt zwischen unserem Volk und der zionistischen Bewegung erzeugen.

Deshalb mag die Durchsetzung von internationalen Resolutionen und internationalem Recht betreffend das Rückkehrrecht, als erster Schritt, die Grundlage für einen permanenten Frieden schaffen und den Kampf in und rund um Palästina beenden. Dieses Recht, als Essenz der palästinensischen Frage, bildet die Brücke für eine demokratische und dauerhafte Lösung des Konfliktes zwischen jüdischen Siedler/innen und dem palästinensischen Volk.

Manche haben argumentiert, dass die gegenwärtige Realität in Richtung einer Zweistaaten-Lösung drängt – ein israelischer Staat neben einem palästinensischen Staat auf der Basis der Grenzen von vor 1967. Natürlich gehört es zu dieser Lösung, das Rückkehrrecht zu ignorieren, oder es durch Entschädigungen zu ersetzen. Wir in der PFLP argumentieren, dass es den Kampf nicht beenden wird, wenn eine solche Lösung dem palästinensischen Volk aufgezwungen wird, weil die Fakten und die Realität einer solchen Lösung widersprechen. Die Zweistaaten-Lösung, welche in der rassistischen Auffassung von `einem nationalen, homogenen jüdischen Staat´ begründet liegt, missachtet vollkommen die Tatsache, dass mehr als 1,3 Millionen Palästinenser/innen – 20% der gesamten Bevölkerung – innerhalb von Israel leben. Dies wird weiterhin zulassen, dass die Gründe des Konfliktes innerhalb Israels bleiben. Deshalb ist die Lösung auf der Grundlage von zwei Staaten ein Mythos.

Das Anliegen unseres Volkes, wie jedes anderen Volkes, ist eine demokratische und freie Gesellschaft. Dieser demokratische Staat – die einzige Staatsform, welche soziale und ökonomische Entwicklung herstellen kann – kann nicht von der parasitären und Kompradoren- Bourgeoisie geführt oder beherrscht werden, sondern von einer Einheit der Volkskräfte, die strukturelle Interessen teilen, in nationaler Unabhängigkeit, Rückkehr in die Heimat, Volksdemokratie und ökonomischer Entwicklung. Kurz, dies ist unsere Sichtweise in der PFLP und die Ansicht der nationalen, demokratischen Befreiungsbewegung.

Deutsche Übersetzung von Gegenmacht aufbauen

http://www.fightbacknews.org

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