Editorial
Frieden in Nahost und der Irak als „demokratischer Vorzeigestaat“ des Arabischen Raumes. So sind die USA vor knapp einem halben Jahr angetreten, um ein schon ausgehungertes Land in Schutt und Asche zu bomben und ein geknechtetes Volk weiter zu demütigen. Bis zum Überdruss mussten wir uns die amerikanische Frohbotschaft in den westlichen Medien gefallen lassen. Allein – die Realität straft die US-Militärstrategen und PR-Manager täglich Lügen. Statt Demokratie hat die US-Aggression dem irakischen Volk nur Chaos und Leid gebracht. Statt Frieden und Souveränität beschert die Roadmap den Palästinensern täglich neue israelische Gewaltakte und Erniedrigungen.
Doch es geht eine andere Botschaft um in der Welt, die des irakischen Volkes. Widerstand ist möglich und der mächtigsten, scheinbar unbesiegbaren Armee der Welt schlottern vor den Augen aller die Knie, angesichts der nicht endend wollenden Guerillaaktionen.
Auch für die Palästinenser sind die Lebenszeichen des irakischen Widerstandes ein Hoffnungsschimmer. Auch wenn in Palästina niemand an den Segen der Roadmap geglaubt hat – mit Ausnahme derjenigen, die von ihr profitieren würden – so fürchteten doch viele, dass sie Wirklichkeit werden könnte. Und mit ihr die vollendete Tatsache von isolierten palästinensischen Bantustans, hochtrabend als „Staat“ bezeichnet. Das grausame Szenario eines palästinensischen Bürgerkriegs warf seine Schatten mit jedem neuerlichen Bekenntnis aus dem Munde Mahmoud Abbas zu den US-israelischen Auflagen voraus. Doch das palästinensische Volk ist Leiden gewöhnt. Es lässt sich so schnell nicht unterkriegen und erkennt einen Betrug als einen solchen. Es lässt sich keinen Bürgerkrieg aufzwingen und keinen allzu durchsichtigen, allzu offensichtlichen Fahrplan zur palästinensischen Kapitulation.
So zeigen das irakische und das palästinensische Volk, dass Widerstand möglich ist, dass der Anspruch auf Frieden, Freiheit und nationale Selbstbestimmung nach wie vor legitim ist. Und dass, wem immer Gerechtigkeit am Herzen liegt, diesen Widerstand gegen den neuen amerikanistischen Imperialismus verteidigen muss.
Wien, 23. August 2003