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TAYAD-Erklärung zu der Verhaftungswelle vom 1. April

9. April 2004

Hamburg, 1.4.2004

In einer Welt der Ausbeutung und Unterdrückung kann die revolutionär demokratische Öffentlichkeit nicht zum Schweigen gebracht werden!

Die Angriffe des 01. April 2004 bilden ein weiteres Glied in der seit Monaten und Jahren andauernen Repression gegen die revolutionär demokratische Öffentlichkeit Anatoliens. Wie bereits in den bürgerlichen Medien erwähnt wurde, gab es am 01. April 2004 etliche Festnahmen in der Türkei, in Deutschland, in Italien, in Belgien und in den Niederlanden. Was die bürgerlichen Medien jedoch verschwiegen haben, ist der Grund für die Repression. Denn es ist ziemlich primitiv, sämtliche Angriffe mit dem Vorwand der „Terrorbekämpfung“ zu begründen. Es wäre auch allzu naiv zu glauben, dass die Bürger der jeweiligen Länder diese Demagogien, besonders in einer Zeit, in der der Imperialismus sein massenmordendes Gesicht offen dargelegt hat, ohne weiteres hinnehmen. Obwohl die Angriffe des 01. April in der internationalen Presse erschienen sind, fiel kein Wort über die 110 Gefallenen des Todesfastens. Kein Wort fiel über die über 500 an Wernicke Korsakoff leidenden Menschen. In keinem Wort erwähnten sie, dass diese unheilbar kranken Menschen mit der Begründung „sie seien geheilt“ wieder in die Gefängnisse gesteckt werden. Kein Wort über die hundertfachen Ingewahrsamnahmen der letzten Wochen, über die Folter, die Knochen- und Schädelbrüche, die Morddrohungen, die Entführungen und über die willkürlichen Festnahmen. Somit wendet die europäische Presse die selbe Zensur an, die in der Türkei gängig ist. Nur in der Türkei hat man etwas zu befürchten, wenn man seinem/ ihrem humanen Gewissen folgt und die Zensur mißachtet. Worauf ist es aber in Europa zurückzuführen. Gibt es auch hier diese Zensur, oder die Menschlichkeit im Journalismus verkümmert?

Mittlerweile haben wir folgende Angaben zu den in der Türkei in Gewahrsam genommenen Personen erhalten können:

Am Morgen des 01. April 2004 wurden folgende Einrichtungen in der Türkei gestürmt.

Das Kulturzentrum Idil

Temel Haklar ve Özgürlükler Dernegi(Verein für grundlegende Rechte und Freiheiten)

Die Angehörigenorganisation Marmara TAYAD

Der Istanbuler Jugendverein

Halkin Hukuk Bürosu(Rechtsbüro des Volkes)

Anadolu`nun Sesi Radyosu(Radio Stimme Anatoliens)

5 Personen, die sich im Idil Kulturzentrum und Anadolu`nun Sesi Radyosu befanden, wurden während der polizeilichen Stürmung, die ohne Durchsuchungsbefehl stattfand, in Gewahrsam genommen. Die Namen der in Gewahrsam genommenen lauten:

Devrim Koc vom Anadolu`nun Sesi Radyosu

Gamze Mimaroglu, Chefredakteurin der Zeitschrift TAVIR

Grup Yorum Mitglieder Ali Araci und Beril Güzel

Eylem Yerli, Mitarbeiterin im Idil Cafe

9 Personen wurden im Marmara TAYAD, dass sich in Taksim befindet in Gewahrsam genommen. Die Namen der in Gewahrsam Genommenen lauten:

Eylül Iscan, Hasibe Coban, Yasar Simsek, Özkan Özgür, Hidir Gül, Ismail Kara, Gülten Özdemir Tekin, Yurdum Ali Tokgün und Talat Sanli.

7 Personen vom Temel Haklar wurden in Gewahrsam genommen. Die Namen der in Gewahrsam Genommenen lauten:

Sadi Naci Özpolat, Cayan Güner, Beütül Gökoglu, Kevser Mizrak, Nuray Ögrener, Yüksel Almaz und Gülsen Salman.

2 Personen wurden während der Stürmung des Halkin Hukuk Bürosu in Gewahrsam genommen:

Mehmet Dogan und Kudret Sarigül.

7 Personen wurden während der Stürmung des Ekmek ve Adalet Büros in Gewahrsam genommen. Die Namen sind noch unklar.

Ebenso sind die Namen der 6 in Gewahrsam genommenen im Jugendverein noch nicht bekannt.

Zur Zeit ist von der „Demokratisierung“ der Türkei die Rede. Nachdem die Gefängnisse der Türkei nun auf „europäische Standards“ angehoben worden seien, sollen weitere Schritte zur „Demokratisierung“ folgen.

Wie aber ist die gemeinsame Repression der Türkei und Europas zu erklären. Ist das die „Demokratisierung“. Das ist in der Türkei nichts Neues. Oder senkt sich Europa damit auf „türkische Standards“? Wie dem auch sei, auch für Europa ist dies nichts Neues.

Bereits im vergangenen Jahr waren revolutionär-demokratsiche Menschen mit anatolischer Herkunft und deren Einrichtungen Zielscheibe europäischer Repression. Besonders in Deutschland erlebte diese revolutionär demokratische Öffentlichkeit enorme Repression. So wurde zum Beispiel allein das Kölner Büro der Zeitung „Ekmek ve Adalet“ im vergangenen Jahr zwei Mal polizeilich gestürmt, Arbeitsgeräte, Unterlagen und das Archiv beschlagnahmt, Mitarbeiter in Gewahrsam genommen und AnwältInnen im Polizeirevier mißhandelt.

Es ist also nichts Neues, dass solche Repression auch außerhalb der Türkei stattfindet.

Es steht außer Frage: In der Türkei finden massive Rechtsverstösse statt. In der Türkei gibt es keine Demokratie, sondern Faschismus. Und die europäischen Staaten, als hätten sie nicht schon genug Verbrechen begangen, sähen Wind, indem sie das Morden der Türkei unterstützen und sich somit auch für die Verbrechen des Faschismus in der Türkei mitverantwortlich machen.

Folgendes können wir zur Represion vom 01. April in Europa sagen:

Bereits am 31. März soll in Griechenland eine Person in Gewahrsam genommen worden sein. Unseren Informationen zufolge befände sich diese Person noch immer in Gewahrsam.

Zeitgleich mit den Stürmungen in Istanbul wurde das Amsterdamer Pressebüro Özgürlük polizeilich gestürmt. Dabei wurden Türen und Fenster eingeschlagen. Arbeitsgeräte und das Archiv wurden beschlagnahmt. Dabei wurde eine Person in Gewahrsam genommen. Diese Person kann laut Angaben des Pressebüros immer noch kein Anwaltsbesuch empfangen.

Mehrere Personen wurden bei der Stürmung in Brüsseler Halkin Sesi TV und Radio in Gewahrsam genommen. Jedoch befinden sich die in Brüssel in Gewahrsam genommenen mittlerweile wieder in Freiheit.

In Köln wurde mindestens eine Wohnung gestürmt, wo ein Computer beschlagnahmt wurde. Bei dieser Stürmung soll es keine Ingewahrsamnahmen gegeben haben.

Unseren Informationen zufolge sollen in Italien 5 Personen in Gewahrsam genommen worden sein. Moreno Pasquinelli, Maria Frazia Ardizzone, Alessia Monteverdi vom Anti-Imperialistischen Koordination mindestens eine weitere Person anatolischer herkunft seien laut einer Erklärung der Anti Imperialistischen Koordination am Morgen des 01. April in Gewahrsam worden.

Es ist kein Verbrechen, Gerechtigkeit in einer Welt der Unterdrückung und Ausbeutung zu verlangen. Nach den Gesetzen der Imperialisten und der Faschisten ist es aber ein Verbrechen. Als Menschen mit revolutionär demokratischer Identität spielen für uns das Wohl der Völker eine wichtige Rolle. Es wäre für uns ein Verbrechen, würden wir uns an der Aufrechterhaltung des Systems der Ausbeutung und der Unterdrückung beteiligen. Genauso ist es für uns unvorstellbar, gegenüber der imperialistischen und faschistischen Aggression, gegenüber dem Massaker im Irak und in Afghanistan, gegenüber dem Blutbad in Palästina, gegenüber dem Sterben in den Gefängnissen der Türkei zu schweigen.

Daher protestieren wir gegen diese Repression, die dazu dienen soll, den Kampf gegen die Ausbeutung und Unterdrückung zu unterbinden. Wir werden uns weiterhin mit den unterdrückten und ausgebeuteten Völkern dieser Erde solidarisieren!

Wir fordern die revolutionär-demokratische, fortschrittliche Öffentlichkeit dazu auf, zu dieser Repression Stellung zu beziehen. Denn diese Angriffe werden in Zukunft die gesamte revolutionär-demokratische Öffentlichkeit zur Zielscheibe haben.

Wir rufen dazu auf, unseren Protest als den Eigenen zu betrachten und mit uns gemeinsam der imperialistischen und faschistischen Aggression entgegenzutreten.

Ein Angriff gegen Eine/n von uns, ist ein Angriff gegen uns alle!

Stärken wir die internationale, revolutionäre Solidarität!

TAYAD Komitee Hamburg

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