zur Kundgebung am 1. November in Wien
Am 1. November hat sich die Antiimperialistische Koordination an einer antifaschistischen Kundgebung am Wiener Zentralfriedhof beteiligt. Ziel war es gegen die Ehrung des überzeugten Nationalsozialisten Walter Novotny durch verschiedene Gruppen des rechtsextremen Spektrums zu protestieren – neben dem RFJ und einigen Burschenschaftern stattete wohl auch die Kameradschaft Germania sowie Gottfried Küssel dem ehemaligen Ehrengrab einen Besuch ab.
Interessant, dass einigen Gruppen der Linken offensichtlich weniger die Nazikundgebung ein Dorn im Auge war, als unsere Teilnahme an der Gegendemonstration. Grund: Unsere entschlossene Unterstützung des palästinänsischen und irakischen Widerstands, wobei zumeist Verdrehungen und Halbwahrheiten über unsere Positionen vorgeschoben werden., oder einfache Lügen wie angebliche Zusammenarbeit mit Rechtsextremen. Wir erklären dazu zwei Dinge:
1. Wir lassen uns unsere antifaschistische und antirassistische Identität nicht von einigen exlinken Liberalen in Frage stellen. Wir sind Antifaschistinnen und Antifaschisten, und stehen in der Tradition der Kämpferinnen und Kämpfer gegen Faschismus und Nationalsozialismus: Der Partisanen und all jener, die ihr Leben im Kampf verloren haben oder noch bis heute kämpfen. Wir sind, wie viele Teile der Wiener Linken, trotz Genozids und Vertreibung, stark von der linksradikalen Tradition der jüdischen Intelligenz geprägt. Wir werden gegen Nazis und Antisemitismus demonstrieren, wann immer wir wollen.
2. Der historische Antifaschismus war antikapitalistisch. Gegen den faschistisch-imperialistischen Eroberungskrieg verteidigte er das Recht auf nationale Selbstbestimmung. Seine Vertreter waren nach dem Zweiten Weltkrieg die entschiedensten Kämpferinnen und Kämpfer gegen imperialistische Kriegstreibereiund gegen die imperialistische Neuformierung Europas unter der Führung der USA – während sich die Eliten der westlichen „Demokratien“ augenblicklich wieder mit den schwarzen Horden des Faschismus verbündeten. Die selben westlichen Eliten setzten damals unter dem Schlagwort des „Totalitarismus“ Faschismus und Kommunismus gleich, um ihren Antikommunismus zu begründen. Heute glaubt die antitotalitaristisch gewendete Linke definieren zu können, wer hier Antifaschist sein darf.
Der Grünalternativen Jugend, der „ökologischen Linken“, den restlichen Wiener Antideutschen, und wer auch immer sich berufen fühlt sich deren Kreuzzug anzuschließen, richten wir folgendes aus: Die Verteidiger des Iraks gegen den imperialistischen Eroberungskrieg (und damit meinen wir nicht nur die AIK) sind die Erben der griechischen, jugoslawischen und sowjetischen Partisanen, der italienischen Resistenza und den von der KPD geführten antifaschistischen Milizen. Ihr seid die Erben der konservativen deutschen Totalitarismustheoretiker der 70er Jahre, welche der radikalen Linken damals die exakt gleichen Vorwürfe, mit den exakt gleichen Argumenten, ob ihres angeblichen Antisemitismus gemacht haben. Eure Anschuldigungen sagen weniger über uns aus, als über den Verfall den die Linke in den letzen Jahren durchgemacht hat. Denn unsere Position zu Palästina war vor zehn Jahren schon die gleiche. Weil Ihr Euch damals noch nicht als die Vertreter der Außenpolitik eines Ariel Sharon verstanden habt und Ihr noch nicht die Totalitarismustheorie der CDU inhaliert hattet, sind wir noch gemeinsam auf diversen Aktionseinheiten gesessen. Ihr habt keinerlei Recht unseren Antifaschismus in Frage zu stellen.