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„Auf einem Pulverfass“

22. Januar 2004

Interview mit Badruddin Umar, Bangladesh National Liberation Council

Badruddin Umar, 74, ist Präsident des Bangladesch National Liberation Council (Nationaler Befreiungsrat). Der aus politischen Gründen von der Universität von Dhakka verwiesene Professor wurde in Oxford ausgebildet und leitete jahrelang eine der Parteizeitungen der mehrfach gespalteten prochinesischen Kommunisten. Er stellte sich jedoch gegen die chinesische Unterstützung für Pakistan während des bengalischen Befreiungskampfes Anfang der 70er Jahre und gilt als eine der Gallionsfiguren der kommunistischen linken Bangladeschs.

AIK: Warum sind Sie zu Mumbai Resistance (MR) gekommen?

Es liegt viele Jahre zurück, dass ich in Indien war. Für uns blieb jedoch die Zusammenarbeit der antiimperialistischen und kommunistischen Kräfte des indischen Subkontinents immer wichtig. Was uns schliesslich überzeugte teilzunehmen, war die Offenheit der Organistoren. Endlich scheint unsere alte aber schlechte linke Tradition, uns gegenseitig umzubringen, überwunden. Wir müssen uns trotz unserer Meinungsverschiedenheiten vereinigen, um ein Gegengewicht gegen jene bilden zu können, die die Humanisierung des Kapitalismus propagieren. MR stellt zutreffend fest, dass eine andere Welt ohne Kampf gegen den Imperialismus nicht möglich ist.

AIK: Welche Differenzen meinen Sie?

Wir halten beispielsweise die Strategie des Volkskrieges für unser Land
für ungeeignet. Unsere Geschichte ist eine ununterbrochene Kette von Volksaufständen. Der nächste bereitet sich in den Massen bereits vor.

AIK: Welche Elemente deuten auf eine solche Entwicklung hin?

Die soziale Lage in Bangadesch ist katastrophal. Durch das was heute allgemein Neoliberalismus und Globalisierung genannt wird, ist der Lebensstandard grosser Teile der Bevölkerung stark abgesunken. Unser Zweiparteiensystem funktioniert nicht mehr. Ist die eine Partei an der Macht, so bleibt der anderen nichts anderes übrig als das Parlament zu verlassen und auf die Strasse zu gehen. Nur so kann der Unmut noch kanalisiert werden. Doch letztendlich liegt das Sagen so und so beim US-Botschafter, dem der Status des ehemaligen britischen Vizekönigs zukommt. Das proimperialistische Regime in Bangladesch und die Bourgeoisie sind jedoch wirklich schwach – auch im Vergleich mit allen anderen Ländern des Subkontinents. Nach einer Phase der Demoralisierung nach 1991 hat insbesondere die US-Aggression gegen den Irak zu einer neuen Politisierung geführt, in der sich die antiamerikanische Stimmung mit dem Kampf gegen das Regime verbindet.

AIK: Welche Bilanz ziehen Sie nach vier Tagen MR?

Eine überwiegend positive. Den Veranstaltern ist es gelungen, unterrschiedlichste radikale Volksorganisationen aus dem ganzen Land zu vereinigen. Hier diskutierte nicht die europäische Mittelklasse wie beim WSF, sondern da trafen kämpfende Organisationen der Bauern, der Dalits, der Muslime mit internationalen Vertretern der antiimperialistischen Bewegung zusammen, die sich nicht von den zivilgesellschaftlichen Hirngespinsten einlullen lassen. Dass viele Teilnehmer sehr jung, oft auch analphabetisch und die wenigsten Marxisten-Leninisten waren, ist ein gutes Zeichen, denn genau diese wollen wir ansprechen. Die Initiatoren vom All Indian People`s Resistance Forum (AIPRF) haben ihre Organisation in den Hinter- und die politischen Inhalte in den Vordergrund gestellt.

AIK: Sie schlugen beim Abschlusstreffen ein internationales Koordinationskomitee der Antiimperialisten vor. Welche Aufgabe soll dieses haben?

MR darf kein einzelnes Ereignis bleiben, sondern muss eine Fortsetzung finden. Es ist die Idee diskutiert worden, einen internationalen Aktionstag in Unterstützung des irakischen Widerstands durchzuführen. Das Komitee soll diesen koordinieren. Wir sind jedenfalls bereit daran teilzunehmen.

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