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Den Amerikanern ein Vietnam im Irak!

1. August 2003

Abd al-Jabbar al-Kubaysi über den Widerstand im Irak

Mitte Juli, kurz vor seiner geplanten Rückkehr in den Irak, kam Abd al-Jabbar al-Kubaysi nach Österreich. Der vom Baath-Regime Verfolgte Iraker ist Mitglied der Patriotischen Irakischen Opposition und gehört damit trotz leidvoller Erfahrungen zu jenen Aufrechten, die nicht mit den Amerikanern in diesem Krieg kollaborierten. Zwar lange im Exil, hielt der ehemalige hochrangige Politiker doch den Kontakt in den Irak und ist ein intimer Kenner der dortigen Situation. Auf einer Veranstaltung der bruchlinien und bei einer Pressekonferenz erläuterte er diese und auch seine Versuche, den Widerstand in einer nationalen „Befreiungskoalition“ zu vereinen. Al Kubaysi über die Niederlage im Krieg, die „Demokratie“ der Amerikaner und den massiven Widerstand heute.

Der einfach gekleidete Mann auf dem Podium hat ein markantes Gesicht: tiefe Furchen lassen die vielen furchtbaren Dinge erahnen, die er erlebt hat. Er raucht viel und seine langen Finger richten die Unterlagen auf dem Tisch. Schließlich beginnt er zu sprechen, mit einer starken und bestimmten Stimme, doch nicht ohne feinen Humor. Die Zuhörer sind schnell gewonnen und fasziniert von diesem Mann, dem man anmerkt, dass er weiß, was er sagt.
Zunächst sprach Al Kubaysi zu den Gründen für die plötzliche und unerwartete Niederlage des Irak durch den Fall Bagdads am 10. April. Kubaysi erwähnte, dass die Gefechte im Vorfeld Bagdads einen solchen Kollaps nicht voraussehen hätten lassen, trotz der 23.000 Tonnen abgeworfener Clusterbomben. Umso überraschender sei die Dimension der Niederlage, wenn man berücksichtige, dass sich der überwiegende Anteil der Verteidigungsvorbereitungen eben auf Bagdad konzentriert hatte. Die Hauptkräfte der wohlbewaffneten und trainierten Republikanischen Garden waren dort stationiert, ein Tunnelnetz verband alle wichtigen Punkte miteinander und konzentrische Ringe zum Teil mit Öl gefüllter und entzündeter Gräben umgaben die Stadt. Wie konnte der Fall dann doch so spontan eintreten?
Die Antwort liege in den drei Faktoren fehlende Kontrolle, mangelhafte Vorbereitung und falsche strategische Einschätzung. So hatten die Amerikaner bereits Monate vor den kriegerischen Auseinandersetzungen insgesamt 14 Offiziere der Republikanischen Garden gekauft, von denen drei wichtige Funktionen innehatten und der Prominenz des Regimes zuzurechnen waren, nämlich der Kommandeur der Republikanischen Garde Maher Sufyan, der Generalsekretär der Armee Hussain Abd al Rashid, und der Bürochef von Kusai und Sohn des Armeesekretärs Ali Hussain Abd al Rashid. Auf diese Weise konnten sich die Amerikaner Informationen über die Widerstandskraft und die Verteidigungsvorbereitungen verschaffen. Die Kontrolle über die Einheiten und die Verteidigung Bagdads war vollkommen destabilisiert, Befehle wurden nicht befolgt bzw. unterminiert. Im entscheidenden, vereinbarten Augenblick wurden in einer geplanten Aktion und unter dem Vorwand der Truppenverstärkung zwei Einheiten von je ungefähr 20.000 Mann zu bestimmten Punkten außerhalb Bagdads geschickt, ebenso geschah dies mit den Feddayin-Verbänden.. Dort warteten bereits die Hubschrauber der Amerikaner und löschten die Einheiten mit bisher unbekannten Waffen aus. Zwischen dem 7. und 9. April, während welcher Zeit Bagdad praktisch sich selbst überlassen war, überprüften die Amerikaner mit einzelnen Vorstößen den Erfolg der Operation. Als sie auf keine nennenswerte Gegenwehr mehr stießen, rückten sie in Bagdad ein. Als eine der ersten Aktionen wurden die Gebiete der Vernichtungsaktion vollständig abgeriegelt und militärisch gesperrt, so dass niemand hinein- oder hinauskam, die Überreste der Garden wurden beseitigt oder in Massengräbern verscharrt und soweit möglich alle Spuren beseitigt. Allerdings habe Saddam Hussein auch bis zuletzt einen tatsächlichen Krieg nicht erwartet, und kaum eine der notwendigen Maßnahmen im Angesicht einer solchen Bedrohung wie durch die amerikanischen Streitkräfte getroffen. Ein weiterer wesentlicher Grund war also die Unfähigkeit der Regierung Saddam Hussein, einen wirklichen „Volkskrieg“ zu entfachen, also das Volk zu mobilisieren und zu organisieren. Im Gegensatz zu kämpfenden Spezialtruppen wäre ein solcher nicht durch Verrat zu beenden gewesen und hätte den Vormarsch der Amerikaner sowie die Sicherung eroberten Gebietes erschwert. Bagdad und die größeren Städte hätten im Kampf Haus zu Haus erobert werden müssen. So aber entstand mit der Vernichtung der Garden ein Vakuum der Desorientierung.
Dann wendete sich Al Kubaysi dem zu, was die USA unter den Schlagworten „Demokratie“ und „Demokratisierung“ der Welt verkaufen wollen und wofür allein in den zwei ersten Juliwochen 350 Häuser zerstört wurden. In Faludja, einem Kerngebiet des Widerstandes seien bisher schon sechsmal so etwas wie „Stadtdurchsuchungen“ durchgeführt worden, worunter die Plünderungen und Zerstörungen durch US-Truppen auf der vermeintlichen Suche nach Saddam Hussein und seiner Familie zu verstehen seien. Ein jedes Haus würde auf den Kopf gestellt, die Türen eingetreten, Möbel mit der Bemerkung:“We´re searching for Saddam“ zertrümmert und alle Wertgegenstände entwendet. Die US-Truppen gingen mit äußerster Brutalität und Systematik vor. Immer wieder würden der Öffentlichkeit auch Spitzen dieses Eisberges bekannt, dessen Dimension sich erahnen lässt, wenn man eins und eins zusammenzählt. Etwa der bekannte Fall des Bagdader Museums mit all den babylonischen Kunstschätzen, der weltweit für Aufregung sorgte. Dass 2300 wertvolle und unschätzbare Stücke von plündernden Massen entwendet würden, sei schlicht und einfach unmöglich, wenn man wisse, dass zahlreiche Exponate in doppelt gesicherten Eisentruhen verwahrt wurden bzw. in Tresorräumen, oder dass die US-Einheiten die leicht zu bewerkstelligende Entsendung auch nur eines einzigen Panzers zum Schutz verweigert hatten. Ganze Statuen wurden mit Bulldozern weggeschafft. Seltsam auch, dass die Einfuhrgesetze für Kunstgegenstände in die USA ausgerechnet vor dem Irakkrieg liberalisiert wurden. Im Schatten der US-Präsenz bilde sich eine Mafia aus Amerikanern und Kollaborateuren, die im quasi rechtsfreien Raum jede nur mögliche Form der Kriminalität betrieben. Ein schreckliches Indiz dafür sei der besonders tragische Fall, der durch UNICEF der Weltöffentlichkeit bekannt wurde. Im Bagdad gab es zu Beginn der neunziger Jahre insgesamt 58 modern ausgestattete und weiträumige Waisenhäuser mit insgesamt 15.000 Kindern, die darin untergebracht waren. Nach dem ersten Golfkrieg willigte der Irak ein, dass die UNICEF die Betreuung dieser Heime übernahm. Genaue Listen, die die Waisen erfassten, sollten den ordnungsgemäßen Ablauf gewährleisten. Nach dem Fall Bagdads entsandte UNICEF Mitarbeiter, die die Situation vor Ort inspizieren wollten, aber lediglich ein einziges dieser Heime intakt vorfanden. Die anderen Kinder waren und blieben vorerst verschwunden. Nach einiger Zeit intensiver Nachforschungen gelang es, einige Kinder ausfindig zu machen, die durch Drogenverkauf in der Nähe des Palestine-Hotels, dem Nachkriegszentrum der Stadt, ihr Dasein fristeten und grausige Auskünfte über Menschen- und Drogenhandel (Mädchen z.B. wurden als Gebrauchsgegenstände verkauft) sowie erzwungene Kinderkriminalität gaben, ein Geschäft in das amerikanische und dänische Soldaten verwickelt waren. Dahinter stand jener im ganzen arabischen Raum als Drogenhändler bekannte undmittlerweile arretierte Mohammad Mohsen Zubeidi, der sich mit Duldung der Amerikaner selbst zum Premier von Bagdad ausrief und als Scheindemokrat im Lichte der Medien sonnte. Angst machte es den Kindern unmöglich, zurückzukehren, weil ihnen für diesen Fall der sichere Tod angedroht wurde. UNICEF, die den Fall genau dokumentierte, musste, da sie die Sicherheit nicht garantieren konnte, resignieren.
Auch die immer wieder vom Westen ins Treffen geführte „Befreiung der arabischen Frau“ sei nicht in Sicht, im Gegenteil: Die Zusammenarbeit der Amerikaner mit den reaktionären Islamisten im Süden des Landes mache es möglich, dass Frauen an der Universität nicht mehr unterrichten oder hören dürfen, männliche Gynäkologen andererseits an der Ausübung ihrer Praxis gehindert würden.
Von solcher Art sei die amerikanische Export-Demokratie jenseits jener „Realität“, wie sie die Medien aus der Sicherheit ihrer geschützten Enklaven transportieren.
Al Kubaysi ging auch auf den Widerstand gegen die Besatzung, den mittlerweile selbst diese Medien nicht ignorieren können, ein. Schon mit einer kleinen Demonstration von knapp 500 Menschen am 10.April in Bagdad lasse sich der Beginn des Widerstandes ansetzen und bereits zwei Wochen später sei es zu ersten bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen. Dass die amerikanische Militärmacht alles andere als unverwundbar ist, habe schon die Schlacht am Flughafen von Bagdad gezeigt, wo vierhundert irakische Soldaten, aber auch 58 Amerikaner gefallen seien. Ihre rücksichtslose und ignorante Besetzungspolitik mache es dem Widerstand möglich, gewaltige Dimensionen anzunehmen. In Bagdad sind jeden Abend nach elf Uhr Feuerwechsel zu hören. Obwohl die Medien allenfalls von ein oder zwei täglich gefallenen Amerikanern sprechen, was für sich schon ausreichend ist, von breitem Volkswiderstand auszugehen, spricht sogar US-General Tony Franks von 15 bis 25 Attacken auf amerikanische Truppen pro Tag. „Dass dabei zwar Panzer zerstört werden, aber niemand stirbt, ist unglaubwürdig. Denn selbst amerikanische Panzer brauchen eine Besatzung.“ Als Beispiel könne eine Operation vom 6. Juni auf der irakischen Seite in der Nähe der syrischen Grenze gelten. Ein amerikanischer Konvoi von 50 Tanks geriet in einen Hinterhalt und wurde attackiert, 82 Soldaten wurden getötet und 11 Tanks komplett zerstört. In den Medien wurde lediglich von einem Toten gesprochen, den die US-Militärs einräumten. Eine Zahl von 5-10 getöteten US-Soldaten pro Tag sei hingegen realistischer als die Zahlen aus dem „Central Command“.
Ein weiteres Anzeichen für die Massivität des Widerstandes und die auf Dauer unerträglichen Verluste der Amerikaner sei deren Bestreben, eigene Vor-Ort-Truppen sukzessive durch polnische und sogar indische Armeekräfte zu ersetzen.
Zur Zeit seien drei Gruppen kämpferisch aktiv. Die organisatorisch, finanziell und militärisch am besten ausgestattete Gruppe sei jene um Saddam Hussein, die sich vor allem aus Überresten der ehemaligen Republikanischen Garden und Teilen der Armee gebildet hat . Ihr Aktionsradius reiche von Bagdad nach Westen und Norden entlang der Tigrislinie.
Offiziere der Armee, die sich vom ehemaligen Präsidenten losgesagt hätten und autonom agieren, bilden eine weitere Gruppe, die ihre Operationen bis nach Haditha entlang des Euphrats ausdehnen könne.
Eine dritte, vor allem in Bagdad und den Armenvierteln der großen Städte aktive Gruppe setze sich aus verschiedensten, großteils jugendlichen Kräften zusammen und werde „Jugend der Moscheen“ genannt. Überwiegend handle es sich um Menschen mit religiöser Überzeugung, aber auch demokratische und säkulare Kräfte hätten sich in der „Jugend der Moschee“, die großes Wachstumspotenzial habe, organisiert.
Bewaffnung und Finanzierung seien keine wesentliche Schwierigkeit, da man sich im Irak zur Zeit Waffen leichter verschaffen könne als Brot. Die traditionellen Familienstrukturen im Irak würden günstige Voraussetzungen für einen Befreiungskampf schaffen. „Wir haben nichts zu verlieren als unser Leben“, meinte Al Kubysi. „Und für jeden gefallenen Kämpfer rücken zwei Brüder oder Schwestern in den Widerstand nach“, erklärt er den Zusammenhang von Kinderreichtum und Kampfkraft, auch die Versorgung der Kämpfer werde durch die Familien geleistet. Andererseits gebe es viel zu gewinnen, denn die Kampf- und Opferbereitschaft für das gemeinsame Ziel, die amerikanische Besetzung des Irak zu beenden und das eigene Land zu befreien, sei sehr hoch. Die USA würden das sehr unterschätzen.
Der frühe Beginn des Widerstandes kam überraschend und übertraf selbst die dahin Orientierenden, die zumindest drei Monate Vorbereitungszeit veranschlagt hatten. Zur Zeit sei dieser aber noch im Wesentlichen auf die sunnitischen Gebiete mit dem Zentrum Bagdad konzentriert. Doch bereits jetzt zeigten sich erste Zeichen eines beginnenden Befreiungskampfes im schiitischen Süden, die zwar noch schwach ausgeprägt seien, aber innerhalb weniger Monate sich ausweiten und die USA in ernste Bedrängnis bringen könnten. Der Grund für das erst zaghafte Beginnen ist in den Säuberungswellen durch die Al-Badr-Brigaden desAjatolla Mohammed Bakir al-Hakim im Süden zu suchen. Seine 3000-4000 Bewaffneten massakrierten mit britischer Unterstützung an die 11.000 Iraker, vor allem solche, die der Verbindung mit dem ehemaligen Regime bezichtigt wurden. die. Diese Massaker und die daraufhin einsetzende Fluchtbewegung in Richtung auf Bagdad hätten die Widerstandsbildung verzögert. Aber unter der Oberfläche setze bereits eine solche Formierung ein, denn die Massaker beschränkten sich vor allem auf die großen Städte, wie Nasiriyha und Najjaf. Zwar bilde der konservative Klerus die wesentliche und vielleicht einzige Stütze der USA bzw. eines Marionettenregimes, aber er gerate zunehmend unter Druck einerseits durch seine radikalen Teile, die offen den Kampf gegen die Besatzung fordern, andererseits durch die Masse der Gläubigen, die z.B. angesehene geistliche Oberhäupter und Prediger verjagen, wenn sie eine versöhnlerische Haltung nach außen kehren und einbekennen. Zudem seien die ländlichen Gebiete rund um die Städte Stammesgebiet, über das schwer Kontrolle auszuüben ist und wo nicht dieselben Voraussetzungen und ökonomischen Bedingungen wie in den Städten herrschen. Dort stelle man die Religion nicht in den Vordergrund, wenn es um die Politik geht, sondern sei in erster Linie Araber, an zweiter Stelle Iraker, an dritter Stelle Muslime und erst an vierter Stelle Schiit oder Sunnit. Zwar hätten die Amerikaner hier die Stammesführer zu bestechen versucht, aber das sei keineswegs überall gelungen. Die vielbeschworenen ethnischen Unterscheidungen seien erst seit 10 Jahren aktuell.
Im Norden, in den kurdischen Gebieten, bereite sich unter der Oberfläche ebenfalls Widerstand vor. Es gebe zuverlässige Informationen über eine streng islamische Organisation, die sich unter höchster Geheimhaltung gegen die Amerikaner rüstet.
Die Behauptungen der Amerikaner wonach „Al Kaida“ im Irak operieren würde, seien eine bloße Propagandalüge, um den Eindruck zu erwecken, der Widerstand würde von außen ins Land getragen. Diesem Eindruck sollten auch diverse Flugblätter und Kommuniquà©s dienen, die in bewusst schlechtem Arabisch sich als „Befreiungskräfte“ präsentieren, aber auf die Amerikaner zurückgehen.
Dann sprach Al Kubaysi über die Perspektive des Widerstandes. Es gelte, sich auf eine lange Dauer desselben einzustellen, fünf, sieben oder zehn Jahre. Ein Abzug der Amerikaner ist nicht in Sicht. Doch werde der Befreiungskampf bis zur Befreiung von den Amerikanern fortgesetzt. Oberste Priorität komme der Bildung einer nationalen Befreiungsfront zu, die alle Kräfte des Widerstandes vereine und den oft noch allzu spontanen Widerstand in organisierte Bahnen lenke. Auf die von österreichischen Journalisten gleichsam reflexartig gestellte Frage, ob das die Zusammenarbeit mit Saddam Hussein einschließe, oder ob sie diesen nicht lieber an die Amerikaner übergeben, antwortete Kubaysi spontan: „Warum sollten wir nicht mit ihm zusammenarbeiten? Unser Feind sind die Amerikaner. Jede Kraft, die für das Ziel der Befreiung kämpft, ist uns willkommen. Wenn er die Amerikaner bekämpft, ist er uns willkommen.“ Eine Gefahr, dass Saddam Hussein wieder Präsident wird, existiere auf gar keinen Fall. Die Gesellschaft sei keine mechanische Maschine. Der Widerstand selbst werde die neuen führenden Kräfte bestimmen.
Ein Konzept für den Befreiungskampf sieht Al Kubaysi im Bewusstsein der Notwendigkeit eines internationalen Antiimperialismus, unter dessen Zeichen der antiimperialistische Nationalismus stehe. Unmittelbar gehe es um die nationale Befreiung des Irak, ein Kampf, der aber in enger Verbindung mit dem Kampf der gesamten arabischen Welt und vor allem Palästinas stehe, da längerfristig der Imperialismus nur an vielen Fronten zu schlagen sei. Eine Niederlage der Amerikaner im Irak würde im ganzen arabischen Raum neue Voraussetzungen schaffen.
Schon die Briten ließen sich bei ihrer Kolonialisierung des Irak als Befreier feiern und wurden doch nach nur zwei Jahren und zehn Monaten aus dem Land gejagt. Damals kämpften die Iraker mit Fischerspießen gegen Kanonen und haben gesiegt. Freilich, auf das von ihnen eingesetzte Staathalterregimes des Königs hatte London fast ein halbes Jahrhundert lang entscheidenden Einfluss. Doch Al Kubaysi bleibt optimistisch: So wie die Briten den Irak unterschätzten, so unterschätzen ihn jetzt die Amerikaner, denn: „Dieser Krieg ist anders als der in Afghanistan.“ Afghanistan hatte Jahrzehnte eines aufreibenden Krieges hinter sich, ein zentralistischer Staat war aufgrund der sehr heterogenen Kräfte schwer aufrecht zu erhalten und die Amerikaner hatten es leicht, sich diese Heterogenität zunutze zu machen. „Im Irak aber haben sie einen ganzen modernen Staat eingerissen mit sozialen Einrichtungen, einer Verwaltung und Finanzen. Das alles ist zusammengestürzt. In Afghanistan haben sie es schwer, die Kontrolle und die Marionette Karsai zu behalten. Aber im Irak ist es den Amerikanern unmöglich, aus dem Nichts einen künstlichen Staat nach ihrem Muster zu schaffen.“ „Unser Ziel ist es, den USA ein zweites Vietnam im Irak zu bereiten!“

Martin Vinomonte

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